„Endlich geschafft, endlich Ferien!“ So fühlen viele Schülerinnen und Schüler am letzten Schultag – und auch die Lehrkräfte sind froh, ein Schuljahr voller großer Herausforderungen gemeistert zu haben, wie BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Interview bei Radio Arabella schildert:
„Wir haben einen eklatanten Lehrermangel, und die Kolleginnen und Kollegen haben alles gegeben! Aber manche Mama, mancher Papa hat schon gemerkt, dass es eng ist. Manche Kinder haben sich auch gefragt: ‘Hey, warum habe ich eigentlich keine AG mehr? Warum gibt es denn keinen Förderkurs mehr? Heute fällt schon wieder der Unterricht aus!‘ Das schmerzt uns Lehrerinnen und Lehrer, weil wir den Kindern eigentlich viel geben könnten, aber vieles nicht mehr so professionell umsetzen können wie früher. Das eklatanteste Problem, das uns auch hier im BLLV am meisten beschäftigt, ist wahrlich der Lehrermangel. Leider gibt es da auch kein Licht am Ende des Tunnels: Das neue Schuljahr wird an Grund-, Mittel- und Förderschulen genauso laufen, ab 2026 werden wir dann mit dem G9 im Endausbau auch an den Gymnasien starken Lehrermangel haben.“
Hoher Anspruch, niedrige Personalversorgung
Gleichzeitig steigen aber die Erwartungen an die Schulen stetig. Sie soll mal eben die unter Druck geratene Demokratie retten, dafür sorgen, dass junge Erwachsene vernünftig eine Steuererklärung abgeben können, kritisch-reflektiert mit sozialen Medien und Künstlicher Intelligenz umgehen, sich sicher im Straßenverkehr bewegen, sich gesund ernähren können, verantwortungsvoll mit natürlichen Ressourcen umgehen und übergreifende Alltagskompetenzen draufhaben. „Gefühlt überlegt sich jeden Tag ein Politiker ein neues Fach, damit die Herausforderungen der Gesellschaft in der Schule bewältigt werden“, kritisiert BLLV-Präsidentin Fleischmann. „Ich verstehe diesen hohen Anspruch schon, aber wir sind eben jetzt schon zu wenig Lehrerinnen und Lehrer.“
Umso wichtiger ist aus Sicht von Simone Fleischmann jetzt für alle die Erholung: „Das Wichtigste an den Ferien sind die Ferien. Und Ferien sind dafür da, dass man sich erholt. Das gilt für die Eltern, das gilt für die Lehrerinnen und Lehrer. Und das gilt natürlich auch für die Kids und für die Jugendlichen.“
Erstmal entspannen, dann leichtes Aufbautraining
Trotzdem ist es besonders für die jüngeren Kinder auch hilfreich, den Wiedereinstieg sanft vorzubereiten, empfiehlt Fleischmann: „Für die Kleineren, so von erster bis dritter Klasse, braucht es eine gute Begleitung, vielleicht auch ein gutes Training am Ende der Ferien oder auch mal zwischendrin, vor allem Lesetraining. Das kann man spielerisch machen, mit Apps, am Computer oder iPad oder eben traditionell, indem man dem Kind vorliest oder das Kind einem vorliest. Man kann auch am Ende der Ferienzeit mal sagen: ‘Lass uns mal die Bücher sortieren, lass uns mal die Hefte rausholen. Was war denn so in den letzten Wochen dran? Wie war denn das im Zeugnis? Wie willst du dein neues Schuljahr gestalten?‘“
Bei den älteren Schülern stößt man da aus Erfahrung der ehemaligen Mittelschulleiterin auf gewisse Widerstände: „Jugendliche haben – da brauchen wir uns ja nur selber zurückzuerinnern – nicht so wahnsinnig viel Bock in den Ferien wochenlang irgendwas durchzubüffeln. Trotzdem gibt es Jugendliche, die in Lerncamps sind oder in den Ferien Nachhilfeinstitute besuchen, weil sie eben merken, dass sie noch etwas nachholen müssen.“
Lehrkräfte haben nicht sechs Wochen frei
Wirklich problematisch wird es für die Schülerinnen und Schüler, die eigentlich Begleitung bräuchten, diese aber vom Elternhaus nicht bekommen können, schildert Simone Fleischmann: „Die Kinder, die niemanden haben, der darauf schaut und fragt ‘Hey, was kannst denn du gut, was konntest du nicht?‘ – diese Kinder tun uns sehr leid. Denn das sind die, die dann oft auch am ersten Schultag noch nicht mal mit dem nötigen Schulmaterial in die Schule kommen und sich erst wieder ganz neu einstimmen und an die Aufstehzeiten und an die Pflichterfüllung gewöhnen müssen.“
