Mehr Aufgaben, weniger Zeit und Personal
Die überwiegende Mehrheit der bayerischen Schulleiterinnen und Schulleiter empfindet das stetig wachsende Aufgabenspektrum (91%) sowie zunehmende Verwaltungsarbeiten (86%) als größte Belastungsfaktoren für die eigene Arbeit. 83 % bemängeln, häufig mit politischen Entscheidungen konfrontiert zu sein, die den tatsächlichen Schulalltag nicht ausreichend berücksichtigen.
Mehr als drei Viertel (79 %) bezeichnen den Lehrkräftemangel als sehr belastend für ihre Arbeit, jeweils rund drei Viertel nennen hier außerdem zu kurzfristige Entscheidungen, eine Überlastung des Kollegiums und mangelndes Zeitbudget. Dazu kommt, dass es nur an 40 Prozent der Schulen in Bayern – deutlich weniger als im Bundesdurchschnitt (49 %) – multiprofessionelle Teams aus Schulpsychologinnen, Sozialarbeitern, Erzieherinnen und weiteren Professionen zur Unterstützung der Lehrkräfte gibt. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann konstatiert: „Die Probleme sind bekannt - gelöst werden sie nicht. Eine Schule leiten - das sollte eigentlich erfüllend sein und Freude bereiten. Schlechte Rahmenbedingungen und extreme Arbeitsbelastungen machen jedoch vielen Schulleitungen das Leben schwer. Deshalb muss sich die Situation endlich verbessern.“
Lehrkräftemangel und seine Folgen
Mehr als jede zweite Schulleitung in Bayern (56 %) gibt an, mit Lehrkräftemangel und unbesetzten Stellen zu kämpfen, bei 54 Prozent sind Seiteneinsteiger ohne Lehramtsqualifikation beschäftigt. Simone Fleischmann: „Inzwischen haben wir Schulen, an denen weniger als die Hälfte vollständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer sind. Auch wenn ein Mensch in der Klasse besser ist als kein Mensch - machen wir uns nichts vor, das hat enorme Auswirkungen auf die Bildungsqualität.“
Digitalisierung
Auch eineinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie ist in rund jeder dritten Schule in Bayern noch nicht in allen Räumen Breitbandinternet bzw. WLAN verfügbar. An drei Viertel der Schulen (78%) gibt es zwar Klassensätze für Endgeräte, aber noch nicht für alle Klassen. Dies ist nur an einzelnen Schulen (7 %) der Fall. Ein positives Bild ergibt sich beim Thema Digitalpakt Schule: 94 Prozent der bayerischen Schulleiterinnen und Schulleiter haben schon mal einen Antrag zur Förderung ihrer Schule mit Mitteln aus dem Digitalpakt Schule gestellt. Insgesamt 79 % fühlten sich dabei von ihrem Schulträger sehr gut oder gut unterstützt.
Aufstockung von Personal und Stunden unabdingbar
Unbedingt notwendig sind nach Meinung der meisten Schulleitungen in Bayern mehr Anrechnungsstunden zur Erfüllung besonderer Aufgaben (92%) sowie eine Erhöhung der Leitungszeit (89 %). Mehr Vorlauf bei der Umsetzung von Entscheidungen wünschen sich 78 Prozent. Und fast drei Viertel halten eine bessere Ausstattung mit pädagogischem Personal und multiprofessionellen Teams (73%), aber auch mit nicht-pädagogischen Fachkräften, wie z.B. Schulsekretärinnen oder Hausmeistern (74 %) für nötig.
„Unsere Schulen, Schulleitungen wie Lehrkräfte, sind nach wie vor in einer prekären Situation und benötigen dringend mehr Unterstützung durch die Politik. Der BLLV wird die dramatische Realität an den Schulen weiter klar benennen und sich vehement für Entlastung und Stärkung der Kolleginnen und Kollegen einsetzen“, stellt Präsidentin Simone Fleischmann klar.
>> Die Ergebnisse für Bayern aus der forsa-Studie „Die Schule aus Sicht der Schulleiterinnen und Schulleiter – Berufszufriedenheit von Schulleitungen und Digitalisierung an Schulen“
>> Lesen Sie hierzu auch die aktuelle Pressemitteilung des VBE "Mangel voraus: Jede fünfte Schulleitung will den Job keine zehn Jahre mehr machen!"