„Heute wurde das ifo Bildungsbarometer 2024 veröffentlicht. Bayern landet mit einer Note von 2,77 im Ländervergleich auf Platz 1 – was, nebenbei bemerkt, auch nichts anderes bedeutet als „mittelmäßig“. Ist der erste Platz also ein Grund zum Feiern? Wohl kaum.
Befragt wurden Personen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren. Sie sollten unter anderem ihre Meinungen zum Bildungswesen in Bayern abgeben. Die Ergebnisse geben somit also Auskunft über das Problembewusstsein der Befragten. Während die Schulen in Bayern noch mit einem Mittelmäßig davonkommen, wird die Bildungspolitik in Bayern nochmals schlechter bewertet. Ein Zeichen dafür, dass draußen angekommen ist, wer die Probleme in den Schulen tagtäglich auffängt:
Es sind die Lehrerinnen und Lehrer, die trotz widrigster Umstände immer wieder das Beste aus der Situation herausholen. Sie sind es, die versuchen, die massiven Defizite in der Bildungspolitik zu kompensieren. Die Umfrage sagt nichts darüber aus, was sich in den Schulen wirklich abspielt. Ja, der Lehrkräftemangel wird – endlich – von der Mehrheit als Problem erkannt. Aber wo bleibt die politische Verantwortung, diese Missstände endlich grundlegend anzugehen?
Was wir brauchen, sind keine mittelmäßigen Noten, die uns suggerieren, dass „alles irgendwie läuft“. Was wir brauchen, ist die Anerkennung der Realität: überlastete Lehrkräfte, chronisch unterbesetzte Schulen sowie Schülerinnen und Schüler, die in diesem System viel zu oft zu kurz kommen.
Statt das Image der Schulen zu pflegen und die Ergebnisse trotz ihrer Mittelmäßigkeit zu loben, muss endlich hingehört werden, was Schulleitungen und Lehrkräfte, die so viel Expertise vereinen, berichten. Statt zu feiern, sollten sich politische Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger ein Beispiel an Lehrerinnen und Lehrern nehmen und sich endlich an die Arbeit machen!“
Mittelmäßigkeit – (k)ein Grund zum Feiern?
Die Noten für Bayern im ifo Bildungsbarometer sind nur mittelmäßig, trotzdem ergötzt sich die Politik am ersten Platz im Bundesvergleich. Doch die Realität sind überlastete Lehrkräfte und Schüler, die im System untergehen. Es braucht Taten statt Eigenlob!
Hintergrund
» BLLV-Factsheet zum ifo bildungsbarometer
» Die Ergebnisse im ifo bildungsbarometer im Detail
Pressemitteilung des BLLV-Dachverbands VBE (Verband Bildung und Erziehung):
» "Lehrkräfte: Note 1+ Bildungspolitik: Note 5 = Mittelmaß"
Medienberichte
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Wortlaut:
"Die Politik sollte sich ein Beispiel an den Lehrerinnen und Lehrern nehmen und sich endlich an die Arbeit machen."
"Was wir brauchen, sind keine mittelmäßigen Noten, die uns suggerieren, dass ‚alles irgendwie läuft‘. Was wir brauchen, ist die Anerkennung der Realität: überlastete Lehrkräfte, chronisch unterbesetzte Schulen sowie Schülerinnen und Schüler, die in diesem System viel zu oft zu kurz kommen."
"Die Politik muss endlich hinhören, was Schulleitungen und Lehrkräfte, die so viel Expertise vereinen, berichten.“
Tomi Neckov im Wortlaut:
„Es ist zu erkennen, dass die Herausforderungen in den Schulen mehr und mehr ins öffentliche Bewusstsein dringen und die Menschen erkennen, dass die verfehlte Bildungspolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte dafür verantwortlich ist.“
"Die Bewertung ‚mittelmäßig‘ kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Strukturen in der deutschen Bildungslandschaft teils desolat sind. Das wahrgenommene Mittelmaß, das das Bildungsbarometer abbildet, ist angesichts der fehlenden Gelingensbedingungen nur auf einen Umstand zurückzuführen: den unermüdlichen Einsatz der Lehrkräfte vor Ort. Sie geben Tag für Tag alles in ihrer Macht stehende, um die mangelhaften Voraussetzungen zu kompensieren und den Schülerinnen und Schülern bestmögliche Bildung zukommen zu lassen, und setzen dabei teilweise sogar ihre eigene Gesundheit aufs Spiel."
"Wir fordern schon seit geraumer Zeit, dass die Ausgaben für Bildung in unserem Land massiv steigen müssen. Kinder lernen heute in teilweise maroden und aus der Zeit gefallenen Schulen. Es ist zu hoffen, dass die Politik diese Forderung aus der Gesellschaft endlich aufnimmt und alles in die Wege leitet, was notwendig ist, um den Bildungsbereich in Deutschland wieder zu stärken.“
"Es ist gut, wenn die Politik endlich mehr in die frühkindliche Bildung investiert. Bislang kommt dies aber nicht in der Arbeitsrealität der Erzieherinnen und Erzieher an“, erklärt Neckov dazu. „Die Überlastung aufgrund des fehlenden Personals schränkt die Möglichkeiten zu individueller Förderung vielerorts weiterhin erheblich ein. Und mit Blick auf den kommenden Anspruch auf Ganztag wird die Herausforderung auch für die personelle Situation in den Kitas nicht leichter. Dies darf nicht das Ende der Mehrinvestitionen in die frühkindliche Bildung sein, sondern der Anfang."
"Die positiven Aspekte des Bildungsberichtes können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ergebnisse in Gänze unterstreichen, was bereits seit Jahren im Argen liegt. Bildung hängt in Deutschland weiterhin in hohem Maß von der familiären Herkunft ab."
"Das A und O bei der Unterstützung von Kindern aus benachteiligten sozialen Lagen ist die individuelle Förderung durch das Lehrpersonal. Angesichts des massiven Personalmangels ist dies allerdings oft nur schwer umsetzbar. Auch wenn die Politik den Ernst der Lage erkannt und mit dem Startchancenprogramm zielgerichtet und nicht länger mit der Gießkanne unterstützt, kann dies nur ein erster Schritt sein. Zeitlich befristete Programme reichen lange nicht mehr aus. Wir brauchen strukturelle Verbesserungen in der Bildungsfinanzierung und langfristige finanzielle Sicherheit.“