„Die heutige Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz, die Schulen ab kommenden Mittwoch bis voraussichtlich 10. Januar 2021 zu schließen, hat selbstverständlich für alle Menschen weitreichende Konsequenzen.
Wir Lehrerinnen und Lehrer sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung absolut bewusst, nicht erst seit Beginn der Coronakrise oder seit der heutigen Entscheidung. Wir leisten jeden Tag unser Möglichstes, um den Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden und werden dies auch weiterhin mit all unserer Kraft tun.
Aber wir alle müssen uns eingestehen, dass es eben kein „normales“ Schuljahr ist und auch nicht mehr werden wird! Wenn die Politik sagt, dass es nicht mehr Stress und nicht mehr Leistungsdruck für die Schülerinnen und Schüler geben soll, dann stehen wir da selbstverständlich absolut dahinter! Aber wir müssen schon auch mal nachfragen, was genau das eigentlich bedeutet? Wie soll das gehen mit weniger Leistungsdruck in einem System, das auf diesem Druck basiert? Wie konkret sehen dann die Maßnahmen vor Ort aus?
Wir Lehrerinnen und Lehrer brauchen jetzt klare Ansagen von der Politik, wie konkret dies alles realisiert werden soll! Wir können nicht selbst alle Antworten aus dem Ärmel schütteln, denn diese Fragen betreffen den Kern von Schule. Ein seit Jahrzehnten unverändertes und stark einseitig leistungsorientiertes System kann man nicht von heute auf morgen und schon gar nicht in einer Krise mal schnell ändern. Das müssten wir aber!
Schon lange hätte man auch den Lehrermangel beseitigen müssen. Die Lehrermangelkrise, die wir seit Jahren eh schon stemmen müssen, schaffen wir jetzt schon dreimal nicht!
Und wenn wir Bildungsqualität und Fairness für die Schülerinnen und Schüler nicht ganz über Bord werfen wollen, brauchen wir hier ehrliche, einheitliche und klare Antworten!
Dennoch ist eines für mich auch völlig klar: Wir halten zusammen!“
Statement der BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann
Die Ministerpräsidentenkonferenz tagte heute am 13. Dezember 2020. Dabei wurden Entscheidungen für die nächsten Wochen getroffen. Hier das Statement der BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann dazu.
Schule in Zeiten der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie zeigt den hohen gesellschaftlichen Wert von Schule. Damit sie trotz akutem Lehrermangel funktionieren kann, fordert der BLLV in einer politischen Erklärung, die Fürsorgepflicht des Dienstherrn in maximalen Gesundheitsschutz für Lehrkräfte umzusetzen, insbesondere im wichtigen Präsenzunterricht. Entscheidungen und deren Kommunikation müssen regional, klar, verlässlich, frühzeitig und transparent sein und schulische Eigenverantwortung stärken. Fairness muss vor Leistungsdruck gehen, digitale Ausstattung schnell verbessert werden. Jetzt ist nicht die Zeit für einfache Lösungen und Polemik. Aber jetzt ist die Zeit für langfristig tragende Konzepte für Arbeitsbedingungen, Multiprofessionalität und Attraktivität, um so Bildungsqualität auch über Corona hinaus zu sichern. Dazu braucht es einen konstruktiven Diskurs aller an Schule Beteiligten, für den der BLLV bereit steht. » Die politische Erklärung im Wortlaut
Medienberichte
Simone Fleischmann im Wortlaut:
"Wir Lehrerinnen und Lehrer brauchen jetzt klare Ansagen von der Politik, wie konkret dies alles realisiert werden soll! Wir können nicht selbst alle Antworten aus dem Ärmel schütteln, denn diese Fragen betreffen den Kern von Schule. Ein seit Jahrzehnten unverändertes und stark einseitig leistungsorientiertes System kann man nicht von heute auf morgen und schon gar nicht in einer Krise mal schnell ändern."
Simone Fleischmann im Wortlaut (im Video ab 6:50):
"Wir müssen schon ein paar Fragen stellen! Es klingt immer ganz gut, dass wir das Haar nicht in der Suppe suchen sollen, dass es jetzt halt eine bittere Pille ist. Aber was heißt das konkret? 100% der Schülerinnen und Schüler sind dann zuhause. Wie können wir die gut bedienen? Wie geht da hohe Bildungsqualität? Wir müssen schon noch ein paar Fragen klären, um das auf die lange Strecke gut machen zu können."
Udo Beckmann im Wortlaut:
"Die Kinder, die mit der Offenhaltung der Schulen besonders unterstützt werden sollten, sind jetzt wieder die, die zuhause kein eigenes Zimmer, geschweige denn ein eigenes digitales Endgerät haben."
SPIEGEL ONLINE berichtet im Artikel "Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass Ihre Kinder wichtigen Stoff verpassen" ebenfalls über die Aussagen des Vorsitzenden des BLLV-Dachverbands VBE.
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