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BLLV-Pressekonferenz auf der alten Utting Themen
Schülerzentriert Pressekonferenz Bildungsgerechtigkeit Individuelle Förderung Leistungsdruck Mittelschule Politische Bildung Systemdebatte Wertebildung

"Wohin steuert der Bildungsdampfer? Schüler:innen setzen Kurs!"

Auf der letzten BLLV-Pressekonferenz zum Schulhalbjahr im Februar 2024 fiel das Zwischenzeugnis für die bayerische Bildungspolitik nicht sehr gut aus. Zum Schuljahresende gibt der BLLV diesmal denen die Bühne, um die es geht und die es wissen müssen.

Im Februar 2024 hat der BLLV auf der Pressekonferenz zum Schulhalbjahr der bayerischen Politik ein bildungspolitisches Zwischenzeugnis ausgestellt, das gemischt ausfiel. Das Fazit damals: Die Realität an den bayerischen Schulen ist ein ständiges Jonglieren inmitten vieler Krisen und mit viel zu wenigen Ressourcen. Die Pressekonferenz am 25. Juli 2024 auf der "Alten Utting" in München greift das Thema nochmal auf, allerdings mit einer bewusst anderen Perspektive, nämlich der, der Schülerinnen und Schüler. Allerdings zeigt sich am Ende, dass sich diese Perspektive in sehr vielen Punkten mit denen  der Lehrerinnen und Lehrer im BLLV deckt.

Was leistet die Schule für die Kinder und Jugendlichen?

Die Frage ist, wie es den Schüler:innen inmitten von Krisen und Ressourcenmangel an den Schulen geht. Was fordern sie? Wie gut bildet Schule Kinder und Jugendliche als aktive und verantwortungsvolle Demokrat:innen? Wie erleben sie Gewalt und Hetze auf dem Schulhof und in der Schule? Wie gut können sie ihre Stärken entwickeln und wie werden sie gefördert? Wie viel Unterricht konnte überhaupt regulär stattfinden?

Vor Ort dabei sind die Vertreterinnen und Vertreter aller Schularten, unterschiedlicher Parteien und Organisationen, so der stellvertretende Landesschülersprecher Dalton Sly Del Salto Blanco Oleas, Mittelschule München Eduard-Spranger-Straße; Landesschülersprecherin Alan Victoria Gel, Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung des Bezirks Oberbayern; Christopher Hamm, Vorstand SSV (StadtschülerInnenvertretung) München, Rupprecht-Gymnasium; Bezirksschülersprecherin Leonie Kastner, Wilhelm-Löhe-Realschule Nürnberg; Julius Lindemann, Fridays for Future München; Hannah Mader, Vorstand SSV München, Städtisches Werner-von-Siemens Gymnasium; Amelie Nitsch, Vorstand Grüne Jugend München; Peter Pavlov, Liberale Schüler Bayern, Landesvorsitzender & LibS München, Stellvertretender Stadtvorsitzender, Staatliches Wilhelm-Hausenstein Gymnasium; Auszubildende und Schülerunion Kreisvorsitzender Georg von Kotzebue, ehem. Staatliches Wilhelmsgymnasium, Stellv. Landesschülersprecher Leopold Westphal, Simon-Marius-Gymnasium.

Die Schüler:innen wollen und brauchen viel von ihren Schulen

Die Moderation vor Ort haben Lisa Mona Zeiler, Vertreterin der Landesfachgruppe Ernährung/Gestaltung im Jungen BLLV und Carina Schmidt-Bock, stv. Landesvorstandsvorsitzende Junger BLLV. Und auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ist vor Ort mit dabei - diesmal in der Rolle als Teilnehmerin der Diskussion.

Getrieben wird die Unterhaltung klar von den Schüler:innen, die sich mit viel Herzblut und Sachkenntnis für die Themen Bildungsgerechtigkeit, Inklusion, Demokratiepädagogik, individuelle Förderung, mentale Gesundheit und Toleranz einsetzen. Diskutiert wird aber auch eine Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems, mehr Finanzbildung an den Schulen, die Entwicklung von Alltagskompetenzen und natürlich Bildung für nachhaltige Entwicklung.
 

