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Pressestatement von BLLV-Präsidentin Fleischmann zum Auftakt der Verfassungsviertelstunde Startseite Topmeldung
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Kinder und Jugendliche zu Demokraten erziehen? Immer!

"Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sie muss in diesen herausfordernden Zeiten aktiv verteidigt, vorgelebt und geübt werden. Gut, dass die Staatsregierung das prinzipiell erkannt hat und den Stellenwert der politischen Bildung stärken will. Denn da ist Bayern ziemlich hinten dran.

Eine Verfassungsviertelstunde soll es ab nächstem Schuljahr also richten. Der Ministerpräsident und die Kultusministerin haben dazu jetzt in München einen Testballon steigen lassen. Aber die Frage muss schon erlaubt sein, ob es damit getan ist, angesichts von Hass und Hetze im Netz, extremistischen Attacken gegen die Demokratie, Fake-News und einer allgemeinen Verrohung des gesellschaftlichen Umgangs.

Denn Kinder und Jugendliche zu Demokraten zu erziehen klappt nicht, indem man streng nach Stundenplan kleine Häppchen serviert. Demokratie muss auch und gerade in der Schule eben gelebt werden, MIT den Schülerinnen und Schülern, in partizipativen Formaten und anlassbezogen statt nach von oben verordnetem Zeitformat.

Denn genau dieser ewige Reflex, bei jedem neuen gesellschaftlichen Problem mal eben einen neuen Stundenblock in die Schulen zu setzen, verhindert im Zweifel genau das, worauf es jetzt ankommt: Die drängenden Fragen dann in den Mittelpunkt zu rücken, wenn sie sich den Schülerinnen und Schülern stellen. Anlässe gibt es in der Demokratiepädagogik aktuell leider mehr als uns allen lieb ist. Hier gilt es zuzuhören, hinzuschauen, nachzufragen und gemeinsam zu reflektieren – und zwar nicht nach  vorgegebenem Zeitbudget, sondern solange es in diesem Moment braucht.

Das einzuschätzen, zu orchestrieren, zu moderieren und in das jeweils geeignete Format zu gießen, dafür sind wir Lehrerinnen und Lehrer die ausgebildeten Profis. Wir brauchen keine behördlichen Vorgaben, wie das wann geht. Sondern die Freiheit und die Freiräume, das jeweils pädagogisch Sinnvolle zu tun.

Und natürlich brauchen wir gelebte Demokratie und politische Bildung zu jeder Zeit an ALLEN Schularten. Alle jungen Menschen, egal an welcher Schule, haben das Recht, in diesen politisch herausfordernden Zeiten ein fundiertes pädagogisches Angebot zu erhalten, wie sie sich orientieren und zu mündigen, kritischen und selbstbestimmten Menschen entwickeln können und zu lernen, ihre eigene Zukunft verantwortlich mitzugestalten.

Dieses Angebot wollen wir Lehrerinnen und Lehrer ihnen machen – und wir können es ihnen machen, wenn die Politik sich endlich klar dazu bekennt, dass politische Bildung und Werteerziehung grundsätzlich Kernauftrag des Schulalltags sind."