Die Autoren Klaus Zierer und Thomas Gottfried möchten mit ihrem im Waxmann Verlag erschienenen Werk "Ehrfurcht vor Gott. Über das wichtigste Bildungsziel einer modernen Gesellschaft" eine neue Wertediskussion anstoßen. Für sie umfasst Ehrfurcht vor Gott nicht nur die religiöse Dimension, sondern eine grundsätzliche Haltung gegenüber sich selbst, der Umwelt und den Mitmenschen.
Schulen und Familien als zentrale Bildungsorte für nachhaltige Werteerziehung
In vielen Verfassungen der deutschen Bundesländer, insbesondere in der Bayerischen Verfassung seit 1946, ist die „Ehrfurcht vor Gott“ fest als Bildungsziel verankert. Das Buch argumentiert, dass dieser Begriff weit über religiöse Erziehung hinausgeht und als grundlegende Haltung gegenüber dem Leben, der Natur und den Mitmenschen verstanden werden sollte. Ehrfurcht ist hier gleichbedeutend mit Respekt und Verantwortungsbewusstsein – Werte, die unserer Gesellschaft helfen können, aktuelle ethische und ökologische Herausforderungen zu bewältigen. Die Schulpädagogen sehen Schulen und Familien als die zentralen Bildungsorte für eine nachhaltige Werteerziehung, die unsere Zukunft verantwortungsbewusst gestalten soll. Sie plädieren dafür, Ehrfurcht vor Gott als grundlegendes Erziehungsziel ernsthaft und kritisch zu reflektieren.
Innenminister Herrmann betont die demokratische Dimension dieses Bildungsziels
Im Rahmen der Buchvorstellung, die im Münchner Literaturhaus stattfand, wurden auch die gesellschaftlichen und pädagogischen Implikationen dieses Themas diskutiert. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann betonte in seiner Rede die demokratische Dimension dieses Bildungsziels und hob hervor, dass „Ehrfurcht vor Gott“ überkonfessionell zu verstehen ist. In Zeiten zunehmender Säkularisierung und religiöser Gleichgültigkeit betonen die Autoren die Bedeutung einer soliden moralischen Grundlage, die gerade junge Menschen für ein verantwortungsbewusstes Leben benötigen.
Plädoyer für eine Reform des Religionsunterrichts
Im Buch wird auch die „Identitätskrise“ des Religionsunterrichts angesprochen. Die Autoren plädieren für eine Reform des Religionsunterrichts, die diesen wieder stärker an den aktuellen Qualitätsstandards der Bildungsforschung ausrichtet und ihm eine zentrale Rolle in der Vermittlung von Werten wie der „Ehrfurcht vor Gott“ zuschreibt. Die Integration dieses Prinzips in das Bildungssystem soll eine stabile ethische Basis schaffen, die sich auf das Leben jedes Einzelnen und das gesellschaftliche Miteinander auswirkt.