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Maskenpflicht Coronatest

Die Maske fällt nun an Bayerns Schulen: Alle Sorgen damit auch?

Im Folgenden ein Statement der BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann zum Wegfall der Maskenpflicht an den bayerischen Schulen ab dem 4. April gemäß des heutigen Kabinettsbeschlusses.

„Die Maske fällt nun an Bayerns Schulen: Alle Sorgen damit auch?

Nach dem heutigen Kabinettsbeschluss wird es an bayerischen Schulen keine Maskenpflicht mehr geben, weder am Platz noch im Schulhaus.Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) forderte noch letzte Woche, dass die Maske wegen der Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts und des Gesundheitsschutzes aller an Schule Beteiligten unbedingt aufrechterhalten werden müsse. Wir Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler und bestimmt auch die Eltern werden weiterhin kritisch sein. 

Testen alleine soll es richten. Testen alleine wird es aber nicht richten! Und es gibt ja die Empfehlung der Staatsregierung, dass man in Innenräumen doch bitte weiterhin Masken tragen sollte. Sind denn Klassenzimmer keine Innenräume? Eine Lehrerin und 26 Schülerinnen und Schüler über sechs bis acht Stunden in einem Raum - und das ohne Maske! Dabei kann sich doch niemand sicher fühlen, oder?

Irgendwie haben wir doch alle gelernt, dass die Maske ein sichtbares Zeichen für Sicherheit ist. Und eigentlich doch auch eine einfach umzusetzende Maßnahme. Jetzt soll es das Testen richten. Natürlich wünschen wir uns alle Schule so wie früher: Ohne diese Masken. Natürlich würden auch wir Lehrerinnen und Lehrer gerne wieder Normalität an den Schulen haben.

Nun haben wir aber immens hohe Inzidenzen, gerade bei den Kindern und Jugendlichen, viele sind krank, viele sind in Quarantäne. Oftmals muss Unterricht ausfallen, weil wir neben dem Lehrermangel an Grund-, Mittel- und Förderschulen auch noch eine hohe Zahl an erkrankten und in Quarantäne befindlichen Lehrerinnen und Lehrern haben.

Die Maske fällt und die Schulen werden noch mehr Ausfälle zu verzeichnen haben. Jetzt zu lockern heißt zu riskieren, dass Schülerinnen und Schüler noch weniger Unterricht haben.

Wir im BLLV haben wirklich Sorge, dass das gut geht.“

Medienberichte

Gegenüber Vertretern bayerischer Radiostationen sagt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann:

"Wir stellen uns alle die Frage, ob das zum richtigen Zeitpunkt kommt. Wir haben das Gefühl, dass wir noch in einer Zeit sind, die das Fallen der Maske in einem Innenraum eigentlich nicht erlaubt. Wir hören ja auch, dass in anderen Innenräumen empfohlen wird, die Maske zu tragen und fragen uns: Ist Schule, ist das Klassenzimmer kein gefährlicher Innenraum?"

"Wenn das dazu führt, dass es dann zu nochmal mehr Krankheit und nochmal mehr Corona-Infizierten in den Schulen kommt, weil die Maske fällt, dann haben wir noch weniger Lehrerinnen und Lehrer. Das können wir uns in der jetzigen Zeit, in der ohnehin schon nicht mehr vor jeder Klasse im Grund-, Mittel- und Förderschulbereich ein Lehrer steht, einfach nicht leisten. Wir brauchen den Unterricht live. Wir brauchen dringend alle Kolleginnen und Kollegen, die wir haben. Wir sind schon zu wenige. Es ist sehr kritisch zu bewerten, das jetzt die Masken fallen sollen."


"Es steht mir nicht an, zu fordern, dass diese auf höchster politischer Ebene getroffene Entscheidung revidiert wird. Ich kann nur sagen, sie wird vor Ort nicht einfach durchgezogen werden können. Sie führt zu Widerständen, und ein Schulleiter kann keine Taskforce gründen wie auf Bundesebene. Ein Schulleiter hat auch noch das Problem, dass er womöglich sieben ukrainische Flüchtlingskinder zu integrieren hat. Er hat das Problem, dass sechs Klassen unversorgt sind. Er weiß nicht mehr, wo hinten und vorne ist. Und jetzt hat er auch noch das Thema, dass Eltern ihre Kinder nicht in die Schule schicken, weil dort die Maske nicht mehr getragen wird. Wir merken vor Ort, dass das kaum mehr zu durchzustehen ist. Es gibt schon Schulleiterinnen und Schulleiter, die nicht mehr stehen können, die Angst haben vor Montag, was dann wieder alles auf sie zukommt."

"Es gibt Lehrerinnen und Lehrer und so gibt es auch Kinder und Eltern, die sagen: „Juhu, endlich sind wir so weit, dieses Ding fällt weg.“ Und auf der anderen Seite gibt es Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Kinder, die sagen: „Nein, ich habe Angst ohne Maske. Ich habe gelernt, dass die Maske mich und meine Familie schützt.“ Dieses Spektrum müssen wir bedienen. Ich weiß von Schulleiterinnen und Schulleitern, die sich jetzt Ideen überlegen, zwischen Eltern, Lehrern und Schülern zu vereinbaren, dass man ab Montag trotz der Regelung die Maske auflässt."

"Wir kommen allmählich vor Ort ernsthaft in die Bredouille, weil wir bald nicht mehr wissen, was wir tun sollen. Wir sollen die Corona-Maßnahmen umsetzen, so wie sie die Staatsregierung sagt, wir müssen den Lehrermangel auffangen, mit Menschen, die wir nicht mehr finden. Wir haben die ukrainischen Flüchtlinge vor uns stehen und sagen „Ja freilich geben wir dir hier Heimat, freilich nehmen wir dich auf.“ Es reißt die Kolleginnen und Kollegen vor Ort, die umsetzen, was die Staatsregierung vorgibt, mit dem Lehrermangel zurechtkommen müssen und den Kindern, die uns leid tun, die Traumata erlitten haben, Heimat geben wollen. Ich weiß nicht, wie lange wir das vor Ort noch durchstehen."


Simone Fleischmann im Gespräch mit Radio Gong:

"Eine Empfehlung für Masken in Innenräumen aber für Schulen nicht? Das ist politisches Wirrwarr!"

"Gerade kleine Kinder brauchen die Mimik und Gesichtsmotorik um gut lernen zu können, einige Kinder sehen bald das erste Mal überhaupt ihre Lehrerin ohne Maske. Natürlich sagen Kinder und Lehrkräfte also, dass es ohne Maske schöner ist. Aber sind die Inzidenzen so, dass wir sagen können, es ist ohne Maske auch sicher? 26 Kinder der achten Klasse mit höchstem Inzidenzwert sechs bis acht Stunden im geschlossenen Raum – ich weiß nicht, ob Kolleginnen und Kollegen da wirklich sagen, sie fühlen sich ohne Maske sicher…"

"Diese und letzte Woche haben viele Schülerinnen und Schüler auch am Platz noch Maske getragen. Sie sagen also auch nicht „Juhu, das Ding fällt, Corona ist vorbei und alles ist easy…"


Weitere Berichte: kurier.de | frankenpost | Neue Presse Coburg | sueddeutsche.de | nordbayern.de | Allgäuer Zeitung | inFranken.de | idowa

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