München – Die Situation an den Schulen in München und Bayern ist trotz Verbesserungen alles andere als optimal. Darin sind sich Schüler und Lehrer einig. Corona-Krise und Lehrermangel verstärken sich gegenseitig, der Druck und die Unsicherheiten auf allen Seiten sind groß. Es braucht jetzt faire Lösungen für alle und eine Diskussion, was Schule in Zukunft eigentlich leisten soll.
„Ja, wir sind in einer Ausnahmesituation, aber dann muss für uns auch Fairness gelten. Wenn in einer Schulaufgabe in meiner Klasse der Schnitt eine Fünf ist, dann ist das für viele von uns schlimm. Und Lehrer wollen uns sicher auch nicht solche schlechten Noten geben, aber sie haben keine andere Wahl“, so Alexander Löher, Vorsitzender der StadtschülerInnenvertretung (SSV) München in einer gemeinsamen Pressekonferenz von SSV und BLLV.
Faire Bedingungen und weniger Leistungs- und Notendruck sind auch Forderungen des BLLV. In Anbetracht der Krise könne man den Schülerinnen und Schülern nur gerecht werden, wenn man sich auf Wesentliches konzentriere, Lernrückstände auffange und Kerninhalte vertiefe. „In diesem Schuljahr ist nichts normal“, sagt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. „Deshalb muss man jetzt unbedingt die individuelle Situation der Lernenden in den Blick nehmen. Statt starrer Vorgaben ist die pädagogische Expertise der Lehrkräfte vor Ort gefragt.“
Schüler sehen sich im Team mit Lehrkräften
„Alle Schüler freuen sich, wenn die Schulen offen sind. Gerade die kleineren brauchen das unbedingt“, so die StadtschülerInnenvertreterin Mireia Herrer. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann freut sich über dieses Statement: „Wie schön ist das, wenn die jungen Leute aus vollem Herzen sagen, wir wollen in die Schule gehen. Das ist doch das Ziel jeder Lehrerin und jedes Lehrers.“ Sie macht aber auch deutlich, dass Schule nur solange offenbleiben könne, solange der Gesundheitsschutz für alle Beteiligten gewährleistet sei.
„An meiner Schule ist viel passiert, gerade in Sachen Digitalisierung. Wir Schüler und unsere Lehrer helfen sich dabei auch oft untereinander. Nur so können wir es schaffen“, berichtet Guiliana Stoll von der SSV München. Dabei sei gerade in den letzten Monaten die Zusammenarbeit zwischen Schülern und den Lehrkräften nochmal enger geworden, so Alexander Löher: „Die Kommunikation gerade zwischen Lehrern und Schülern hat sich durch die Pandemie deutlich verbessert und dadurch sind Lehrer und Schüler doch mehr ein Team geworden.“
Metakompetenzen statt Reproduktion, individuelle Förderung statt Leistungsdruck - ganzheitlich bilden, besonders während Corona!
„Dieses Schuljahr müssen andere Dinge als Noten im Vordergrund stehen. Der Druck ist einfach immens groß. Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass wir weiter darüber diskutieren, was in der Schule eigentlich im Mittelpunkt stehen soll“, so SchülerInnenvertreter Julien Greiner. Auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sieht in der Krise die Chance, Schule und Bildung neu zu denken, ihren Wert und ihre Kernaufgabe zu hinterfragen und offen zu diskutieren. „Die Corona-Krise zeigt so deutlich wie kaum jemals zuvor, dass es nicht nur darum geht, sich Fachwissen anzueignen und in Prüfungen zu reproduzieren. Es geht auch um Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Fantasie und Ausdrucksfähigkeit.“ Schule habe den Auftrag, die junge Generation auf die Zukunft vorzubereiten und sie im ganzheitlichen Sinne zu bilden. Lernen mit „Herz.Kopf.Hand“.
Fleischmann zeigt sich beeindruckt vom Engagement und von der klaren Haltung der Schüler. „Die jungen Leute verkörpern nicht die Ellbogen-Generation, als die sie manchmal gesehen werden. Sie wollen ein gutes Miteinander, sie setzen sich für Schwächere ein, sie leben diverse Gesellschaft. Genau das, wofür Schule im besten Sinne steht und wofür wir als BLLV kämpfen.“
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