Aus dem offenen Brief der Oberviechtacher Alexander Ried und Regina Schwindler konnte man spüren, dass er mit viel Wut im Bauch geschrieben wurde. Ried ist Allgemeinarzt, Schwindler ist Kinderärztin, beide sind Eltern und haben zusammen die „Lobby für Kinder“ gegründet. In ihrem offenen Brief bezeichnen sie Bildung als systemrelevant und fordern Präsenzunterricht für Schulen und Kitas unabhängig vom Inzidenzwert. Sie distanzieren sich ausdrücklich von Querdenkern, befürworten Tests und Impfungen.
Dagegen steht die Haltung von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, die Präsenzunterricht erst befürwortet, wenn Lehrkräfte flächendeckend Impfangebote erhalten haben. Oberpfalz-Medien lud für den Artikel „Eltern und Lehrer: Es geht auch miteinander“ die beiden Parteien zu einem virtuellen Streitgespräch ein.
Fleischmann: „Distanzunterricht ist für jeden Lehrer nervig“
Gewichtszunahme, Rückgang motorischer Fähigkeiten, vermehrt psychische Schwierigkeiten kann Regina Schwindler aus ihrem aktuellen Praxisalltag berichten. Nichts, was Fleischmann unberührt lässt. Mit Verweis auf die in Bayern durchgeimpften Polizisten oder darauf, dass auch in Thüringen die Impfangebote für Lehrkräfte jetzt auf den Weg gebracht wurden, bleibt Fleischmann aber bei der Forderung, dass Lehrkräfte auch in Bayern erst ein umfassendes Impfangebot bekommen müssen, um das Ziel Präsenzunterricht zu erreichen. „Distanzunterricht ist für jeden Lehrer nervig“, so Fleischmann.
Alexander Ried hält hingegen das Risiko für vertretbar, zunächst auch ohne Impfung zu unterrichten, zumal ja jetzt die Teststrategie angelaufen sei. Auch er wolle maximalen Gesundheitsschutz für Lehrkräfte, Schulkinder und Familien, wünscht sich aber von den Lehrern verhältnismäßige Forderungen.
Diskutiert wird auch die Frage, wie sinnvoll es ist, stets den Inzidenzwert als Grundlage für die Öffnungen bzw Schließungen zu nehmen. Schließlich sind die Grenzwerte in Vergangenheit und Gegenwart schon so oft in unterschiedlichste Richtungen verschoben worden. Wenn man sich nur an Inzidenzwerte halte, dann mache in Ostbayern dieses Jahr keine Schule mehr auf, prognostiziert Ried. Er schlägt vor, dass, wenn die positiven Tests an einer Schule einen vorher festgelegten Grenzwert überschreiten, die betreffende Schule geschlossen werden muss – unabhängig von der regionalen Inzidenz.
Wie Leistungen bewerten in diesem Schuljahr?
Zu Bedenken gibt Fleischmann auch, wie an Leistungen und Zeugnissen in diesem Schuljahr festgehalten werden könne: „In München rennen Anwälte jetzt die Türen ein, weil sie Übertrittzeugnisse anfechten. Da kommt einiges auf uns zu.“