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Der erste Bayerische Schulleitungskongress (BSLK) Startseite
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Starke Schulleitungen – zukunftsfähige Schulen!

München – Am 1. März 2024 fand in Garching bei München erstmals der Bayerische Schulleitungskongress statt. In Erweiterung zum bereits etablierten Deutschen Schulleitungskongress (DSLK) richtet sich der BSLK gezielt an die Schulleitungen in Bayern und thematisierte in diesem Jahr die Herausforderungen und Chancen für zukunftsfähige Schulen inmitten von Lehrkräftemangel und internationalen Krisen. Knapp 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitierten vom Input aus Theorie und Praxis und vom gemeinsamen Austausch. Neben den Spezialistinnen und Spezialisten in den Workshops und Partner Sessions lieferten die Keynotes neue Perspektiven und Inspiration: Die Bayerische Staatsministerin Anna Stolz, MdL, der frühere Fußballprofi und Fußballweltmeister Philipp Lahm, der Leiter des Instituts für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie IBB der Pädagogischen Hochschule Zug, Prof. Dr. Stephan Gerhard Huber, und der Jurist, Philosoph, Publizist, Autor und Moderator Prof. Dr. Dr. Michel Friedman. Und auch der BLLV war vor Ort umfassend vertreten – im Publikum und auf der Bühne – unter anderem durch die BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann und den 2. Vizepräsidenten des BLLV, Tomi Neckov.

Eröffnet wurde die Veranstaltung, die gemeinsam von Fleet Education Events und vom BLLV organisiert wird, von der Moderatorin Caro Matzko und dem Geschäftsführer von Fleet Education, Dr. Thomas Köhl, zusammen mit Simone Fleischmann und Tomi Neckov. Und gleich zu Beginn betonte Herr Dr. Köhl, wie wichtig eine regionale Plattform wie der BSLK angesichts von Bildungsföderalismus und regionalen Herausforderungen ist. Welche das sind, wurde auch gleich darauf in der Rede der Kultusministerin deutlich, die die Schulleiterinnen und Schulleiter vor Ort herzlich begrüßte.

BSLK im Video: Rede der Kultusministerin, Dialog mit Simone Fleischmann


Ein Auftakt unter dem Zeichen der PISA-Offensive

Der erste Vortrag des Tages kam von der Kultusministerin und stand, wie zu erwarten, unter dem Zeichen der PISA-Offensive, die die bayerische Bildungspolitik in den letzten Wochen prägte: Mehr Mathe und Deutsch an den Grundschulen, aber teils zu Lasten anderer Fächer und der Förderstunden in der ersten Klasse. Das sorgte nicht nur für positive Reaktionen. Bei allen Diskussionen, die es darum gab, und die auch noch zu führen sein werden, betonte sie aber die Wichtigkeit der Gestaltungsspielräume für die Schulen vor Ort, denn dort säßen schließlich die Bildungsprofis: „Wir werden den festen Rahmen schaffen und gleichzeitig mehr Flexibilität, mehr Freiheit vor Ort geben. Und das halte ich für ganz entscheidend, nicht nur bei Pisa, bei vielen weiteren Fragen. Sie sind die Profis vor Ort und ich möchte Ihnen diese Freiheiten auch geben. Aber ich weiß, zur Freiheit gehört auch, dass Sie wissen müssen, dass ich hinter Ihnen stehe. Und das möchte ich Ihnen an der Stelle heute zurufen, dass ich fest hinter Ihnen stehe.“ Gleichzeitig stellte die Kultusministerin in Aussicht, dass sie weiter an der Entlastung durch zusätzliche Verwaltungsangestellte und an der Entbürokratisierung für die Schulen arbeiten werde und äußerte sich klar gegen die Kürzung von Teilzeitmöglichkeiten für die Lehrkräfte an den Schulen. Hier wolle sie klar auf Dialog setzen und auf Anreize statt Zwang. Gleichzeitig wolle sie prüfen, ob es in Zukunft nicht auch möglich sein soll, die Schulleitung an Lehrerinnen und Lehrer zu übergeben, die in Teilzeit tätig sind. Bisher ist dies Vollzeitkräften vorbehalten.

