Fachlehrerinnen und Fachlehrer stehen in der Wahrnehmung von Kollegen und Öffentlichkeit selten im Zentrum. Dabei soll Schulbildung ganzheitlich sein, und es sind eben die Fachlehrerinnen und Fachlehrer, die das durch ihren Unterricht ermöglichen: Werken, Technisches Zeichnen, Kommunikationstechnik, Kunst, Sport, Ernährung und Gestaltung. „Wir bahnen den Schülern der Mittelschule den Weg zur Berufsorientierung“, sagt Harald Tröger, der selbst als Fachlehrer für Technik und Kommunikationstechnik unterrichtete und heute am Staatsinstitut für Ausbildung von Fachlehrern in Bayreuth lehrt. Tröger sagt, es seien eben die Fachlehrer, die den Jugendlichen „auf die Finger schauen“. Die erkennen, wer in welchem Bereich Talente hat.
Wichtig für die Arbeitswelt, dennoch oft unterschätzt
Die berufsorientierenden Bereiche seien essenziell, so Tröger, aber ihrem Stellenwert werde in der Besoldung nicht entsprochen. Fachlehrer verdienen schlechter als ihre Kollegen, die Kernfächer unterrichten. Das schmerzt die Fachlehrer nicht nur finanziell, es drückt auch auf ihr Selbstwertgefühl. „Manche fühlen sich nicht gleichwertig anerkannt“, sagt Tröger. Dass viele Fachlehrer an mehreren Schulen unterrichten, mache das nicht leichter, sie fühlten sich dann keinem Kollegium richtig zugehörig.
Auch bei den Eltern müssen die Fachlehrer oft erst um Wertschätzung ihrer Fächer werben. Viele glaubten, sagt Tröger, „Deutsch, Mathe, Englisch sind doch viel wichtiger, da schauen die Ausbilder drauf“. Falsch, zeigt die Erfahrung von Tröger. Die Ausbilder schauten sogar sehr genau auf die Beurteilung in den Fachbereichen wie Technik, Wirtschaft und Soziales. Dass die Arbeit der Fachlehrer zentral ist, sieht auch der BLLV so. Um Arbeitsbedingungen und Nöte der Kollegen zu beleuchten, hat der BLLV Ende 2016 rund 1.100 von ihnen befragt.
Platzmangel im Fachunterricht ist ein Sicherheitsrisiko
Die meisten Befragten unterrichten Werken und Gestalten, gefolgt von Soziales und Wirtschaft. Knapp die Hälfte aller Befragten unterrichtet an zwei Schulen. Stressig ist für fast alle die Arbeit mit verhaltensauffälligen Schülern. Ein weiteres Problem: zu große Lerngruppen in zu kleinen Räumen. Eine große Mehrheit sagt: Bei uns hat nicht jeder Schüler einen eigenen Arbeitsplatz. Das klingt zunächst harmlos, in der Praxis aber ist es gleich in mehrerlei Hinsicht ein Problem.
Im Fach Technik stellt es ein Sicherheitsrisiko dar, wenn zwei Schüler parallel an einem Arbeitsplatz zugange sind. Außerdem, sagt Tröger: „Begreifen findet mit den Händen statt!“ Dem Klassenkamerad bei der Arbeit nur über die Schulter zu schauen – dabei lernt man wenig, egal ob bei der Materialbearbeitung oder am Computer. Die Klassen müssten, so Tröger, im Fachunterricht geteilt werden.
Aber es geht nicht nur um Größe. Die Räume ermöglichen in drei Viertel der Fälle keine flexible, kommunikative Sitzordnung. Werkzeug und Geräte sind häufig defekt oder veraltet, mehr als die Hälfte der Befragten sagt, die Ausstattung sei unzureichend.