"Wir sind schon eine große Familie" zitiert der Münchner Merkur den Rektor Richard Scheglmann in seinem Artikel vom 7. Februar 2025, der auch im Oberbayerischen Volksblatt erschienen ist. Dazu gehört für Richard Scheglmann auch, dass er die Schülerinnen und Schüler morgens persönlich begrüßt. Immerhin gut 200.000 Mittelschülerinnen und Mittelschüler gibt es in Bayern, an dieser Schulart, die sicher von allen am wenigsten beachtet und in der öffentlichen Diskussion oft vergessen wird.
Die Mittelschule in Unterschleißheim steht exemplarisch für viele in Bayern: Knapp 500 Kinder und Jugendliche sind es, die morgens in die Schule strömen, mit einem Migrationsanteil von 72 Prozent. Und das ist für Scheglmann auch alles in Ordnung so. Es gebe natürlich auch an “seiner” Schule Herausforderungen, aber er will nicht klagen. Alles in allem geht es den Schüler:innen gut an seiner Schule und es funktioniert auch alles im Rahmen des Erwartbaren. Der allergrößte Teil schafft den “Quali”, den Qualifizierenden Mittelschulabschluss oder den Praxisklassen-Abschluss. Der Rektor widerspricht deshalb auch klar dem Vorurteil, dass alle Schulabbrecher von der Mittelschule kämen. Herausforderungen gibt es natürlich trotzdem.
Was ist eigentlich aus dem Migrationsteiler geworden?
Eigentlich gilt der Grundsatz, dass vor allem in Jahrgängen mit einem Migrationsanteil von über 50 Prozent die Klassen nicht zu groß sein sollten, um eine (einigermaßen) individuelle Förderung und damit Integration zu ermöglichen. Ab einer Klassengröße von 25 Schülerinnen und Schülern soll dann der so genannte "Migrationsteiler" Anwendung finden: Die Klasse sollte also aufgeteilt werden. Gerd Nitschke sagt dazu: “So war es früher”, denn heute bekomme die Schule in diesem Fall oft nur ein paar zusätzliche Unterrichtsstunden dafür genehmigt, was nicht annähernd den gleichen Effekt hat. Das ist nur einer der Punkte, die der BLLV auch kürzlich in seiner Pressemitteilung “Schluss mit bildungspolitischen Schnellschüssen zu Lasten von Schulen und uns Lehrkräften” kritisiert hatte. Und auch in Unterschleißheim betonte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, es gebe hier keine Kompromisse: „Der Migrationsteiler ist für uns ein entscheidender Garant für gute Integration“.
Alltagsproblem Lehrkräftemangel
Eine weitere Herausforderung ist der Lehrkräftemangel - und wie damit umgegangen wird. Zum einen ist der Mangel an den Mittelschulen besonders groß. Ein Problem ist hier die Bezahlung. Zwar hat der BLLV politisch durchgesetzt, dass Grund- und Mittelschullehrkräfte in Zukunft im Wesentlichen genauso bezahlt werden, wie die Lehrkräfte an anderen Schularten - Stichwort “A13” - aber noch ist dies nicht in Gänze umgesetzt. Außerdem hätte die Mittelschule ein Imageproblem, wie Scheglmann betont - auch weil die allermeisten Lehramtsstudierenden selbst nie an einer Mittelschule waren und sie deshalb einfach nicht kennen. Dabei hat doch die Mittelschule auch viele Vorteile wie der enge Kontakt zur Klasse und zu den Kindern durch das Klassenlehrerprinzip, wie Scheglmann betont.
Zum anderen machten es laut Scheglmann die Quereinsteiger an den Schulen, die eigentlich als Maßnahme gegen den Lehkräftemangel eingesetzt werden, nicht immer nur leichter, auch wenn an vielen Schulen ein Betrieb ohne sie heute gar nicht mehr denkbar wäre. [Anm. der Redaktion: Über die auch qualitativ sehr unterschiedlichen Maßnahmen zum Quereinstieg, die teils qualitativ sehr hochwertig sind und uns auch sehr motivierte und engagierte Kolleginnen und Kollegen an die Schulen bringen, können Sie sich unter anderem >>HIER informieren]. Denn vielen fehlten pädagogische Kompetenzen oder auch fachliche Qualifikationen. Sie müssten deshalb oft eng begleitet werden. Da wird es dann schon mal richtig eng, wenn an manchen Tagen mehr als zehn Prozent der Lehrkräfte wegen Krankheit oder wegen Fortbildungen ausfallen und die völlig überlastete mobile Reserve mangels Kapazitäten oder wegen der Kurzfristigkeit nicht einspringen kann.