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Statement von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann zum Gender-Verbot Startseite Topmeldung
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„Schule ist Vorbild für integrative Gesellschaft und schließt nicht aus!“

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann kommentiert die Ankündigung von Ministerpräsident Dr. Markus Söder, er wolle „das Gendern in Schulen und Verwaltungen untersagen“.

„Gendersensible Sprache ist natürlich schon jetzt ein Thema bei uns an den Schulen. Denn alles, was in dieser Gesellschaft diskutiert wird, ist immer auch in der Schule zu finden, und zwar wie im Brennglas. Gerade die Jugendlichen – besonders ab der siebten, achten Klasse – sind da sehr sensibel, ihnen ist das Thema ganz wichtig. Unser Selbstverständnis als professionelle Pädagoginnen und Pädagogen bedeutet: Wir gehen darüber mit den Schülerinnen und Schülern in den Dialog, und zwar sehr sensibel.

Kinder wollen eine diverse Gesellschaft. Denn sie erleben sich selbst als divers. Ich finde es daher absolut hilfreich, dass es auch in der Gesellschaft Sensibilitäten für unterschiedliche Orientierungen gibt. Wir sollten uns dieser Diversität gemeinsam bewusst werden. Wir wollen eine offene, integrative Gesellschaft und Schule ist Vorbild für gesellschaftliche Entwicklungen. Daran, dass sich die Gesellschaft verändert, kann auch ein Ministerpräsident nichts ändern. Wir sollten stattdessen sensibel darauf reagieren.

Sprache zeigt Haltung

Wir sind im BLLV daher sehr stark für einen umsichtigen Umgang gerade auch mit der Sprache – und zwar nicht nur in Fragen der Gendersensibilität: Auch was beispielsweise die Migrationspolitik angeht, sind wir der Meinung, dass die Sprache die Haltung prägt. Insofern wundert es mich schon sehr, dass ein Ministerpräsident, nachdem er eineinhalb Jahre keine Regierungserklärung abgegeben hat, jetzt ein Verbot der gendersensiblen Sprache an den Schulen und in den Behörden ins Zentrum stellt.

Das kann er machen.

Verbote schließen aus

Allerdings hat ein Verbot hat noch nie etwas gebracht. Wir müssen stattdessen darüber reden. Es kann doch jetzt nicht sein, dass wir einfach sagen: Wir verbieten das! Was bedeutet es denn, wenn die Kinder und Jugendlichen trotzdem sensible Sprache anwenden und das die Gesellschaft auch tut und manche richtig dafür brennen? Sollen wir dann einfach eine Sechs geben, wenn Schülerinnen und Schüler so sprechen oder so schreiben?

Es kann doch keinesfalls sein, dass wir Sprache verbieten und damit Menschen – die einen oder die anderen – ausschließen. Nein, wir wollen integrativ sein, wir wollen integrativ sprechen.

Wandel lässt sich nicht gegenreglementieren

Wir im BLLV haben uns dazu schon viele Gedanken gemacht. Wir müssen beispielsweise auch unterscheiden zwischen der Schriftsprache und der gesprochenen Sprache. Dabei haben wir uns im BLLV am Rechtschreibrat orientiert. Wir müssen uns zudem gut überlegen, wie Kinder gut lesen lernen. Mit welchen Signalen, mit welchen Symbolen, mit welchen Trennungen arbeiten wir in der Schriftsprache?

Wir wissen aber auch, dass es vor allem um die Haltung geht, die dahintersteht. Es wäre ein Paradoxon, wenn die Gesellschaft sich verändert, offener wird, nun aber mit einer Sprache etwas reglementiert werden soll, das genau in die andere Richtung geht. Das will die Gesellschaft insgesamt nicht.

Integrative Gesellschaft geht anders

Wir stellen uns dem Thema schon jetzt jeden Tag in den Klassen mit den Schülerinnen und Schülern.
Da fragt sich: Was bedeutet diese neue Ansage denn für die Lehrkräfte in der achten Klasse am Gymnasium in Holzkirchen? Was macht die denn jetzt morgen mit dieser Stimmung, die durch diese Ansage von heute bei den Kindern entsteht?

Wir sind jedenfalls schon sehr gespannt auf die konkreten Bestimmungen dazu. Denn es braucht klare Richtlinien für die Umsetzung und wir hoffen dabei sehr, dass eine Integrationsdebatte nicht mit Verboten angegangen wird, sondern mit Sensibilitäten.

Denn das ist entscheidend für unser aller Zukunft: Dass wir sensibel in unserer Sprache sind, niemanden ausschließen und zeigen, dass wir eine integrative Gesellschaft sind, indem wir sensibel sprechen und sensibel mit solchen Themen umgehen – und eben nicht ausschließend.“

» Die BLLV-Position: "Lehrerinnen und Lehrer, Lehrer_innen, Lehrer:innen, Lehrer*innen oder halt doch einfach nur Lehrkräfte?"
 

