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Krisenmodus ist dauerhaft Startseite Topmeldung
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Wir brauchen dringend Quereinsteiger an Mittelschulen – und die brauchen Unterstützung!

Bayerns Mittelschulen haben zu wenig grundständig ausgebildete Lehrkräfte, ohne Quereinsteiger wären sie aufgeschmissen. BLLV-Präsidentin Fleischmann wünscht sich daher ein offizielles Unterstützungsprogramm, damit die Kernmannschaft wirklich entlastet wird.

„Gerade an Mittelschulen sehen wir für die nächsten Jahre kein Licht am Ende irgendeines Tunnels!“ So beschreibt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann den dramatischen Lehrkräftemangel in Bayern gegenüber der Augsburger Allgemeinen, die eine Quereinsteigerin aus dem Oberallgäu begleitet hat. Das Fazit von Karin Unger: „Superschön, aber auch krass!“

Die Quereinsteigerin schildert eindrücklich die besonderen Herausforderungen an Mittelschulen, die eben weit über das Fachliche hinausgehen: „Ich hätte nie gedacht, dass meine Schüler mich so dringend brauchen, dass du nicht nur Lehrkraft bist, sondern eigentlich auch Berater, Freund, dass du immer ein offenes Ohr haben musst“, berichtet Karin Unger und resümiert: „Es ist echt ein harter Job an der Mittelschule. Wenn man es in diesem Beruf bis zu Pension schafft, Hut ab.“

Grundständige Ausbildung bedeutet Bildungsqualität

Gerade weil die Herausforderungen an den Mittelschulen so vielfältig sind, sollten Lehrkräfte idealerweise fundiert darauf vorbereitet werden. BLLV-Präsidentin Fleischmann betont gegenüber der Augsburger Allgemeinen, dass nach fünf Jahren Studium und Referendariat die Wahrscheinlichkeit größer ist, eine „Lehrerpersönlichkeit“ zu entwickeln als dies Quereinsteigern möglich ist. Auch wenn diese in Bayern noch vergleichsweise intensiv ausgebildet werden: „Das ist das Maximale, was gerade so geht“, sagt Fleischmann.

Der BLLV hat immer wieder betont, dass die Bildungsqualität abnimmt, wenn zu wenig grundständig ausgebildete Lehrkräfte vor den Kindern und Jugendlichen stehen. Das gilt insbesondere für die Mittelschulen, in denen sich Pädagoginnen und Pädagogen eben die vielfältigsten und größten Herausforderungen stellen, wie das auch Karin Unger aus ihrer eigenen Erfahrung bestätigt.

Quereinsteiger brauchen Hilfe aus dem Kollegium, um helfen zu können

„Der Quereinstieg ist eine Maßnahme für den Krisenmodus“, stellt BLLV-Präsidentin Fleischmann daher im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen klar. Die schulische Realität zeigt, dass der Erfolg von Quereinsteigern stark davon abhängt, ob sich jemand aus dem Kollegium um die vielen Fragen und Probleme kümmert, denen Quereinsteiger unvermeidlich im Schulalltag begegnen und für die ihnen naturgemäß oft Ausbildung und Einblick fehlen: „Wenn die Quereinsteigerin aus der Klasse 7a eine Frage hat, kann die erfahrene Lehrerin aus der 7b, die ihre Schule seit vielen Jahren kennt, sie am besten beantworten“, erläutert Simone Fleischmann.

Das bedeutet aber erstmal eine zusätzliche Belastung für Menschen, die durch die Quereinsteiger ja eigentlich entlastet werden sollen, betont die BLLV-Präsidentin: „Die wissen ja jetzt oft schon nicht, wo ihnen der Kopf steht.“

Vernünftig eingerichtet statt „irgendwie nebenbei“!

Auch Karin Unger wünscht sich, „dass man einen festen Ansprechpartner hat, an den man sich wenden kann, oder gemeinsame Meetings, für Quereinsteiger und auch für studierte neue Lehrkräfte, in denen man sich austauschen kann über Probleme, Methodik, Didaktik, den Umgang mit schwierigen Schülern, mit dem Jugendamt.“

Für BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ist das aber nur möglich, wenn die Betreuung der Quereinsteiger nicht einfach nur nach dem Zufallsprinzip oder durch Fachbetreuer stattfindet, sondern fest institutionalisiert wird in einem speziellen Mentorensystem. Wer sich darin als Ansprechpartner für neue Kolleginnen und Kollegen engagiert, „muss dann anderweitig entlastet werden“, fordert Simone Fleischmann.

» zum ausführlichen Bericht der Augsburger Allgemeinen: „Quereinsteigerin an einer Mittelschule: „Superschön, aber auch krass“ (kostenpflichtig)