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Qualität in bayerischen Kitas verbessert sich nur leicht

Der Personalschlüssel in den bayerischen Krippen und Kindergärten hat sich in den letzten Jahren verbessert, allerdings gibt es in vielen Bereichen immer noch Nachholbedarf. Das zeigt das aktuelle Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme 2019. „Es gilt, deutlich mehr für die Qualität der frühkindlichen Bildung und Erziehung zu tun“, so BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Hier geht es zum Statement der BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann

2019 werden in Bayern in 9.500 Tageseinrichtungen insgesamt 579.000 Kinder von knapp 100.000 Menschen betreut, gebildet und erzogen. In den vergangenen zehn Jahren ist dabei sowohl die Anzahl der Kinder, wie auch des Pädagogischen Personals deutlich gestiegen. Die Bildungsbeteiligung an Kindertagesbetreuung liegt mittlerweile bei den unter 3-jährigen in Bayern bei 27,5% und bei den 3- bis unter 6-jährigen bei rund 92%. Die Betreuungssituation in den Kitas ist allerdings noch immer nicht kindgerecht und stellt darüber hinaus eine hohe Arbeitsbelastung für die Fachkräfte dar. Zu diesen Ergebnissen kommt das diesjährige Ländermonitoring frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung.

Laut Bertelsmann-Stiftung ist eine vollzeitbeschäftigte pädagogische Fachkraft in Krippengruppen rein rechnerisch für 3,7 ganztagsbetreute Kinder zuständig. Die Personalsituation hat sich damit gegenüber 2013 (1 zu 3,9) leicht verbessert. In den Kindergartengruppen gab es eine deutlichere Verbesserung. Verantworteten Erzieherinnen und Erzieher 2013 noch die Förderung von 9,1 Kindern, sind es aktuell nur 8,4. Für eine kindgerechte Betreuung empfiehlt die Bertelsmann Stiftung hingegen, dass in Krippengruppen maximal drei und in Kindergartengruppen 7,5 Kinder auf eine pädagogische Fachkraft kommen.

Pädagogische Personalausstattung in KiTas in Bayern (Quelle: Bertelsmann 2019):

 

Allerdings sieht dieses Betreuungsverhältnis im beruflichen Alltag meist ungünstiger aus, da nicht die gesamte Arbeitszeit für die Betreuung der Kinder verwendet werden kann. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass in etwa ein Drittel der Arbeitszeit einer Erzieherin/ eines Erziehers für Aufgaben außerhalb der pädagogischen Praxis benötigt wird: z.B. für Elterngespräche, Qualitätsentwicklung oder Fortbildungen.

Die Bildungschancen hängen auch in Bayern vom Wohnort ab

Zwischen den bayerischen Landkreisen und kreisfreien Städten besteht ein großes Qualitätsgefälle. Im Landkreis Regen muss eine Fachkraft (1 zu 5,6) rein rechnerisch mehr als drei Krippenkinder mehr betreuen als in Straubing (1 zu 2,3) – bundesweit die größte regionale Spannweite zwischen den Krippengruppen. In Kindergartengruppen zeigt sich eine noch größere Spanne: So ist im Landkreis Kulmbach (1 zu 11,4) eine Fachkraft für vier Kinder mehr zuständig als im Landkreis Weilheim-Schongau (1 zu 7,4).

 

Teilweise prekäre Beschäftigungsstrukturen in KiTas

Auffallend prekär ist gerade in Bayern die Situation für die Angestellten, in sämtlichen Altersgruppen liegt das Verhältnis der befristet Beschäftigten Erzieher/innen über dem bundesweiten Durchschnitt. Insgesamt sind in Bayern 18% der Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen befristet angestellt:

Quelle: Ländermonitor frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung 2019

Kosten hoher Bildungsqualität im frühkindlichen Bereich

Die Qualität in bayrischen Krippen und Kindergartengruppen – gemessen an der Entwicklung der Personalschlüssel – verbessert sich wie oben aufgeführt seit Jahren nur geringfügig. Ein besserer Betreuungsschlüssel würde dabei der Aufwertung der erzieherischen Leistung dienen. Für unter Dreijährige gilt gemeinhin ein Personalschlüssel von 1:3, für Drei- bis Sechsjährige ein Schlüssel von 1:7,5 als qualitätssichernd. Um diesen Schlüssel zu erreichen, müssten für die Krippengruppen in Bayern rund 5.100 Vollzeit-Fachkräfte eingestellt werden, für die Kindergartengruppen immerhin nochmals rund 2.100. Für eine angemessene Leitungsausstattung empfiehlt die Bertelsmann Stiftung, darüber hinaus jeder Einrichtung eine Grundausstattung von 20 Wochenstunden plus 0,35 Wochenstunden pro rechnerisch ganztags betreutem Kind (Ganztagsbetreuungsäquivalent) zur Verfügung zu stellen. Dies würde nochmals 4.600 zusätzliche Vollzeitstellen für Bayern bedeuten. Die damit verbundenen Kosten summieren sich für die Verbesserung des Personalschlüssels und die Leitungszeit auf 623 Millionen Euro pro Jahr für Bayern.

Welche zusätzlichen Investitionen zur Verbesserung der Bildungsqualität im frühkindlichen Bereich notwendig sind, hat der BLLV bereits im Jahr 2018 in der Expertise „Zeit für Bildung: gerecht.investieren“ dargestellt.



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