„In der Bildungspolitik kann jeder mitreden, weil ja schließlich jeder als Kind die Schule besucht hat.“ Dieser Satz, mit dem Simone Fleischmann ihren Vortrag als Vorsitzende des Forums Bildungspolitik eröffnet, bringt nach Ansicht des Bildungsblogs Pädagokick das zentrale Grundproblem auf den Punkt.
Und weil sich der Dialog mit Menschen, die aus diesem Selbstverständnis ihr politisches Handeln ableiten, schwierig gestaltet, stellt Fleischmann klar: „Wir pädagogischen Profis müssen da dagegenhalten!“
Jedes Problem einfach mit einem Schulfach zupflastern?
Pädagokick analysiert die Ausführungen von Simone Fleischmann als differenziert, umfassend und spricht von einem „Netz von Assoziationen, Fragen, Statements und Zitaten“. Dabei geht es beispielsweise um die Problematik, gesellschaftspolitische Herausforderungen wie zuletzt die Demokratieerziehung, in immer neue Fächer packen zu wollen, statt sie effektiv ins Schulleben zu integrieren. Simone Fleischmann: „Aber warum ein extra Schulfach? Wie soll da was benotet werden? Was ist, wenn ein Schüler alle Stufen eines Konfliktmanagements korrekt wiedergeben kann, wofür er eine 1 oder 2 bekäme, aber dann im Pausenhof einem Mitschüler, der ihn nervt, eine runterhaut? Hat er was gelernt oder nicht?“
Zum Thema Benotung berichtet eine Personalexpertin, dass Zeugnisse in Unternehmen schnell zur Seite gelegt würden, weil man den Blick auf den Menschen richten wolle, um zu verstehen: „An welcher Stelle könnte dieser besondere Mensch mit unserem Unternehmen zusammenpassen?“ Der BLLV setzt sich im Sinne seines Leitbilds ganzheitlicher Bildung nach Pestalozzi schon immer dafür ein, die ganze Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen in den Blick zu nehmen und auch die schulische Feedbackkultur entsprechend anzupassen. Das wäre ganz offensichtlich auch ein Wirtschaftsfaktor, wenn man Recruiting-Experten Glauben schenkt.
Dialog und Mut
Mit diesem Blick aufs Lernen verbietet sich natürlich auch das Streichkonzert der PISA-Offensive zulasten der kreativen, persönlichkeitsfördernden Fächer von selbst, stellt Simone Fleischmann klar. Es brauche nicht weniger, sondern mehr Stunden, am besten einen rhythmisierten Ganztagsunterricht – für den allerdings hinten und vorne das Personal fehle. Ein für 2026 prognostizierter Überschuss an Grundschullehrkräften muss aus Fleischmanns Sicht ein Beitrag für vollwertigen Ganztagsunterricht sein.
Um den Herausforderungen entgegenzutreten, die die bayerische Bildungspolitik Lehrerinnen und Lehrer immer wieder stellt, regt Simone Fleischmann einen Bürgerdialog Bildung an. Da aufgrund der Tendenz zum Bewahren statt zum Verändern Reformen von oben meist auf sich warten lassen, ermuntert sie Lehrerinnen und Lehrer, die vorhandenen Freiräume mutig zu nutzen – denn die seien oft größer als man denke.
» zum Blog-Beitrag „Sichtweisen #28: Die Zukunft der Schule aus bildungspolitischer Sicht“
Umgang mit bayerischer Bildungspolitik
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Wenig Tendenz zur Veränderung? Bestehende Freiheiten nutzen!
Der Bildungsblog Pädagokick berichtet über einen Vortrag von Simone Fleischmann beim Forum Bildungspolitik, dessen Vorsitzende die BLLV-Präsidentin ist. Sie ermutigt Lehrerinnen und Lehrer angesichts der konservativen bayerischen Bildungspolitik zum Handeln.