Die meisten Schularten starten ihr Referendariat im September und geben bis Ende April ihre Bereitschaftserklärung ab. Gymnasien und berufliche Schulen können auch im Februar starten, da läuft es analog.
Wann bekommen die Kolleginnen und Kollegen Bescheid? Bei Grund- und Mittelschulen inklusive Fach- und Förderlehrkräfte werden die Schulämter Mitte Juli informiert, besprechen dann mit den Seminarleiter:innen die Einsatzschulen und Betreuungslehrkräfte und in den meisten Schulämtern kann dann Ende Juli bzw. Anfang August der Bescheid an die Referendarinnen und Referendare erfolgen. Das Schulamt bekommen sie etwa zwei Wochen zuvor mitgeteilt. Also 9 Wochen Zeit, eine Wohnung zu suchen. Eine Kollegin in Ingolstadt schlief bis November auf dem Sofa ihrer da noch fremden Kollegin, bis ihre Wohnung frei war. Förderschulen und Berufliche Schulen, bei denen ebenfalls die Regierungen zuteilen, sind etwa in demselben Zeitfenster. Realschulen und Gymnasien – da kann es bis Ende August dauern, bis die neuen Referendare ihre Seminarschule erfahren. Warum?
Derartige Flexibilität zu verlangen wäre in der freien Wirtschaft sehr teuer …
Und dann die leidige Versetzerei an die Einsatzschulen im Bereich der Gymnasien. Eigentlich sollte die Ausbildung im Vordergrund stehen, aber Referendare stopfen halt auch nur da Löcher, wo Lehrkräfte gebraucht werden. Und so kann es passieren, dass die Kolleginnen und Kollegen alle halbe Jahre umziehen müssen – natürlich wieder nur mit zwei bis vier Wochen Vorlauf, vorher kann (oder will?) man auch dann wohl im Laufe des Referendariats nicht mitteilen, wo der nächste Einsatzort ist.
Es gibt Wohnungsbörsen für Referendarinnen und Referendare, es gibt Vermieter:innen, die sich schon darauf eingestellt haben und möblierte Wohnungen für jeweils ein halbes Schuljahr anbieten. Aber attraktiv macht es die Ausbildung für die Betroffenen nicht.
Planstelle, juhuuuu! Aber wo?
Die Fachgruppe Gymnasium im BLLV machte am Tag der Bekanntgabe der Staatsnote einen Online-Stammtisch, an dem sich Prüflinge einwählen und alle Fragen an die anwesenden BLLV-Expertinnen und Experten stellen konnten. Nicht eine Frage war „Hilfe, ich habe keine Planstelle“, alle Fragen waren in Richtung: „Ich komme an den Arsch der Welt, was kann ich tun?“ Und der einzige Trost, den man geben konnte: Sie sind die erste Schulart, die ihren Einsatzort jetzt schon erfährt.
Denn der Prozess läuft so: Mitte Juli wird die Staatsnote bekannt gegeben, das heißt, man erfährt, bis zu welcher Note man als fertiger Referendar eine Stelle bekommt. Gleichzeitig erfahren die Prüflinge an den Gymnasien, wo sie die Stelle bekommen. Das Kultusministerium veröffentlicht auch die Zahlen des Lehrkräfteausgleichs, also, wie viele Prüflinge aus dem Bereich der Grund- und Mittelschule und der Fach- und Förderlehrkräfte nach der Prüfung ihren Regierungsbezirk verlassen müssen und meist nach Oberbayern, heuer nach Oberbayern und Schwaben, kommen. Gleichzeitig werden die Zahlen der Rückführungen bekannt gemacht. Das heißt: Wie viele bereits verbeamtete Lehrkräfte kommen zurück in ihre Heimatregierungsbezirke. Und nun beginnen die Regierungen zu rechnen und Namen auszutauschen.
Monster-Bürokratie
Und das dauert – bis mindestens Ende Juli. Niemand versteht, warum. Die Listen mit den sozialen Kriterien und den Noten stehen fest (danach wird gereiht). Wenn also eine Regierung erfährt, dass sie 70 Prüflinge abgeben muss, gehe ich davon aus, dass man dann bei Nummer 70 (von unten gelesen) einen Strich macht und diese Daten an die aufnehmende Regierung schickt. Das könnte in meinen Augen am Staatsnotentag passieren.
Was ist Tatsache? Es dauert. Dann bekommt die aufnehmende Regierung die Daten, wartet ab, bis alle anderen Regierungen geliefert haben, sortiert dann nach Wunschschulamtsbezirken, gibt es dann dem zuständigen Personalrat – alles in Wochenend- und Nachtarbeit – um dann Ende Juli, in manchen Jahren Anfang August, den Betroffenen das Schulamt mitzuteilen.
Diese Mühlen mahlen zu langsam
Und dann gibt es Schulämter, die schon auf ihrer Webseite stehen haben, dass man von Anfragen absehen soll, dass man Wünsche äußern kann und dann in der ersten Septemberwoche (!!!) erfährt, welche Schule es ist. Natürlich kann man sich auf gut Glück Anfang August eine Wohnung suchen und hat dann halt Pech, wenn man sich den Westen des Landkreises wünschte und dort eine Wohnung suchte und es dann der Osten wird…
Wir vom BLLV kritisieren schon lange: Die Prüfungsnoten stehen nach den Pfingstferien fest. Die vorläufige Klassenbildung steht nach den Pfingstferien fest. Warum dauert es dann bis Mitte Juli, bis die Staatsnote veröffentlicht wird und der Lehrkräfteausgleich bekannt gegeben wird? Warum braucht man dann nochmal eine bis zwei Wochen, bis man die Daten weiter gibt? Warum dann auch noch einmal vier Wochen, bis man die Lehrkräfte Schulen zuweist?
Zumindest der 1.7. sollte doch zu schaffen sein
An den Beruflichen Schulen geht es doch auch. Könnten die anderen Abteilungen davon lernen? Übrigens: Die Realschulen sind hier am Schlechtesten dran. Hier gehen die Bescheide Ende August raus. Zwei Wochen, im Höchstfall, um eine Herberge zu finden. Von Heimat keine Rede.
Es herrscht Lehrkräftemangel. Der Dienstherr muss sich dem Wettbewerb mit der freien Wirtschaft stellen. Einer der Vorzüge des Beamtentums ist, dass der Mangel bayernweit verteilt wird. Damit alle Kinder vergleichbare Bildungschancen haben. Was kann der Dienstherr also in diesem Fall tun, um die Rahmenbedingungen möglichst attraktiv zu gestalten? Wenigstens frühzeitig den Einsatzort mitteilen. Nach den Pfingstferien steht alles. Also muss es möglich sein, zum 1.7. Bescheide herauszugeben.
Übrigens: Dann hätten die Betroffenen auch die Chance sich von ihrer Schule und ihren Schüler:innen zu verabschieden. Das wäre auch noch eine Gelegenheit, Pädagogik zu ermöglichen …
Das Referendariat und die Ortszuweisung
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