Medienberichte

Simone Fleischmann im Wortlaut bei SAT1:

"
Mit einem Verbot eine gesellschaftliche Entwicklung aufhalten zu wollen, das ist ziemlich weltfremd. Die Kinder und Jugendlichen wollen die Diversität. Die wollen niemanden ausgrenzen. Das ist eine Integrationsfrage. Insofern können wir uns doch jetzt als Lehrerinnen und Lehrer nicht hinstellen und sagen: So nicht! Der coole und anerkannte Lehrer ist der, der wahrnimmt und anerkennt, was diese Kinder und Jugendlichen wollen. Und sie wollen eben eine diverse Gesellschaft. Sie kämpfen dafür, dass niemand ausgeschlossen wird. Und wir sollen das jetzt tun?"

"Wir haben den Rechtschreibrat, der uns genau vorgibt, was wir tun sollen. Wir brauchen keinen Ministerpräsidenten, der jetzt mit Verboten agiert. Ich weiß, dass das da draußen ganz gut ankommt. Aber was da draußen gut ankommt, ist eine Sache – wir sehen die Kinder und Jugendlichen, gerade in der sechsten, siebten und achten Klasse – die wollen keinesfalls ein Verbot haben. Es geht doch um eine Haltung, eine integrative Haltung. Jeder Mensch ist doch gleich viel Wert."

"Es geht um den Schriftspracherwerb: Wie schreibe wir, aber auch, wie sprechen wir? Wir haben natürlich auch Kinder, die erstmal Deutsch lernen müssen, da ist das manchmal eine Hürde. Wir haben den deutschen Rechtschreibrat, der eine eindeutige Vorgabe macht: Wir dürfen sehr sensibel damit umgehen, und genau das wollen wir auch. Wir wollen doch keine Verbote aussprechen bei einer gesellschaftlichen Haltung."


Die BLLV-Präsidentin stellt zudem klar, dass es an Schulen nie einen Zwang zum gendern gegeben hat.
 


So wird die Position des BLLV zusammengefasst:

"Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband forderte einen umsichtigen Umgang mit Sprache und betonte, dass Sprache die Haltung präge. «Insofern wundert es mich schon sehr, dass ein Ministerpräsident, nachdem er eineinhalb Jahre keine Regierungserklärung abgegeben hat, jetzt ein Verbot der gendersensiblen Sprache an den Schulen und in den Behörden ins Zentrum stellt», sagte Präsidentin Simone Fleischmann. Ein Verbot habe noch nie etwas gebracht."
 


BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Wortlaut:

"Wir wollen keine Gebote, Verbote oder enge Richtlinien an Schulen. Wenn die Kinder aber nun gendersensibel sprechen oder schreiben – sollen wir denen einen Sechser geben? Lehrkräfte sind kompetent genug, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen."
 


Simone Fleischmann im Wortlaut:

"Ein Verbot hat noch nie etwas gebracht. Mir geht es darum, dass wir sensibel in unserer Sprache sind, niemanden ausschließen und zeigen, dass wir eine integrative Gesellschaft sind. Sollen wir das dann einfach verbieten und eine Sechs geben, wenn der Schüler so spricht oder so schreibt? Ein Verbot kann doch diese gesellschaftliche Entwicklung nicht zurückdrehen. Diese Macht hat auch Herr Söder nicht."

"An vielen Schulen wird über gender-gerechte Ausdrucksweisen diskutiert, das ist eine notwendige Debatte. Da können wir doch nicht einfach sagen: Stopp, das ist jetzt verboten, das gibt es nicht."

 


Simone Fleischmann im Wortlaut:

„Wenn die Kinder aber nun gendersensibel sprechen oder schreiben – sollen wir denen einen Sechser geben? Wir wollen keine Gebote, Verbote oder enge Richtlinien an Schulen.“

Aussagen der BLLV-Präsidentin in der Zusammenfassung der Evangelischen Zeitung:

"Die Lehrkräfte seien kompetent genug, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen, sagte Fleischmann. Es sei nicht machbar – auch nicht für einen Ministerpräsidenten per Richtlinienkompetenz -, eine gesellschaftliche Veränderung aufzuhalten. Die Schülerinnen und Schüler bekämen mit, dass gendersensible Sprache gerade ein Riesenthema sei in der Gesellschaft. Es sei Aufgabe von Schulen, die jungen Menschen auf so etwas vorzubereiten. Der BLLV wolle nun abwarten, bis ein entsprechendes Schreiben vom Kultusministerium zum geplanten Gender-Verbot komme."