Die Zukunft der Schulen im Dialog

In der folgenden Diskussion zwischen der Kultusministerin und der BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann kamen dann die Punkte zur Sprache, die für Diskussionsbedarf sorgen. „Sie haben es gehört, bei manchen Ihrer Punkte gab es da ein gewisses Raunen in den Reihen und die Punkte möchte ich natürlich auch gerne ansprechen“, so die BLLV-Präsidentin. Dabei würdigte sie sehr explizit den gemeinsamen offenen und konstruktiven Dialog. Sie betonte aber auch, dass dieser Dialog nicht funktioniert, wenn beispielsweise die Diskussion um die Zukunft des Religionsunterrichts von übergeordneter Stelle unterbunden wird.

Vor allem ging es ihr darum, was „beste Bildung“ und die Versorgung der Schulen in Zukunft brauchen. Dies sein zum einen die schnellere Anhebung der Besoldung von Schulleiterinnen und Schulleitern in Grund- und Mittelschulen im Zuge der „A13 Einführung“. Ihr zweiter Punkt war die Verbesserung der Zuteilungsrichtlinien für Verwaltungsangestellte – gleichbedeutend mit einer besseren Versorgung der Schulen mit Verwaltungsstunden, damit sich die Lehrkräfte wieder ihren Kernaufgaben widmen können. Ihr dritter Punkt war der Bürokratieabbau - verbunden mit der Forderung nach effizienten und wettbewerbsfähigen digitalen Systemen für die Schulen. Ihr vierter Punkt war die Forderung nach einem Ausbau der Schulassistenz für alle Schularten, also auch für die Grund- und Mittelschulen. Nicht zuletzt ginge es aber auch darum, den Schulleitungen durch einen Ausbau der Ermäßigungsstunden wieder mehr Zeit für ihre Kernaufgaben zu geben. Denn die Attraktivität des Berufs und eine ausreichende Zeit für die Kinder und Jugendlichen seien das, was am Ende den Unterschied macht.

Zum Abschluss betonte die BLLV-Präsidentin: „Ab und zu geht uns an den Schulen die Luft aus, wenn wir gucken, was wir alles liefern sollen. Wir benennen die Stolpersteine. Wenn du drei Klassen gleichzeitig eine ganze Woche irgendwie ‘bespaßen‘ musst, dann hat das nichts mehr mit Bildung zu tun. Umso mehr sind wir im BLLV aber bereit, die Expertise, die alle Kolleginnen und Kollegen hier haben, mit Ihnen zu teilen und in den Dialog zu gehen. Wir haben viel beizutragen zu den Lösungen und das werden wir auch weiterhin gerne einbringen.“
 



Schulische Herausforderungen in der Praxis

Auf dem Podium folgte Philipp Lahm – nicht nur bekannt als Ausnahme-Fußballer, sondern als einer der jüngsten Stifter Bayerns mit seiner eigenen Stiftung auch im Bildungsbereich aktiv. In seinen Projekten „Philipp Lahm Sommercamp“, „Philipp Lahm Schultour“ sowie „Soccer in Philippi“ und dem neu initiierten Projekt „Treffpunkt Fußball“ setzt er sich für Chancengerechtigkeit und Teilhabe ein. In seinem Vortrag betonte er die wichtige Rolle von Lehrkräften als Coaches und Leitbilder. Und er machte klar, wie Teamgeist und die gegenseitige Unterstützung den Unterschied in der Bildung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ausmachen.