Medienberichte

Die Schülerinnen und Schüler im Wortlaut in der Süddeutschen Zeitung:

„Es ist für mich ganz klar, dass das dreigliedrige Schulsystem zu Bildungsungerechtigkeit beiträgt. Wenn ich sage, dass ich auf eine Mittelschule gehe, dann wird mir das häufiger nicht geglaubt, weil ich ja so gut spreche."
Dalton Sly Del Salto Blanco

„Ich bin an einer Förderschule gewesen und trotzdem wurde mit mir nicht in Gebärdensprache kommuniziert, obwohl es die Lehrkräfte dort können.“
Alanay Gel

„Ich denke, es würde auch helfen, wenn die unterschiedlichen Schulformen umbenannt würden und die Mittelschule beispielsweise angewandte Schule genannt würde. Jeder muss sich wertgeschätzt fühlen.“
Georg von Kotzebue

„Von meinen kleinen Schwestern weiß ich, wie sehr sie und ihre Mitschüler hinterher sind, wenn Stunden ausfallen.“ Stunden sollten eher an weiterführenden Schulen als an Grundschulen ausfallen.
Julius Lindemann

„Ich fände es viel besser, wenn wir mehr praxisnahen Unterricht hätten.“
Hannah Mader

„Was bringt uns Digitalisierung, wenn wir weiterhin Frontalunterricht haben?“
Peter Pavlov

Als Vorschläge, die von mehreren Schülerinnen und Schülern kamen, gibt die SZ an: „Weniger Notendruck“, „Barrieren abbauen“, „den Lehrplan reformieren“, „mehr Schulpsychologen“ und „längeres gemeinsames Lernen“.

Fazit von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann: „Ich bin sehr berührt, weil ich nicht gedacht hätte, dass die Schüler genau die Themen diskutieren, die wir auch immer wieder besprechen.“


Was müssen wir ändern an den Schulen?

Spannend wird es in der Diskussion über eineinhalb Stunden an vielen Punkten und es ist deutlich spürbar, was der Unterschied ist, wenn man theoretisch über die Schule spricht oder wenn man es von denen hört, die es täglich erleben. Die Eingangsfrage an die Runde ist auch dafür geeignet, die richtigen Emotionen und das Herzblut zu wecken: Was würdet Ihr morgen ändern, wenn Ihr Kultusminister:in wärt? Als Betroffener spricht Alan Gel darüber, dass Schule offen sein müsste für alle Menschen gleichermaßen, ob mit oder ohne Behinderung und er schildert eindrücklich wie weit die Schule davon noch entfernt ist. Julius Lindemann bemängelt, wie spät in der Schule mit dem Politikunterricht und der Demokratiebildung angefangen wird und wie wichtig es wäre, das gerade jetzt zu ändern, wo die Demokratie von so vielen Seiten unter Druck steht.

Dalton Sly Del Salto Blanco Oleas setzt sich für Bildungsgerechtigkeit ein und betont, wie sehr die Bildung immer noch vom Elternhaus abhängt und wie offensichtlich das gerade wird, wenn man - wie er selbst - verschiedene Schularten von der Mittelschule bis zum Gymnasium kennengelernt hat. Und: Er spricht sich klar gegen das dreigliedrige Schulsystem aus, das nach seiner Meinung die Bildungsungerechtigkeit nur verstärkt. Leonie Kastner würde die Art der Leistungserhebungen ändern um den Notendruck zu senken und den Fokus auf Lernen und Förderung zu setzen. Die Themen des längeren gemeinsamen Lernens und der individuellen Förderung beschäftigen dabei fast alle Anwesenden, ebenso wie politische Bildung und der Mangel an Bildungsgerechtigkeit in Bayern.

Für den BLLV als Veranstalter ist dabei das größte Geschenk, dass sich die Teilnehmenden ganz offensichtlich sehr wohl gefühlt haben, frei und auf Augenhöhe sprechen konnten und dabei eine Plattform gefunden haben, die ihnen so gut gefiel, dass sie sich gleich selbst wieder für das nächste Schuljahr eingeladen haben. Der BLLV wird dafür auf jeden Fall ein Format finden, um mit allen im Austausch zu bleiben.

Die Schüler:innen Pressekonferenz bei SAT.1 Bayern

SAT.1 Bayern war vor Ort dabei und fragte die Schüler:innen, welche Noten Sie ihrer Schule geben. Nicht alle waren gut - Stichworte: Inklusion, Bildungsgerechtigkeit, Lebensnähe und vieles mehr. Und auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann konnte der Bildungspolitik im Beitrag keine gute Note geben ...
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