Tomi Neckov, 2. Vizepräsident des BLLV; Tobias Reiß, CSU, MdL und Vizepräsident des Bayerischen Landtags; BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann; Bayerische Kultusministerin Anna Stolz und Gerd Nitschke, 1. Vizepräsident des BLLV (v.l.n.r.)
Tomi Neckov, 2. Vizepräsident des BLLV; Tobias Reiß, CSU, MdL und Vizepräsident des Bayerischen Landtags; BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann; Bayerische Kultusministerin Anna Stolz und Gerd Nitschke, 1. Vizepräsident des BLLV (v.l.n.r.)
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200 Jahre Lehrerbewegung in Bayern – Mut zur Pädagogik

Was die Lehrkräfte seit 200 Jahren antreibt, konnten die Gäste in den Kammerspielen am 29. März eindrucksvoll erleben, nämlich sehr viel Mut zur Pädagogik. Rund 400 waren gekommen, darunter viele prominente Vertreter:innen exzellenter Bildung und der Politik.

Am 29. März 2025 feierte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) „200 Jahre Lehrerbewegung“ in den Münchner Kammerspielen. Der historische Anlass weist in die Zukunft der bayerischen Bildung: Nach einer zweijährigen Gründungsphase zwischen 1823 und 1825 traten in der bayerischen Geschichte erstmal die bayerischen Volksschullehrer zusammen, um für bessere Lehr- und Lernbedingungen für alle zu kämpfen. Es ist eine lange Geschichte, die die Lehrkräfte zu erzählen haben. Es war ein beispielloser, unermüdlicher Kampf um Anerkennung und um berufliche Professionalisierung mit vielen Rückschlägen, aber auch großen Erfolgen. Wie BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann in Ihrer Rede (PDF-Download) betonte, ist dieses Erbe vor allem der Auftrag mutig weiter zu gehen: für gute Bildung, für leistungsstarke Schule, für gesunde Lehrkräfte und für eine demokratische Gesellschaft – angetrieben von der Leidenschaft zum Beruf und den tiefen Überzeugungen, die den BLLV und seine Vorgänger-Organisationen seit 200 Jahren tragen.

Weiter mit Mut für die beste Bildung

Rund 400 Gäste waren zur Veranstaltung gekommen um gemeinsam den Kampf für beste Pädagogik und beste Bildung mit “Herz, Kopf und Hand” zu feiern. Schließlich ist auch dieses ganzheitliche Lernen ein historischer Auftrag, den die Lehrerinnen und Lehrer im BLLV seit Johann Heinrich Pestalozzis Zeiten in die Zukunft tragen. Unter den Gästen waren nicht nur prominente Vertreterinnen und Vertreter der Politik, sondern auch die verdienten Mandatsträgerinnen und Mandatsträger des BLLV, die diese Geschichte mitgeprägt haben, darunter frühere Präsidenten und Vizepräsidenten.

Zentraler Teil der Veranstaltung in den Kammerspielen war die Buchpräsentation von "Mut zur Pädagogik - Lehrerbewegung in Bayern seit 1825”. Das Werk von Dr. Dieter Reithmeier, Autor und Beauftragter für BLLV-Geschichte und Erinnerungskultur im BLLV, ist ab sofort >>Hier zum Kauf verfügbar.


Mut in “ver-rückten” Zeiten

Der Mut, der das wichtigste Leitmotiv der Veranstaltung war, ist gerade heute besonders wichtig, wie BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann in ihrer Rede betonte: “Ja, wir leben in ver-rückten Zeiten. Und viele stimmen mir zu und empfinden es ebenso. Eins aber ist allen Zeiten gleich: Unser Mut! Ohne den Mut unserer Vorkämpferinnen und Vorkämpfer, würden wir heute nicht auf eine 200 Jahre lange Geschichte zurückblicken können.” Dabei verwies sie aber nicht nur auf die Vergangenheit und die Erolge des BLLV wie das Manifest “Haltung zählt”, die erreichte “Gleichwertigkeit aller Lehrämter und A13” und die Fortschritte bei der Reform der “Lehrkräftebildung” im Rahmen der Lehrerbildungskommission. 

Der Film zu 200 Jahren Lehrerbewegung: "Mut zur Pädagogik - Die Geschichte des Bayerischen Lehrer- und Lehrinnenverbands"


Simone Fleischmann verwies vor allem darauf, was zu tun ist und weiter zu tun sein wird auf dem Weg zu bester Bildung und auf dem Weg zu einer modernen Schulstruktur ohne die frühzeitige “Aussortiererei” der Kinder nach der vierten Klasse: “Bildung, die das Wohl aller Kinder gleichwertig in den Mittelpunkt stellt, funktioniert nicht in der aktuellen Schulstruktur. Wenn die Welt ver-rückt spielt, dann sind es wir – wir Lehrerinnen und Lehrer – die die Welt zusammenhalten und den Kompass haben sollten. Für unsere 70.000 Mitglieder sind wir Lautsprecher, Sprachrohr und professionelles Netzwerk. Ich verspreche, dass in einer noch so bildungspolitisch ver-rückten Zeit, der BLLV nicht mitspielt. Der BLLV ist DER Kompass in der Bildungspolitik in Bayern! Wir gehen voran – mit Mut zur Pädagogik!”

