Der Deutsche Kitaleitungskongress (DKLK) ist die Leitveranstaltung in Sachen frühkindlicher Bildung und Kita-Praxis und wird einmal jährlich, jeweils zeitversetzt in insgesamt sechs deutschen Städten veranstaltet. Für den südlichen Raum findet der DKLK wiederholt in Bayern am 5. und 6. Oktober 2020 in Augsburg statt. Als größter Kongress im deutschsprachigen Raum, richtet sich der DKLK ausdrücklich an Leitungskräfte in der Elementarpädagogik. Er bietet Deutschlands Kitaleitungen sowie TrägervertreterInnen, Fachberatungen und VertreterInnen der Politik ein Forum zur Diskussion aktueller Entwicklungen, Trends und neuer Management-Ansätze. Auch praktische Lösungen für die coronabedingten Herausforderungen werden diskutiert.
Das fünfte Jahr in Folge wird der Kongress durch eine Befragung zur Wertschätzung und Anerkennung von Kita-Leitungen wissenschaftlich gestützt. Mit insgesamt 2.750 Befragten hat die DKLK-Studie 2020 einen neuen Teilnehmerrekord verzeichnet und behauptet damit ihre Stellung als größte regelmäßige empirisch-repräsentative Erhebung mit Fokus auf die Leitungskräfte von Kindertageseinrichtungen. Zwar wurde die Studie bereits im März dieses Jahres in Düsseldorf veröffentlicht. Umso erstaunlicher ist das Schwerpunktthema dieses Jahres. Der Informationsdienstleister Wolters Kluwer hat sich in Kooperation mit dem VBE Bundesverband, dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), dem VBE Baden-Württemberg und dem VBE Nordrhein-Westfalen sowie unter der wissenschaftlichen Begleitung von Prof. Dr. Ralf Haderlein (Hochschule Koblenz) quasi hellseherisch dem Thema „Kita-Leitung zwischen Digitalisierung und Personalmangel“ angenommen.
Geteiltes Bild bei digitaler Infrastruktur
Wer hätte ahnen können, dass das Thema Digitalisierung die Kitas in diesem Jahr so ausnahmslos beschäftigen wird?! Die Corona-Pandemie hat die enorme Bedeutung digitaler Medien besonders vor Augen geführt. Trotz physischer Distanz der pädagogischen Fachkräfte zu den Kindern und Familien, konnten mit Hilfe digitaler Medien Zugänge geschaffen, Kontakte gehalten und Beziehungsarbeit geleistet werden. Jedoch werden für sinnvolle Medienarbeit in Kitas u.a. professionelle pädagogische Konzepte und eine funktionale und leistungsfähige digitale Infrastruktur gebraucht.
Bei eben dieser digitalen Infrastruktur zeigt sich allerdings ein geteiltes Bild: Die eine Hälfte der Kitas weist eine gute bis akzeptable Ausstattung auf, die andere ist aber schlecht ausgerüstet. Während privat-gemeinnützige bzw. privat-nichtgemeinnützige Träger die Hardwareausstattung ihrer Einrichtungen teilweise bereits modernisiert haben, arbeiten Kitas in kommunaler oder kirchlicher Trägerschaft häufiger mit veralteten Geräten.
Des Weiteren glaubt eine große Mehrheit der Kita-Leitungen, durch die Nutzung digitaler Fachanwendungen effizienter arbeiten zu können – doch die Ausstattung hinkt hinterher. Digitale Tools für Verwaltung und pädagogische Arbeit werden nur von einem relativ kleinen Teil der Kitas eingesetzt – Entlastungspotenziale bleiben deshalb weitestgehend ungenutzt. Und obwohl sie großes Entlastungspotenzial bieten, scheuen viele Träger vor der Anschaffung von Fachanwendungen zurück – zumeist aus Kostengründen.
Enttäuschung über mangelnde politische Unterstützung
Spannend wird es, wenn dieselben Fragen zur Digitalisierung in der Studie 2021 erneut abgefragt werden. Denn es bleibt zu hoffen, dass diese herausfordernden vergangenen Monate dazu beigetragen haben, die Digitalisierung flächendeckend im Kita-Alltag auszuprobieren oder sogar nachhaltig und pädagogisch sinnvoll zu integrieren.
Darüber hinaus ist auch der Rest der Studie lesenswert. Die Aspekte Wertschätzung, Personal(mangel), Betreuungsqualität und Gehalt sind über die Längsschnittfragen abgedeckt. Hier wird deutlich, dass die Enttäuschung über die mangelnde politische Unterstützung der eigenen Arbeit bleibt. Unverändert zieht sich nunmehr seit 5 Jahren die ungenügende Wertschätzung der Bildungs- und Erziehungsarbeit aus Sicht der Kita-Leitungen in Gesellschaft und Öffentlichkeit wie ein roter Faden durch diese Befragungsreihe. // Sarah Heße, Leiterin der Fachgruppe Sozial- und Erziehungsdienst im BLLV