Prof. Dr. Joachim Bauer

Im Jahr 2000 gingen zwei große Untersuchungen durch die Presse: Die sog. Potsdamer Lehrerstudie von Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt. Schaarschmidt kam zu alarmierenden Ergebnisse hinsichtlich der psychischen und physischen Belastung von Lehrerinnen und Lehrern. Die Untersuchung wurde unter großer Beachtung in Berlin vorgestellt – finanziert vom VBE und anderen Lehrerverbänden wesentlich auf die Initiative des damaligen VBE-Vorsitzenden Dr. Ludwig Eckinger (Falls er da ist begrüßen).

Kurz nachdem diese Studie bekannt wurde, veröffentlichte im Jahr 2001 Andreas Weber eine im Auftrag des bayerischen Arbeitsministeriums erstellte Analyse der kompletten Daten aller Frühpensionierungen in Bayern zwischen 1997 und 1999. Resultat: Über 78 % der Frühpensionierungen waren krankheitsbedingt, davon 52 % in Folge von psychischen Krankheiten, wie Depression und Angststörungen.

Diese Daten waren so alarmierend, dass der BLLV umgehend eine Initiative ARBIS (Arbeitsbelastung in der Schule) ins Leben rief. Der BLLV brachte das Thema in das Bewusstsein der Kolleginnen und Kollegen, der Kultusverwaltung und vor allem auch der Politik. Der BLLV richtete im Oktober einen runden Tisch zum Thema Lehrerbelastung ein, an denen alle bundesweit aktiven und profilierten Experten in der Frage der Lehrergesundheit zum BLLV kamen – die erste Veranstaltung dieser Art in Deutschland. Aus dieser Initiative entwickelten sich viele Aktivitäten:

  • Der Bayerische Landtag führte eine Anhörung zum Thema durch und stellte Stellen für diese Aufgabe zur Verfügung.
  • Die Kultusministerien in ganz Deutschland erkannten, dass Lehrergesundheit kein Luxusthema ist, sondern eine zentrale Frage der Berufszufriedenheit von Lehrern und der Effizienz von Schule.
  • Das bayerische Kultusministerium installierte Modellversuche von Gesundheitsbeauftragten in drei Regierungsbezirken, die - leider mit zu wenig Ressourcen - auch heute noch aktiv sind.
  • Schließlich blieb auch der BLLV als Selbsthilfeeinrichtung von Lehrern für Lehrer nicht untätig. Unter Albin Dannhäuser wurde das Institut für Gesundheit in pädagogischen Berufen (IGP) eingerichtet, mitgesponsert von der Bayerischen Beamtenkrankenkasse.


Albin Dannhäuser und Dieter Reithmeier gelang es Prof. Dr. Joachim Bauer, der bereits beim ersten runden Tisch anwesend war, für die wissenschaftliche Leitung des IGP zu gewinnen. Er unterstützt den BLLV seitdem ehrenamtlich und in großer Verbundenheit.

Prof. Joachim Bauer ist nicht irgendwer. Er ist weit über das Thema Lehrergesundheit hinaus eine Kapazität in der Neurobiologie und der Psychiatrie. Forschungsaufenthalte in den USA, seit 1992 Professur für Psychoneuroimmunologie am Uniklinikum Freiburg, Oberarzt in der Abteilung psychosomatische Medizin in Freiburg, wissenschaftlicher Leiter der Dr.-Georg-Reisach- Akademie.

Prof. Bauer hat zahlreiche wissenschaftliche Fachartikel veröffentlicht und mehrere vielbeachtete Büche. Sein letztes Buch mit dem Titel „Schmerzgrenze – vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt“ beschäftigt sich mit dem Aggressionstrieb den Menschen. Prof. Bauer zeigt auf, dass nicht ein angenommener Aggressionstrieb den Menschen aggressiv werden lässt, sondern soziale und menschliche Ausgrenzung und Demütigung. Er zieht daraus auch wichtige Folgerungen für die Schule und die Bildungspolitik.

Im Zentrum der Forschung und der Publikationstätigkeit von Joachim Bauer steht die Frage: „Welche Bedeutung haben Lebensstile, zwischenmenschliche Beziehungserfahrungen, die Art wie wir selbst Beziehungen gestalten auf die biologischen Abläufe und damit auf die Gesundheit unseres Körpers. Dabei wendet er seine Aufmerksamkeit besonders der Schule zu.

Prof. Bauer hat viel über Schule und Lehrer geforscht, er hat sich jeglicher unfairer Kritik an den Lehrern enthalten, auch wenn es natürlich auch schwarze Schafe unter uns gibt. Bauer hat öffentlich viel dafür getan, dass die unseligen Vorurteile gegen Lehrer – „faule Säcke“ – heute nicht mehr die öffentliche Diskussion beherrschen, indem er sachlich und konstruktiv seine Forschungen zu Schule und Lehrer publiziert hat.

Prof. Bauer hat dem BLLV nachhaltig dabei geholfen, dass das Thema Lehrergesundheit als ernst zu nehmendes Problem in der Schule heute anerkannt wird. Prof. Bauer hat uns dabei geholfen, dass der BLLV Meinungsführer in dieser Frage geworden ist. Vor allem aber hat er als wissenschaftlicher Leiter des IGP dazu beigetragen, dass wir wichtige Service- und Unterstützungsmaßnahmen für unsere Kolleginnen und Kollegen anbieten können wie z. B. :

  • Regionale Gesundheitstage in den Regierungsbezirken

  • Persönliche Beratungsgespräche

  • Schulhausinterne Fortbildungen zu allen Themen rundum Belastung, Gesundheit und Prävention.

Prof. Bauer hat Ärzte und Psychotherapeuten als Referenten für das IGP geschult, er hat zahlreiche Artikel für die Bayerische Schule geschrieben, und er hat zahllose Vorträge für den BLLV gehalten. Wer ihn sprechen gehört hat, weiß er dass er wissenschaftlich und rhetorisch mehr als überzeugt. Dabei hat er immer die Situation der Lehrer in der Schule im Auge. In seinen Vorträgen und Publikationen bekennt er sich zu dem Lehrerberuf wohl wissend, dass auch in diesem Berufsfeld Änderungen notwendig sind.

Es ist für den BLLV eine große Ehre, Prof. Dr. Joachim Bauer als Unterstützer und Freund zu haben. 

 

Laudatio gehalten von Präsident Klaus Wenzel