Aus der Keynote ging es für Ihn dann direkt auf das Podium mit Max Lachner, Schulleiter und Vorsitzender des BLLV Kreisverbands Coburg-Land, Schulleiterin Sabrina Neckov aus dem BLLV und Gabriele Triebel, ausgebildete Lehrerin, Vorsitzende des Bildungsausschusses und bildungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag. Thema des Podiums waren die konkreten Herausforderungen an den Schulen – und es zeigte sich schnell, dass diese teils enorm sind. Beispielsweise, wenn an einer Schule mit 95 Prozent Migrationsanteil sowohl eine sinnvolle Schulentwicklung betrieben werden soll, als auch eine individuelle Förderung. „Das, was ich mir wünsche, ist, dass ich meine Schüler so fördern und fordern kann, dass ich am Ende des Tages rausgehe und sage: Genau so habe ich mir das gewünscht. Und das kriege ich nur hin, wenn ich Leistungsgruppen bei mir bilden kann und dafür die Köpfe habe. Da brauche ich fünf Mal so viele Köpfe und dann kann ich diesen Kindern auch gerecht werden“, so Sabrina Neckov. Und auch Gabriele Triebel betonte, es brauche dringend mehr Personal, aber auch mehr Gestaltungsspielräume für die Schulen: „Weil ihr genau an der Schule wisst, was zu tun ist und was notwendig ist. […] Unsere Schulleitungen sind die Manager in der Schule. […] Da braucht es ganz viel Kompetenzen und natürlich auch ganz viel Zeit.“

Max Lachner konnte auf dem Podium seine Vorredner nur bestätigen: „Es wurde vorher schon gesagt: „Drei Klassen irgendwo bespaßen mit einem Film oder so, das ist Aufbewahrung, das ist keine Bildung. Und das ist das, was mein Lehrerkollegium derzeit massiv belastet.“ Und er ergänzte: „Das erste große Ziel ist gesund bleiben, weil sonst kann man alle anderen Ziele nicht erreichen. Und das zweite ist: mutig sein. Ich glaube, das ist für uns alle ein guter Auftrag, nächstes Schuljahr oder die nächste Zeit weiterhin mutige Entscheidungen zu treffen, damit wir und auch unser Team gesund bleiben.“
 

BSLK im Video: Überblick und Highlights

Innovation und Schulentwicklung im Mangel

Prof. Dr. Stephan Gerhard Huber kennt die Situation an den Schulen. Das machte er gleich zu Beginn seiner Keynote klar: „Wir begleiten zurzeit 400 Schulen und das auch schon seit fast zehn Jahren - auch durch die Covid-Zeit. Und wir sehen, dass die Schulen in einer starken Anforderungs- oder Belastungssituation sind. Und manche von Ihnen erleben das natürlich deutlicher.“ Worum es ihm in seinem Vortrag geht, ist, wie Bildungsqualität und Schulentwicklung trotzdem gelingen können und welche intelligenten Ansätze es geben kann, um Schule auch in diesem Umfeld erfolgreich zu gestalten.

Prof. Huber weiß, dass Schulentwicklung kein einfaches Thema ist und viele Voraussetzungen erst geschaffen werden müssen: „Das braucht auch Wertschätzung, wenn man konsequent strategisch ausgerichtet kleine Schritte, hoffentlich in die richtige Richtung geht, zusammen und nicht alleine.“ Worum es ihm dabei geht, ist Veränderung auf der Basis klarer Analysen. Was lässt sich besser, was effizienter machen. Oder in seinen Worten: „Wo bewahren Sie, wo optimieren Sie und wo setzen Sie bewusst Innovation?“ Sein Modell für die Planung von Bewahrenswertem, Innovation und Optimierung heißt „B-I-O“ und er nutzt den Vortrag im BSLK, um die Grundzüge und die Anwendung zu skizzieren.

Immer wieder betont er dabei die praktischen Erfahrungen mit dem System und macht klar, dass die Ressourcen trotz aller intelligenten Strategien nie ausgeblendet werden können: „Der Bildungsbereich ist massiv unterfinanziert, selbst wenn man Finanzen aufstockt. Ich begleite Reformprojekte, wo Schulleiter plötzlich einhundert- oder zweihunderttausend Euro pro Jahr mehr haben und dann sagen: ‚Um Himmels willen, ich brauche das Geld gar nicht, ich brauche Personen, ich brauche Personal und nicht Geld.‘“
 



