„Die Lehrerinnen und Lehrer haben Immenses geleistet“, sagt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Rückblick auf das Corona-Schuljahr. Die Lehrkräfte haben das System aufrecht aufrecht erhalten: „Trotz Angst vor einer Ansteckung durch die Kinder. Und trotz einer großen Angst um die Kinder.“
Lehrer sind einer Menge an Kontakten ausgesetzt, erläutert Fleischmann: „In einer Realschule ist eine Fachlehrerin für Werken beispielsweise durchaus in bis zu 16 Klassen unterwegs. Bei einer Gymnasiallehrerin für Deutsch und Sport können es bis zu 300 Kinder sein, die sie unterrichtet.“
„Noch nie hat uns Schule so viel Kraft gekostet: Masken, Abstand, Hände waschen sind eigentlich gar nicht unsere Aufgaben. Was für ein Stress, was für eine Unsicherheit. Lehrer im Klassenzimmer haben auch keine Plexiglasscheibe vor sich.“
„Schule live: aber sicher!“
Für das neue Schuljahr fordert der BLLV ein ausführliches bildungspolitisches Logbuch mit klaren rechtlichen, pädagogischen, gesundheitsrelevanten und organisatorischen Rahmenbedingungen. „Wir Lehrer brauchen dieses Navigationssystem für die Langstrecke, damit Lernen gelingen kann“, so Fleischmann.
„Ich erwarte, dass am Technologie-Standort Deutschland die Politik herausfindet, was State of the Art ist, und eine klare Marschrichtung vorgibt“, sagt die BLLV-Präsidentin. „Wir haben an den Schulen die ganze Zeit umgesetzt, was die Politik wollte. Vieles davon haben wir nicht verstanden. Denn die Politik entscheidet über die pädagogische Expertise hinweg – und über die Erfahrungen der Lehrer vor Ort. So geschehen bei der Testpflicht im Klassenzimmer, bei der ich skeptisch war.“
„Im Kultusministerium brennt es lichterloh“
Der Lehrermangel verschärft die schwierige Situation an den Schulen. Aktuell wirbt das Kultusministerium in einer Kampagne für den Lehrerberuf, die in dem Interview der Abendzeitung angesprochen wird. „Endlich gibt das Kultusministerium den Lehrermangel zu“, kommentiert Simone Fleischmann. „Der Engpass wird angegangen. Auch an Bushäuschen hängt Werbung fürs Lehramt. Diese Kampagne sagt uns: Im Kultusministerium brennt es lichterloh. Sie vermissen professionelles Personal. Jetzt versucht man, den Lehrermangel mit Nicht-Lehrern zu stopfen.“
Die BLLV-Präsidentin betont: „Wenn das Ministerium dem Lehrermangel hätte entgegenwirken wollen, hätte es schon lange alle Lehrer gleich besolden sollen. Dann hätten wir mehr Lehrer an der Mittelschule.“