Einzutauchen in die Welt von morgen und ein bisschen eine Ahnung zu bekommen, wie das Leben von Menschen durch technische Entwicklungen beeinflusst und umgewälzt wird, dazu hatten die Gäste der BLLV-Akademie gestern Gelegenheit beim Kamingespräch zum Thema „Was ist 'weltbeste Bildung' und was benötigen Schulen dafür?“. Mit Prof. Dr. Yasmin Weiß lud die BLLV-Akademie eine Rednerin ein, die mit sicherer Hand in diese Welt führt: Als Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der TH Nürnberg konzentriert sie sich auf Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt, Future of Work und Future Skills. Zusätzlich berät sie Politikerinnen und Politiker, sitzt in Aufsichtsräten, ist Unternehmerin, Speakerin und macht sich mit ihrem kürzlich erschienen Buch "Weltbeste Bildung! Wie wir unsere digitale Zukunft sichern" Gedanken darüber, wie Bildung zukunftsorientiert gelebt werden sollte.
„Wir freuen uns, in Ihre Welt einzutauchen, denn Sie wissen schon heute, wie die rasanten technischen Entwicklungen unser Leben von morgen verändern werden“, begrüßt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann die Digital-Expertin Yasmin Weiß.
Yasmin Weiß will (Berührungs-)Ängste nehmen und Lust machen auf die vielen Möglichkeiten, die sich durch künstliche Intelligenz ergeben.
Das Angenehme dabei: Yasmin Weiß verliert sich nicht in abgehobenem Technik-Sprech. Begrifflichkeiten wie Blockchain und Ähnliches fallen zwar – deren Verständnis sind aber nicht Voraussetzung dafür, ihrem Vortrag folgen zu können. Um ihre Punkte deutlich zu machen, erzählt sie lebensnah von ihren drei- und achtjährigen Töchtern oder ihrem Opa. Dabei wird klar: Yasmin Weiß will (Berührungs-)Ängste nehmen und Lust machen auf die vielen Möglichkeiten, die sich durch künstliche Intelligenz ergeben.
Ideal der Zukunft: Technologie und humane Intelligenz ergänzen sich
Die Angst, dass der Mensch durch Künstliche Intelligenz überflüssig wird, ist aus Weiß‘ Sicht unnötig. Vielmehr ist für sie das Ideal der Zukunft, dass Technologie und humane Intelligenz in einem „harmonischen Tanz miteinander verbunden sind. Und da führt mal die eine und mal die andere – je nachdem, welche Kompetenz gerade gefragt ist“. Gegenüber der KI habe der Mensch soziale Fähigkeiten wie Empathie und Intuition, könne Vertrauen und tiefe Beziehungen herstellen.
Wichtig: Kinder und Jugendliche in technologischer Anwendungskompetenz zu schulen
Und wie soll Schule Kinder, die heuer eingeschult werden, auf eine Arbeitswelt vorbereiten, die durch Künstliche Intelligenz immer mehr durchdrungen sein wird und wo man heute nur erahnen kann, welche Berufsbilder es zum Schulabschluss vielleicht gar nicht mehr geben wird oder wiederum neu entstanden sein werden? Yasmin Weiß macht sich stark, Kinder und Jugendliche in technologischer Anwendungskompetenz zu schulen. Und zwar spielerisch und selbstständig – angeleitet durch eine geschulte Person im Hintergrund, die für wichtige Themen wie den Umgang mit Daten im Internet oder Gefahren wie Fake-News oder Fake-Videos sensibilisiert.
Nicht auf Bildungspolitik warten, sondern mutig vorangehen
Dass zukunftsgerichtete Bildung nicht allein darauf warten kann, dass die Bildungspolitik die Rahmenbedingungen dafür an Schulen umsetzt - davon ist Weiß überzeugt. „Wir alle müssen da ran!“, appelliert Weiß. Und mit „wir“ meint sie die Zivilgesellschaft und auch Unternehmen wie Google, deren Wissen und Möglichkeiten man nutzen sollte.
Das hier Beharrkräfte zu überwinden sind, dessen ist sich auch Gastgeberin Simone Fleischmann bewusst, die meint: „Spannend ist es zu beobachten, wie die Digitalisierung, die Agilität erfordert, auf so etwas starres wie unser Bildungssystem trifft.“
Kindern ein Mindset zu verleihen, das getragen ist von Neugierde und der Fähigkeit, gut mit Veränderungen umgehen zu können, hält Weiß für eine weitere wichtige Kompetenz für die Zukunft. Denn dieses Mindset rüstet sie für die volatile Arbeitswelt. Lehrerinnen und Lehrern falle dabei die wichtige Aufgabe zu, Freude am Lernen zu vermitteln.
Und Lust, sich noch mehr mit Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz zu beschäftigen, weckt sie augenscheinlich auch bei den Lehrerinnen und Lehrerinnen: Sie stehen Schlange bei Weiß nach ihrem Vortrag und notieren sich Tipps zu digitalen Lerntools und Netzwerken, die rüsten für die digitale Welt.