Im folgenden nun der Kommentar zu „Wir müssen 800.00 Lehrkräfte wachküssen“: Was Wissenschaftler der KMK empfehlen, um Digitalisierung voranzutreiben" (Artikel auf news4teachers.de vom 19.09.2022)). Dort wird Hamburgs Schulsenator Ties Rabe aus dem Spiegel zitiert, man müsse knapp 800.000 Lehrkräfte wachküssen, um die Digitalisierung in Deutschland voranzubringen.
Die SWK (Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK) hat sich mit ihren Handlungsempfehlungen zur Digitalisierung im Bildungssystem (PDF der KMK) auf einen steinigen Weg gemacht, für den man sie aber durchaus beglückwünschen kann. Zum Thema "Wie gelingt es unserem Bildungssystem, die Anforderungen einer digitalen Welt zu bewältigen" wurden hierzu Überlegungen von den vorschulischen Einrichtungen bis hin zur Hochschule angestellt.
Digitale Medienbildung in frühkindlichen Einrichtungen muss verbessert werden
Die digitale Medienbildung in frühkindlichen Einrichtungen führt nach Maßgabe der SWK größtenteils ein Schattendasein und muss für einen gelingenden Anschluss an die weiteren schulischen Bildungseinrichtungen unbedingt professionalisiert werden. Dies ist zu begrüßen insbesondere auch im Hinblick auf die vom BLLV im Juli diesen Jahres herausgegeben Thesen zur Schule im Zeitalter der Digitalität. Viele der vom BLLV geforderten Veränderungen finden sich auch in den Empfehlungen SWK wieder.
Empfehlung der SWK: Verankerung digitaler Medienbildung und elementarinformatischer Bildung in den Lehrplänen aller Länder
Die Empfehlung der Kommission, alle Maßnahmen in allen Bildungseinrichtungen immer unter der Maßgabe einer "verlässlichen Infrastruktur", unterstützt durch die Vorgabe eines notwendigen "rechtlichen Rahmens" zu denken, geht eindeutig in die richtige Richtung. Der BLLV spricht hier von den notwendig besten Rahmenbedingungen und trifft mit seinen Aussagen zur Medienkompetenz als Fundament eines zukunftsfähigen Umgangs mit der Digitalität genau mit der Feststellung der Kommission überein, eine "Verankerung digitaler Medienbildung und elementarinformatischer Bildung in den Lehrplänen in allen Ländern […]" zu fordern und das ist wichtig. Sowohl für die Aus- und Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher, der Lehrerinnen und Lehrer, als auch in den Schulen.
Die Idee eines länderübergreifenden Referenzrahmens für die Lehrerbildung, in dem z.B. Inhalte der digitalen Bildung und der Informatik wie auch Querschnittsthemen, wie etwa die der Schulentwicklung enthalten sein könnten, ist ambitioniert aber zukunftsweisend.
Expertin spricht von "epochaler Veränderung", bei der Lehrkräfte Dreh- und Angelpunkt sind
Wenn Frau Prof. Ulrike Cress, Direktorin des Tübinger Leibnitz-Instituts für Wissensmedien und Leiterin der Arbeitsgruppe, laut "Spiegel" von einer epochalen Veränderung" spricht, in der "die Lehrkräfte der Dreh- und Angelpunkt sind", so spricht sie den BLLV-Thesen aus der Seele, die von einer neuen Professionalität im digitalen Raum ausgeht, der es in allen drei Phasen der Lehrerbildung neu zu begegnen gilt. Die Feststellung von Frau Prof. Cress, dass es für diese Veränderungen ZEIT braucht, Zeit um digitale Erfahrungen zu sammeln und macht Mut und Hoffnung auf eine gelingende Umsetzung der Empfehlungen - zumal sehr viele von den 800.000 genannten Lehrkräften schon "erwacht" sind und das digitale Zeitalter in der Schule leben.
// Ein Kommentar von Birgit Dittmer-Glaubig, Leiterin BLLV-Abteilung Berufswissenschaften