Erschreckend sind die Aussagen, mit denen Kinder in der Schule von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern konfrontiert werden. Im Report traut sich keiner der Betroffenen offen vor der Kamera zu sprechen. Zu groß ist die Angst vor Folgen und noch mehr Mobbing. Der Rechtsextremismus an Schulen nimmt zu. Und neu ist, dass auch im Grundschulalter Kinder zu solchen Aussagen greifen. Die sozialen Medien sind hier der erste Kontaktpunkt zu rechtsextremen und fremdenfeindlichen Inhalten, die Kinder und Jugendliche unreflektiert wiedergeben.
Den bundesweiten Anstieg an rechtsextremen Äußerungen an Schulen bestätigen der hessische Verfassungsschutz und - zwar anonym - ebenso sehr viele Lehrkräfte. Auch von Einschüchterungsversuchen von Elternseite ist die Rede. Es herrscht eine große Verunsicherung bei den Lehrerinnen und Lehrern, die Angst haben nicht nur vor den Eltern, auch vor den Kindern und Jugendlichen. Hakenkreuze und Hitlerbilder in Chat-Gruppen von Schülerinnen und Schülern sind keine Seltenheit. Ihre Zivilcourage wird Lehrkräften, die sich trauen diese Tabuthemen anzusprechen, zum Verhängnis, wie der Bericht von Report Mainz zeigt.
Demokratiebildung im Lehramt - nur in fünf Bundesländern
Laut einer Empfehlung der Kultusministerkonferenz von 2018, dürfen Lehrer den Schülern nicht ihre politische Meinung aufdrängen. Doch sie müssen das, was in der Gesellschaft kontrovers diskutiert wird, auch im Unterricht kontrovers behandeln. Das bedeutet aber nicht, dass jede Position akzeptiert werden müsse.
Im Interview mit dem BLLV spricht Bernd Wahl Abteilunglungsleiter Rechtschutz im MLLV Klartext: "Dass es Entwicklungen gibt, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind und die wir lange nicht sehen wollten." Henrik Schödel, Vorsitzender des Bezirksverbandes Oberfranken, bestätigt die verschärfte Situation: "Wir haben auch viele Lehrkräfte, die in dem Bereich gar nicht ausgebildet sind." Gibt es ein verpflichtendes Lehrmodul für Demokratiebildung im Lehramtstudium, fragt der Report Mainz. Nur fünf Bundesländer antworten darauf mit einem klaren "Ja": Bayern, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen. Nur fünf Bundeländer haben Demokratiebildung in ihren Lehramtsstudiengängen als ein verpflichtendes Lernmodul.
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann: "Es geht um viel!"
"Also eins darf nicht passieren, dass wir stumm werden. Die Gesellschaft kann sich das nicht leisten, dass die Institution, wo alle Menschen sind - nämlich in der Schule - bei diesem Thema eine Nullnummer wäre. Wenn das passiert und das hat es in der Geschichte schon mal gegeben, dann haben wir verloren." stellt Simone Fleischmann klar, die wir ihre Kolleginnen und Kollegen den Trend zu rechtsextremen Aussagen von Schülerinnen und Schülern ebenso wahrnimmt. Es habe sich etwas in der Qualität der Aussagen verändert. Der Ton werde rauer bei den Kindern und Jugendlichen, bestätigt die Präsidentin.
Für ein Mädchen und ihre Mutter in der Reportage ist der einzige Ausweg ein Schulwechsel, um den rassistische Anfeindung zu entkommen. Traurig, erschütternd und keine echte Lösung, aber eben die Realität - auch an Schulen. Eine Lehrkraft hatte sogar solche Angst vor den Jugendlichen an ihrer Schule, dass sie sich auf der Schultoilette einsperren musste.