„Die Kolleginnen und Kollegen werden Ihnen die Situation an den Schulen im Landkreis Ebersberg verdeutlichen“, eröffnete Knut Schweinsberg, Kreisvorsitzender des BLLV-Ebersberg, das Pressegespräch. Sechs Lehrkräfte schilderten anschaulich die Lage vor Ort und zeigten die vielen Facetten von Schule in Zeiten von Corona auf.
„Man kann Schulen in dieser Situation nicht vergleichen“, betonte Susanne Böhm, Schulleiterin einer Mittelschule. „Sie sind unterschiedlich ausgestattet. Manche sind klein, manche sind groß.“
Astrid Jahreiß, stellv. Schulleiterin einer Grundschule und Klassenleitung einer 1. Klasse, sprach über die ganz kleinen Schüler und Schülerinnen: „Es ist unglaublich, was die Kleinen alles schlucken. Die Situation geht nicht spurlos an ihnen vorbei. Gerade in der 1. und 2. Klasse brauchen sie feste Bezugspersonen.“
Auf die Herausforderungen der Lehramtsanwärter ging Ingrid Schermann, Grundschullehrerin, ein: „Junge Lehrer und Lehrerinnen lernen eine ganz andere Art von Unterricht kennen. Sie beherrschen die digitalen Medien, aber es herrscht auch ein wahnsinniger Druck. Denn sie fragen sich, wie es ihnen gehen wird, wenn sie vor einer vollen Klasse stehen.“
„Praxis kommt während der Pandemie viel zu kurz“, erklärte Anna Trinkl, Fachlehrerin Ernährung/Gestaltung. „Das fällt oft weg. Dabei macht gerade die praktische Arbeit die Mittelschule aus.“
Grundschullehrerin Annette Schneider berichtete von einer digitalen Müdigkeit bei ihren Schülern und Schülerinnen: „Man merkt, dass die Freude und das Engagement nachlassen. Ich muss bei jeder Onlinestunde wieder die Regeln besprechen. Im Unterricht kann ich einem Schüler auch nur kurz anschauen. Das geht im digitalen Unterricht nicht, da muss ich es jedes Mal ansprechen und ermahnen.“
„Die Kinder, die wir vorhin schon im Blick hatten, gehen jetzt verloren“, schildert Nici Krause, die als Grundschullehrerin auch Schulberatung macht. Der persönliche Zugang zu den Eltern und Kindern fehle. Dafür liefe die telefonische Beratung sehr gut. Die Eltern seien sehr dankbar, dass sie über ihre Sorgen sprechen könnten.
„Nur wenn wir am gleichen Strang ziehen, können wir das bewältigen“, sagte Gerd Nitschke, örtlicher Personalratsvorsitzender und 1. Vizepräsident des BLLV. „Die Belastungsgrenze ist weit überschritten. Gesundheit, Impfungen und Testungen sind ein wichtiges Thema für die Personalräte.“ Zudem betonte Nitschke, dass Corona den Lehrermangel nur kaschiert hat: „Der Lehrermangel wird uns wieder verstärkt beschäftigen.“
„Der BLLV erwartet einen 5-Jahresplan für die Förderung“, forderte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. „Wir brauchen viele Jahre, um die Kinder wieder reinzuholen." Angesichts des massiven Lehrermangels betonte die BLLV-Präsidentin: „Die Schulleiter und Schulleiterinnen müssen das alles organisieren. Wir fordern deswegen, dass sie mehr Stunden für diese Arbeit erhalten.“