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Umweltschutz

Gute Idee zur falschen Zeit

Das Kultusministerium ruft Schulen Mitte Oktober zu einer Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit auf. Andreas Rewitzer, Leiter der BLLV-Rechtsabteilung, begrüßt das Ziel, sieht aber den Zeitpunkt angesichts der herausfordernden Lage an den Schulen kritisch.

“Alles hat seine Stunde“ heißt es im Alten Testament. Mitte Oktober hält das Kultusministerium die Stunde für gekommen, die Schulen zur „Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit“ unter dem Motto: #teilhaben aufzurufen. Die Schulen sollen eine Woche lang den Fokus auf Themen legen, damit "die Schülerinnen und Schüler weitere Schritte hin zu einer gesundheitsförderlichen und nachhaltigen Lebensweise gehen".

Gegen dieses hehre Ziel kann man grundsätzlich natürlich erst mal nichts haben. Wir alle spüren die unmittelbaren Folgen der sich anbahnenden Klimakatastrophe immer häufiger und heftiger. Die Notwendigkeit zum Umdenken und zu einem nachhaltigeren Umgang mit der Natur, ihren Ressourcen und auch der eigenen Gesundheit steht als grundsätzliches Ziel nicht in Frage.

Auch muss man dem KM zugestehen, dass man sich dort Mühe gibt, den Schulen auch inhaltlich den Weg zu weisen. So werden auch gleich Anregungen für die Umsetzung des Mottos in Projekten und Aktionen mitgeliefert.

Was aber deutliche Kritik verdient ist der Zeitpunkt. Nicht nur, dass es sich um eine Woche handelt, die nur einen Monat nach Schulbeginn liegt und damit denkbar wenig Zeit für gründliche Vorbereitung lässt. Nachhaltigkeit im Hauruck-Verfahren - ein nicht aufzulösender Widerspruch.

Auch die Steuerung von Schule muss nachhaltig sein

Vor allem aber sind unsere Schulen derzeit mit drängenden Problemen nicht vor der eigenen Haustür, sondern innerhalb der Häuser befasst: fehlende Lehrkräfte, bürokratische Belastungen, große Klassen, Arbeitszeitkonten, Unterrichtsausfälle etc. - die Liste ist lang. Auch die Nachwirkungen von Corona sind noch deutlich spürbar.

Was unsere Schulen gerade brauchen, ist Kontinuität und Stabilität. Das Stammpersonal an den Schulen darf nicht durch immer neue Projekte und Aufgaben, welche Gesellschaft und Politik auf die Schulen abwälzen, weiter be- und überlastet werden. Eine gesundheitsförderliche und nachhaltige Lebensweise, darauf haben auch Lehrerinnen und Lehrer ein Anrecht. Wir brauchen Zeit für die uns anvertrauten Schülerinnen und Schüler, Zeit für pädagogische Arbeit, Zeit für gemeinsames Lernen. Immer neue Projekte, so sinnvoll deren Inhalte auch sein mögen, sind in der augenblicklichen Situation nicht zu stemmen.

Alles hat seine Stunde - aber die Stunde für immer neue Projekte ist nicht jetzt!

<< Andreas Rewitzer, Leiter der Rechtsabteilung des BLLV



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Schlagwörter: #Umweltschutz