V.l.n.r.: Heinrich Bahns, Mathia Arent-Krüger, Max Schindlbeck, Simone Fleischmann, Toni Weber, Rita Hengesbach und Ekkehard Gabriel - Foto: Brigitte Fleischmann
V.l.n.r.: Heinrich Bahns, Mathia Arent-Krüger, Max Schindlbeck, Simone Fleischmann, Toni Weber, Rita Hengesbach und Ekkehard Gabriel - Foto: Brigitte Fleischmann
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„Nie zu alt für Neues – Lernen ohne Limit“

Unter dem Motto „Nie zu alt für Neues – Lernen ohne Limit“ fand am 1. Oktober 2024 in Berlin die 8. Seniorenpolitische Fachtagung des dbb statt. Die große Zahl an Teilnehmenden zeigte, wie wichtig und aktuell dieses Thema ist.

„Nie zu alt für Neues – Lernen ohne Limit“ lautete das Motto der 8. Seniorenpolitische Fachtagung. Die große Zahl an Teilnehmenden – darunter auch die VBE Bundesseniorenvertretung mit Max Schindlbeck, Toni Weber, Mathia Arent-Krüger, Heinrich Bahns, Ekkehard Gabriel und Rita Hengesbach – zeigte, wie wichtig und aktuell dieses Thema ist. Eröffnet wurde die Tagung vom Vorsitzenden der dbb-bundesseniorenvertretung Dr. Horst Günther Klitzing. Er betonte in seiner Begrüßung, dass das lange geltende Vorurteil, lebenslanges Lernen höre mit dem Ausscheiden aus dem Berufsleben auf, in vielen Schichten der Gesellschaft immer noch verwurzelt ist. An die Politik richtete Klitzing die Botschaft, dass der Staat die Rahmenbedingungen schaffen müsste, damit lebenslanges Lernen in allen Lebensphasen gelingen könne.

Simone Fleischmann, stellv. Bundesvorsitzende des dbb beamtenbund und tarifunion und stellv. Bundesvorsitzende des VBE, lobte in ihrem Grußwort zwar Maßnahmen des Bundes, wie Digitalpakt oder das Startchancen-Programm, bemängelte aber, dass es an einer Zielsetzung fehle, insbesondere was die Einbeziehung der Älteren betrifft, die in der Regel nach dem Ausscheiden aus dem Beruf noch mindesten 20 Jahre ein Recht auf Teilnahme an lebenslangem Lernen hätten. Sie fordert intergenerationelles Lernen, also voneinander und miteinander lernen. Dies gelänge nur mit niederschwelligen Angeboten, die auch nur geringe Kosten verursachen dürften. Auch müssten diese Angebote vor allem im ländlichen Bereich ermöglicht werden. Ohne Mobilität blieben die Menschen dort von der Teilhabe ausgeschlossen, was zu Einsamkeit und schlussendlich auch zu gesundheitlichen Einschränkungen führte.

Für das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) betonte Andreas Schulze, Leiter der Abteilung 3 (Demografischer Wandel, Ältere Menschen, Wohlfahrtspflege), dass sein Ministerium mit Maßnahmen wie „Digitalpakt Alter“, „digitaler Engel“, „digital genial“ die Voraussetzungen geschaffen habe, dass alle älteren Menschen die Chancen auf Bildung hätten.

Professor Ben Godde von der Construktor University Bremen GmbH referierte zum Hauptthema Lernen im Alter mit zwei Fragestellungen: „Was ist Altern?“ und „Wann fängt Altern an? Er räumte mit drei Mythen auf.

Mythos 1: Die Leistungsfähigkeit des Gehirns nimmt ab.
Richtig ist: Sie entwickelt sich unterschiedlich.

Mythos 2: Veränderungen des Gehirns führen zu kognitiven Einbußen.
Richtig ist: Veränderungen müssen nicht mit funktionellen Einbußen verbunden sein.

Mythos 3: Das erwachsene Gehirn ist stur und unveränderlich.
Richtig ist: Das Gehirn bleibt veränderbar; nur so ist Lernen möglich.

Sein Fazit daraus lautet: Wenn ich meine Fähigkeiten erhalten will, muss ich sie auch nutzen!

Im Beitrag „Alter schützt vor Bildung nicht – aus guten Gründen“ erläuterte Alexandra Ziegler, Referentin für Digitalisierung und Bildung der BAGSO, folgende vier Punkte:

  • Bildung im Alter – was ist das?
    • Bildung und Lernen sind umfassend in jedem Alter möglich, nur anders.
    • Im Alter stehen Genauigkeit, die Konzentration auf das Wesentliche und der Einsatz aller Sinne im Vordergrund.
  • Bildung im Alter – warum eigentlich?
    • Sie fördert die Erhaltung der Gesundheit.
    • Sie erhält die persönliche Fitness und ermöglicht das digitale Lernen.
  • Bildung im Alter – was steht im Wege?
    • Negative Altersbilder und Erfahrungen,
    • fehlende Angebote und Ressourcen,
    • schlechte Erreichbarkeit,
    • physische und psychische Einschränkungen oder fehlender Alltagsbezug der Angebote.
  • Bildung im Alter – wie kann es gelingen? Man muss:
    • Bildung als politische Aufgabe verankern,
    • eine nationale Bildungsstrategie entwickeln und umsetzen,
    • Bildungsinhalte für alle schaffen,
    • thematische Vielfalt fördern,
    • Daten zum Bildungsverhalten älterer Menschen erheben,
    • preiswerte Angebote ermöglichen,
    • die Geragogik fördern und Infrastrukturen verbessern.

Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg Silvio Witt stellte die Angebote der Vier-Tore-Stadt zum Thema lebenslanges Lernen vor: Netzwerk 60+, Mehrgenerationen-Häuser, Seniorenhochschule, Senior Träumer, Silver Surfer, Mediatop in Neubrandenburg sowie die vom Bund initiierten Modellprojekte Zukunftswerkstatt und Kommunen – attraktiv im Wandel.

Der Gedächtnistrainer Jens Sailer brannte ein Feuerwerk von Beispielen zum Thema Faszination Gedächtnis – Gedächtnis und Gehirnleistungen ab und brachte die Zuhörenden zum Erstaunen. Im anschließenden Praxisteil war es möglich, erste Schritte zur Gedächtnisförderung selbst zu erlernen. Die Fachtagung als Ganzes war in ihrer Vielfältigkeit sehr gewinnbringend und ermöglicht, viele neue Ideen in die Alltagsarbeit einzubringen.

Text: Toni Weber



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