Buchvorstellung: “Mut zur Pädagogik”

Das große Jubiläum wird nicht nur begleitet von dem großartigen Film zum Thema, sondern auch durch die Buchveröffentlichung “Mut zur Pädagogik - Lehrerbewegung in Bayern seit 1825” von Dr. Dieter Reithmeier, dem Beauftragten für BLLV-Geschichte und Erinnerungskultur und früheren Geschäftsführer des BLLV, der das Standardwerk zur Geschichte der Lehrerschaft in Bayern in unermüdlicher Recherche und akribischer Arbeit verfasst hat. Über diese spannende Geschichte sprach er auf der Bühne der Kammerspiele mit Dr. Albin Dannhäuser, dem früheren Präsidenten und heutigen Ehrenpräsidenten des BLLV, der den Verband von 1984 bis 2007 mit viel Geschick und Klugheit durch eine Phase der schulpolitischen Restauration und massiver politischer Anfeindungen führte. Natürlich durfte auch der Verleger des Buches Andreas Klinkhardt nicht fehlen, der von dem Projekt von Anfang an begeistert war.

“Das Spannende ist, wie man Geschichte erzählt. Wie bringt man Verbandsgeschichte, wie bringt man bayerische Geschichte heraus, aus dem oft nicht interessanten, nicht lebendigen Elend des Abklapperns von Tatsachen, Fakten und Zahlen? Dass das gelungen ist, ist für mich das ganz Besondere und Einzigartige an diesem Buch. Wir haben nichts Vergleichbares im Verlagsprogramm. Dieses Buch erzählt nicht nur Verbandsgeschichte. Es ist die Selbstvergewisserung eines Berufsstandes in Bayern über 200 Jahre. Es ist eine Analyse der bayerischen Geschichte, bezogen auf den Berufsstand und weit darüber hinaus”, so Andreas Klinkhardt.

Stärke auf Basis unverrückbarer Prinzipien

Spannend war das Gespräch auch deswegen, weil es Dr. Albin Dannhäuser war, der Reithmeier vor weit über 30 Jahren als Geschäftsführer im BLLV eingestellt hatte und ihm anlässlich der Buchveröffentlichung nach all den Jahren mit einem großen Augenzwinkern “eine durchaus positive Entwicklung” bescheinigte. Danach gefragt, was den BLLV über all diese Jahre so stark gemacht hat wie er heute ist, betonte Dannhäuser das umfassende Bildungsverständnis des BLLV, das auf unverrückbaren, humanen und ethischen Prinzipien beruht. Außerdem das Berufsverständnis, dass alle Lehrerinnen und Lehrer gleichwertig sind in der der Verantwortung für junge Menschen und der Verantwortung für die Gesellschaft und eine freiheitlich demokratische Grundordnung. Nicht zuletzt mache die parteipolitische und konfessionelle Unabhängigkeit den BLLV stark. Und er betonte mit einem Zitat des ebenfalls anwesenden emeritierten Professors für Pädagogik an der Uni Erlangen-Nürnberg Dr. Max Liedtke: “Wir haben historisch belegt einen ganz, ganz langen Atem.”

Eine Pädagogik für die Kinder

Gefragt nach dem Titel des Buches, warum die Geschichte der Lehrerbewegung auch den Mut zur Pädagogik beinhaltet, erklärt der Autor Dr. Dieter Reithmeier: “Der Zugriff und die Einflussversuche des States und früher auch der Kirchen waren immer interessengeleitet. Der Staat hat ordnungspolitische Interessen und die Kirchen natürlich das Interesse an Mitgliedern. Die Geschichte der Lehrerbewegung zeigt uns, dass die Emanzipationsbewegung der Lehrenden nicht das Ziel hatte, sich gegen Staat oder Kirche zu stellen. Es ging vor allem darum, das Interesse der Kinder an erste Stelle zu setzen. Denn das Interesse von Lehrerinnen und Lehrern ist in den allermeisten Fällen wirklich das Kind. Und das ist das Faszinierende und das Schöne. Und deshalb ”Mut zur Pädagogik", weil es überhaupt nicht einfach ist, diese pädagogischen Ideen in der Realität umzusetzen. Da gibt es viele, viele Hürden, die überwunden werden müssen. Und das braucht Mut. Einen Mut den die Lehrerbewegung immer wieder bewiesen hat."


Blick in eine mutige Zukunft

Die Studierenden im BLLV und der Junge BLLV gaben auf der Bühne mit Ihrer Aktion “Mutig sein” einen Blick in eine positive Zukunft der Bildung an unseren Schulen. Mit Protagonist:innen aus ihren Reihen bauten die jungen Pädagoginnen und Pädagogen den Schriftzug “Mutig sein” aus ihren Forderungen und Werten für eine zukunftsfähige Schule. Für sie ist “richtige” Schule ein Ort der Gesundheit, der Inklusion und der Sicherheit. Ein Ort der Demokratie und der Gleichberechtigung für alle Kinder, egal ob ob Junge, Mädchen oder nicht-binär.

Schule ist ein Ort modernen Lernens mit digitalen Medien und einer ganzheitlichen Pädagogik, an dem alle ermutigt werden, ihren eigenen Weg zu gehen. Schule ist ein Ort der Nachhaltigkeit und Bildungsgerechtigkeit, wo niemand zurückgelassen wird und ein tolerantes Miteinander herrscht. Schule ist ein Ort der Wertschätzung für Lehrkräfte und ein Ort des ganzheitlichen Lernens, an dem kognitive, emotionale und praktische Kompetenzen gleichermaßen gestärkt werden. Wenn die Jungen im BLLV so in die Zukunft gehen, wird die mutige Geschichte der Lehrerbewegung als Lehrer:innenbewegung stark und erfolgreich weitergehen.