Jeder, der es wissen will, weiß es, jeder mit schulpflichtigen Kindern merkt es, jede Lehrkraft, die zusätzliche Stunden übernehmen muss, spürt: Es herrscht Lehrermangel.
Und nein, es gibt bei dieser Story kein Happy End. Im Gegenteil: Das dicke Ende kommt erst noch. Denn in den nächsten Jahren werden viele Menschen in den Ruhestand gehen, auch Lehrerinnen und Lehrer, und – leider, leider – viele in den Vorruhestand. (» Statistisches Bundesamt)
Im Moment buhlen alle auf dem Arbeitsmarkt um Fachkräfte, überall gibt es zu wenig. Es gibt natürlich auch zu wenige, die ein Lehramtsstudium beginnen und später auch dabei bleiben.
Wäre jetzt nicht ein super Zeitpunkt, einmal über den ARBEITSPLATZ „Lehrer“ nachzudenken?
Marode Schulgebäude, oft kein WLAN und wenn, dann oft gaaaaanz langsam, frische (Corona-Viren-freie) Luft: Fehlanzeige. Und dann dieser ständige, im wahrsten Sinn des Wortes, Nerv tötende Lärm.
Untersuchungen zeigen, dass Lärm von Lehrkräften meist auf Platz 1 möglicher Belastungsfaktoren genannt wird. Etwa 75% aller Lehrkräfte quittieren vorzeitig den Dienst (die Zahlen schwanken, je nachdem, wer die Zahlen erhebt). Ich fände es sinnvoll, zu versuchen, vorhandene Lehrkräfte durch gute Arbeitsbedingungen bis zum regulären Pensionseintritt zu halten. Jedes Jahr, das eine Lehrkraft vorzeitig in den Ruhestand geht, kostet den Steuerzahler ca. 30.000 Euro. Damit könnte man fünf Klassenzimmer akustisch auf den heutigen Stand bringen.
Wäre jetzt nicht ein super Zeitpunkt, den Belastungsfaktor Nr. 1, den Lärm, durch eine Akustikdecke zu eliminieren?
Wahrscheinlich gibt es in Deutschland einfach zu viele Vorschriften, so dass viele Arbeitsschutzvorschriften, die das Wohl von Schülerinnen und Schülern sowie von Lehrkräften im Auge haben, einfach übersehen werden. Anders lässt es sich nicht erklären, dass in Bayern immer noch geschätzt ca. 75% der Schulgebäude Sanierungsfälle sind. Genaue Zahlen gibt es nicht, vermutlich sollen die offensichtlichen Mängel nicht auch noch offiziell dokumentiert werden.
Klar, Lärm ist nicht der einzige Faktor, der die Arbeit in der Schule negativ beeinflusst – aber ein äußerst wichtiger. In der Realität steht der Arbeitsplatz Schule mit anderen Arbeitsplätzen in Konkurrenz. Wenn der Arbeitsplatz Schule im Vergleich zu anderen Arbeitsplätzen noch weiter an Attraktivität verliert, ist der jetzige Lehrermangel Pille-Palle im Vergleich zu dem, was uns noch bevorsteht. Die Privatwirtschaft hat indes längst reagiert, sie wirbt ganz offen und aggressiv um Nachwuchs. Aus dem Kultusministerium dagegen kommen vor allem altbekannte schöne Worte statt dringend benötigter effektiver Taten. Das ist natürlich zum Scheitern verurteilt, das wissen alle.
Wäre jetzt nicht ein super Zeitpunkt, zu handeln?
Gegen Lehrermangel: Jetzt den Arbeitsplatz besser machen!
Die Personalnot an den bayerischen Schulen ist akut. Das hat auch damit zu tun, dass am Arbeitsplatz der Lehrkräfte so einiges nicht stimmt, meint Akustik-Experte Peter Hammelbacher, und fordert endlich geeignete Maßnahmen.
Über den Autor
Diplom-Ingenieur Peter Hammelbacher ist seit 1993 Sicherheitsingenieur bei der Berufsgenossenschaft Metall Nord-Süd und seit 2005 Mitglied im INQA-Arbeitskreis „Lärm in Bildungsstätten“ bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA). Er hält Vorträge und bietet Fachberatung zum Thema „Lärm in Bildungsstätten“ und ist für dieses Thema auch Referent bei der Unfallkasse München. Er berät als Akustik-Experte den BLLV.
Weitere Informationen
Experten-Interview mit Peter Hammelbacher: "Lärm im Klassenzimmer"
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Analyse: "Woran erkennt man schlechte Akustik?"
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