Gesellschaftliche Herausforderungen in der Schule – jeden Tag

Auch Kriege und gesellschaftliche Krisen sind in vielerlei Hinsicht eine tägliche Herausforderung für die Schulen. Sei es durch die Beschulung traumatisierter Kinder aus Kriegsgebieten, die neben Sprachförderung auch psychologische Begleitung brauchen, oder sei es durch die Themen, Diskussionen und Auseinandersetzungen, die dadurch in die Klassenzimmer getragen werden. Denn alle Kinder und Jugendlichen bringen ihre Ängste und Fragen jeden Tag mit in die Schule. Leider gehört auch Antisemitismus zu den Problemen an den Schulen. In der abschließenden Keynote widmete sich Michel Friedman dem Thema. Um sich dem anzunähern, machte er die großen Fragen auf, die auch die Schulen und die Lehrerinnen und Lehrer täglich beschäftigen: Was sind Menschenrechte? Wie neu und universell ist das Verständnis der Menschenrechte? Wie geht „richtiges“ Streiten und wie lernen wir es? Und welche Rolle spielen digitale Räume bei aufgeheizten Konflikten? Und er scheute auch nicht die persönliche Sichtweise, wenn es darum geht, welche Rolle Lehrerinnen und Lehrer für die Integration von Menschen und Kindern und damit für die Integration der Gesellschaft spielen.

Denn Friedmann selbst kam als Kind ohne Deutschkenntnisse nach Deutschland und fand eine Lehrerin, die ihm intensiv Nachhilfe gab: „Ohne diese Lehrerin würde ich heute nicht vor Ihnen stehen. Ohne diese Lehrerin wäre mein ganzes Leben ein anderes geworden. Es war Zufall. Und hier steht ein Schüler vor Ihnen, der allen ins Gesicht sagt, dass es 50 Jahre danach immer noch Zufall ist, ob man den Zufall erleben kann. Also dass die Herkunft immer noch eine unglaubliche Bedeutung für das biografische Leben hat. Das ist eine Ungerechtigkeit, nämlich die größte, weil sie das ganze Leben eines Menschen markieren kann.“

Vor allem betonte er aber den Wert der Demokratie und der demokratischen Bildung als „Medikament“ gegen Menschenverachtung und Antisemitismus: „Das Antibiotikum heißt: Ich schütze die Würde des Menschen und die Demokratie. Denn dort, wo die Demokratie funktioniert, haben Menschen, egal welcher Herkunft, Religion oder was auch immer, keine Angst. Und dort, wo sie zerbröselt, werden zwar vielleicht die Juden und jüdischen Menschen die ersten Opfer sein. Aber ich verspreche Ihnen, Sie werden dann die Nächsten sein. Deswegen bin ich gerne hergekommen. Weil Sie so viele junge Menschen erleben. In der Hoffnung, dass die nächste Generation durch Ihre Vermittlung ein Stück mehr Lust hat auf Streiten und auf Kontroverse. Auf die Vielfalt der Interpretationen der Welt, auf eine Sehnsucht zu lernen und zu verstehen, statt zu hassen und zu zerstören.“

Vielfältige Workshops und Partner-Sessions

Ergänzt und begleitet wurden die Keynotes durch vielfältige Workshops und Partner-Sessions, die teilweise gleichzeitig stattfanden. An jeweils zwei Terminen vormittags und nachmittags fanden die Workshops „Eine Frage der Haltung: Resilienz in Zeiten von Stress und Überlastung“ von Petra Eisenbichler, „KIBBS – das staatliche Unterstützungssystem beim Krisenmanagement an Schulen“ von Doris Engelmann und Siegfried Hümmer, „Schule leiten mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz“ von Pavle Madzirov und ein Workshop zur Gewinnerschule des Deutschen Schulpreises „Eichendorffschule – eine Ganztagsschule als zeitgemäßer Bildungs- und Kulturort“ von Schulleiter Helmut Klemm statt. Alle Informationen zu den Workshops und den Referentinnen und Referenten finden Sie >>HIER.

Am Nachmittag fanden die Partner-Sessions „Nur die Nerven bewahren, aber wie? Wie man Resilienz aufbaut und die seelische Gesundheit erhält“ von Dr. Anna Kuhns, „Konzepte für die Finanzierung von Tabletklassen“ von Stefan Zeman und „Mythen & Legenden in der Absicherung von Lehrkräften“ von Sven Grosse und Marcel Basedow statt. Auch dazu sind alle Details online abrufbar auf der Website des BSLK im >>Programm.
 

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