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Wenn keine Noten, was dann?

Bildungsexpertin Prof. Dr. Silvia-Iris Beutel schildert im Podcast mit Bildungsinfluencer Bob Blume, wie zeitgemäßes Lernen und Prüfen funktioniert und warum sich etwas ändern muss. BLLV-Expertin Antje Radetzky sieht darin eine große Inspiration.

Noten stehen bereits seit langer Zeit in der Kritik und sind Gegenstand vieler Diskussionen. Natürlich gibt es dabei auf beiden Seiten viele Argumente. Prof. Dr. Silvia-Iris Beutel beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema und hat einen wunderbaren Podcast mit Bob Blume aufgenommen, der mir absolut aus dem Herzen spricht und viele Impulse und Ideen liefert.

Frau Dr. Beutel entkräftet darin viele der gemeinhin angenommenen Mythen rund ums Thema Noten und denkt zudem noch viel weiter. Sie spricht über Bildungsungerechtigkeit, individuelle Gelingensnachweise, eine innovative Prüfungskultur, Persönlichkeitsbildung, demokratiepädagogische Erfahrungen und vieles mehr.

Mit ihren wissenschaftlichen Forschungen und langjährigen Erfahrungen bei der Begleitung von Schulen, u. a. in der Jury des Deutschen Schulpreis, gibt sie wertvolle Impulse für einen zeigemäßen, ganzheitlichen Lern- und Leistungsbegriff, der die Schülerinnen und Schüler mit einbezieht und sie auf die Ungewissheit unserer Zeit vorbereitet.

Mich hat der Podcast sehr inspiriert und in meiner Arbeit im BLLV und als Schulleitung bestärkt. Aber hören Sie selbst …

<< Antje Radetzky, Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft im BLLV


Zentrale Aussagen aus dem Podcast:

„…prozesshaft auf die individuelle Entwicklung von Schülerinnen schauen, um sie möglichst gut beraten und fördern zu können.“

„Auf diesen Verlauf des individuellen Lernprozesses schauen und andererseits einen Abgleich mit curricularen oder kompetenzbezogenen Erwartungen ableisten und das mit den Lernenden vernünftig besprechen und überlegen: In welchem Meilensteinplan lässt sich das realisieren und wie können wir da einen Fortschritt abbilden? Zum Beispiel auch durch formative oder individuelle Gelingensnachweise.“


Wichtiger als der Vergleich: „in einem Gruppenprozess mit anderen gemeinsam eine Leistung erbringen“

Kompetenzbezogene, individualisierte Feedbacks sind: „…auch Teil einer demokratiepädagogischen und auch demokratiebildenden Aufgabe.“

„Alternative Formen der Leistungsbeurteilung, die über Noten hinausgehen, können auch Teil von Sprachbildungskonzepten sein.“

„Im Blick auf den Übergang Schule zu Beruf und Schule zu Hochschule erwarten wir heute eigentlich eine andere Transparenz im Blick auf das Kompetenzportfolio der Lernenden.“

„In der nahen Zukunft wird es sehr bald so sein, dass wir in Zeiten der Ungewissheit auch Aufgabenstellungen haben, die keine eindeutige Lösung erwarten lassen.“

„Wenn wir Aufgabenformate entwickeln wollen, die eben auch die Unlösbarkeit oder den Zwischenschritt als Lösung anerkennen – übrigens nicht nur individuell erbracht, sondern selbstverständlich in Teams oder Gruppen – dann müssen wir mehr Prozesse begutachten und natürlich auch neue und andere Qualitätskriterien entwickeln.“

„Es gibt eine innovative Prüfungspraxis, die in dieses Feld der Ungewissheit und der Zusammenarbeit von Schulen untereinander an großen gesellschaftlichen Themen dieser Welt ausgerichtet ist.“
 

„Wir sind Lernende, die nach bestmöglichen Lösungen suchen. Im Moment erleben wir, dass wir gerade im Blick auf Persönlichkeitsstärkung und Beziehungsstärkung sehr viel in der Schule zu leisten haben, damit Lernen überhaupt produktiv stattfinden kann.“

Was die Bildungsdebatte braucht: „Stärkung der Schulen, Stärkung der Netzwerke und den Schulen eine Stimme geben! Diese Stimme muss extrem laut werden und sie muss sich auch eine Öffentlichkeit suchen.“

„Wir brauchen vor allen Dingen Ressourcen, um eine Praxis zu verändern und wieder sowas wie eine Zuversichtslogik ins System zu bringen.“

Das Geheimnis guter Schulen: „…die berühmte Haltung, die dahinter steht, für Kinder und Jugendliche zuständig zu sein und einzutreten“