In Bayern müssen die Leitungen von Kindertagesstätten keine pädagogische Ausbildung mehr haben. Dies sieht die seit dem 1. Juli geltende Kinderbildungsverordnung (AVBayKiBiG) vor. Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) verteidigte den Schhritt. Er ermögliche den Trägern und den Kita-Leitungen mehr Flexibilität und Handlungsspielräume.
Entprofessionalisierung ist nicht die Lösung des Fachkräftemangels!
Seit dem 1. Juli 2023 müssen nach der neuen Kinderbildungsverordnung (AVBayKiBiG) die Leitungen von Kindertagesstätten keine pädagogische Ausbildung mehr haben. Nicht nur ein fatales Signal sondern auch aus pädagogischer Sicht verheerend!
Sarah Heße, Leiterin der Fachgruppe Sozial- und Erziehungsdienst im BLLV, sieht die Entwicklung mehr als kritisch, ebenso wie viele andere Pädagoginnen und Pädagogen im Freistaat:
"Es ist wirklich eine ernst zunehmende Entwicklung und enorm wichtig darauf aufmerksam zu machen!
Die Änderung der AVBayKiBiG entwertet nicht nur die Rolle der Kita-Leitungen, sondern sendet erneut genau das falsche Signal in einer sowieso belasteten Personal-Situation. Ich befürchte, dass viele Leitungen (zu Recht) in den Widerstand gehen werden. Die wichtige Führungsaufgabe, die nicht nur Personalverantwortung ausmacht, sondern viel mehr die pädagogischen Gesamtverantwortung für Kinder und Familien inklusive der Koordination der Bildungs- und Erziehungsziele und fachliche Kompetenzen werden durch diese Änderung abgewertet!
Erneut macht die bayerische Staatsregierung klar, dass ihnen Bildung (von Anfang an) nichts wert ist.
Aber eins ist klar, bayerische Kitas sind mehr als nur Betreuungseinrichtungen. Sie sind Bildungs- und Lernorte für die Zukunft von morgen - und das soll auch so bleiben. Deshalb brauchen wir umso mehr erfahrene und fachlich ausgebildete Pädagog*innen, die diese verantwortungsvolle Tätigkeit übernehmen.
Stattdessen sollte die Regierung endlich Lösungen finden, wie die Kolleginnen und Kollegen mehr berufliche Perspektiven bekommen, indem Aufstiegsmöglichkeiten geschaffen werden und die überaus anspruchsvolle Berufsfeld entsprechend anerkannt und wertgeschätzt wird."
Statement von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann
Es kann nicht sein, dass die politisch Verantwortlichen den Fachkräftemangel als fadenscheiniges Argument heranziehen um die Bildungsqualität aufs Spiel zu setzen. Wenn es schon so weit gekommen ist, dass quasi mal eben nebenbei und fast heimlich solche tiefgreifenden strukturellen Entscheidungen umgesetzt werden, die die gesamte pädagogische Ausrichtung der frühkindlichen Bildung auf den Kopf stellen, dann will ich gar nicht wissen welche Maßnahmen uns in Zukunft noch erwarten. Wenn die frühkindliche Bildung wirklich so wichtig ist, wie es sich in den politischen Sonntagsreden anhört, dann passt das einfach nicht zusammen und dann können wir die Kitas nicht noch weiter pädagogisch entprofessionalisieren. Gerade jetzt, kurz vor der Landtagswahl hätten wir so ein Signal von der Staatsregierung nicht erwartet. Der BLLV wird nicht einfach akzeptieren, dass mit einer solch grundlegenden Entscheidung ganz nebenbei die Bildungsqualität weggewischt wird.