Für Lehrkräfte sind die Ferien ohnehin nur bedingt Freizeit, stellt BLLV-Präsidentin Fleischmann klar: „Natürlich haben wir echte Ferienzeiten für Urlaub und zum Entspannen genauso verdient wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger auch. Aber die Nacharbeit und die Vorausarbeit sind immens. Viele Lehrerinnen und Lehrer arbeiten jetzt erst mal die ganze Verwaltung nach. Es ist leider enorm viel Bürokratie in der Nacharbeit eines Schuljahres. Dann gibt es natürlich Konferenzen zum Schuljahresbeginn, die oftmals schon in der letzten Ferienwoche sind oder früher. Kolleginnen und Kollegen planen gemeinsam mit dem Schulleiter das nächste Schuljahr, erstellen mit der Schulleiterin den Stundenplan, kümmern sich um Medien, digitale Ausstattung, Schulbücher, Klassenräume, um Projekte und Schullandheimfahrten. Es ist also nicht so, dass wir sechs Wochen unterrichtsfreie Zeit haben und damit sechs Wochen auf Mallorca sind.“
Dringend benötigten Nachwuchs begeistern ist momentan schwierig …
Beim Ausblick auf das neue Schuljahr schaudert es zudem viele Kolleginnen und Kollegen, berichtet die BLLV-Präsidentin: „Es wird genauso weitergehen, wie es geendet hat, nämlich mit eklatantem Lehrermangel und dass wir den Kindern nicht das geben können, was wir gerne wollen, weil wir zu wenig sind.“ Um aus dieser Mangel-Dauerschleife herauszukommen, gibt es für Simone Fleischmann nur eins: „Wir müssen für die Menschen, die jetzt Lehrerinnen und Lehrer sind, beste Arbeitsbedingungen schaffen. Damit sie ‘Good Stories‘ erzählen können, damit viele junge Menschen Lehrerinnen oder Lehrer werden wollen. Denn wenn wir keinen Nachwuchs kriegen, wird das Problem nie beendet werden.“
Mit Blick auf den letzten Tag in diesem Schuljahr warnt Fleischmann auch vor dem zunehmenden Trend, Kinder trotz Schulpflicht früher aus der Schule nehmen zu wollen: „Wer meint, dass er die Schule für seine Kinder eher beenden kann, weil der Urlaub dann noch billiger hergeht, der begeht einen Rechtsbruch. Das führt zu einer Anzeige, wenn man auf der Autobahn oder am Flughafen geschnappt wird. Ich kann es natürlich irgendwie verstehen, dass man das versucht, wenn es billiger ist, aber es geht eben nicht: Die Schule endet für alle am Freitag und nicht für den einen am Dienstag und für den anderen am Mittwoch.“
Letzte Woche bietet viel „Quality Time“
Außerdem wollen die Kinder das oft selbst gar nicht. Denn gerade in der letzten Schulwoche laufen viele Angebote, die für das soziale Miteinander und die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler wertvoll sind, betont Simone Fleischmann: „Wir haben oft erlebt, dass sich Kinder quasi verquatscht haben und erzählten, dass sie schon am Mittwoch in den Urlaub fahren. Die sagten dann oft: ‘Aber eigentlich finde ich das blöd, weil ich würde so gerne auch noch die Abschlussfeier mitkriegen. Ich mag mein Zeugnis überreicht bekommen. Ich will mich von den anderen verabschieden. Ich will unbedingt noch den Theaterbesuch mitnehmen. Ich will auch mit in den Tierpark.‘“
Das klare Fazit von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ist daher: „Kinder und Jugendliche wollen einen ordentlichen Abschluss. Sie wollen nicht einfach gehen und dann weg sein. Zu einem Schuljahr gehört ein guter Start und ein gutes Ende!“
Ferienbeginn
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„Zu einem Schuljahr gehört ein guter Start und ein gutes Ende“
Ein anstrengendes Schuljahr voller Herausforderungen geht zu Ende. BLLV-Präsidentin Fleischmann betont bei Radio Arabella, dass Entspannung in den Ferien dringend nötig und verdient ist. Den Personalmangel haben Lehrkräfte, Schüler und Eltern deutlich gespürt.