Jonas: Förderung als Motiv
Jonas bekommt in der sechsten Klasse Schwierigkeiten in Mathematik und Latein. Er schließt beide Fächer mit einem Vierer ab.
Im derzeitigen Gymnasium könnte er nun freiwillig wiederholen. Dann müsste er aber alle Fächer der sechsten Jahrgangsstufe noch einmal machen - auch Geschichte, das er mit einer Eins abgeschlossen hat. Somit geht er im nächsten Schuljahr in die siebte Klasse. Er versucht natürlich, seine Lücken in Mathematik und Latein zu schließen. Seine Eltern finanzieren ihm Nachhilfe bei einem älteren Schüler.
Dennoch bessern sich seine Schulleistungen nicht. Das Lernen des neuen Stoffes und das gleichzeitige Wiederholen und Festigen des alten Stoffes überfordern ihn. Vor allen Schulaufgaben hat er Angst, eine Fünf oder Sechs zu schreiben. Im Unterricht kommt er selten mit. Die Angst davor, ausgefragt zu werden oder eine Ex zu schreiben, begleitet ihn durch die siebte Klasse, die er mit einem Fünfer in Mathematik und einem Vierer in Latein abschließt.
In der achten Klasse schafft er es dann nicht mehr. Er hat zwar weiterhin gute Noten in Geschichte, das er mit einer Zwei abschließt. Mit einem Fünfer in Mathe und in Latein muss er aber wiederholen. Doch auch das Wiederholen bringt ihm nicht viel: Er hat ja nicht nur Defizite aus der achten Klasse, sondern auch aus den Vorjahren. Wieder muss er neben dem aktuellen Stoff viele Themen der vergangenen Jahre nachholen, was ihm erhebliche Schwierigkeiten bereitet.
In der 9. Klasse endgültig durchgefallen
Geschichte langweilt ihn mittlerweile, er hat wenig Lust zu lernen und verlässt sich darauf, dass er das alles ja schon mal gehört hat. Auch in den anderen Sachfächern fehlt ihm die Motivation. Aber er schafft die achte Klasse im zweiten Durchlauf mit einem Dreier in Latein und einem Vierer in Mathe.
Doch in der neunten Klasse scheitert er erneut. Er erreicht zwar in Latein gerade noch einen Vierer, aber in Mathematik und in Physik schafft er nur die Fünf. Wegen seiner Gesamtleistung (er hat auch in Geschichte und Biologie eine Vier), gewährt die Lehrerkonferenz kein Vorrücken auf Probe. Jonas muss nach Artikel 53 BayEuG das Gymnasium verlassen.
Wie könnte Jonas‘ Weg in einem modularisierten Gymnasium verlaufen?
Zum Ende der sechsten Jahrgangsstufe wird Jonas ein Lehrer als Coach zugeordnet. Dieser informiert sich über Jonas‘ Notenbild, er befragt Jonas‘ Lehrkräfte und spricht mit ihm und seinen Eltern. Dabei wird schnell klar: Jonas kommt in den Sachfächern gut mit, in Geschichte, das ihn besonders interessiert, hat er sogar eine Eins. In Deutsch ist er gut, die Lehrkraft lobt ausdrücklich seine gelungenen Aufsätze. Schwierigkeiten bereiten ihm aber Mathematik und Latein. Jonas hat Angst, dass es ihm in der siebten Jahrgangsstufe zu viel wird und auch seine Lehrkräfte in Mathematik und Latein zweifeln daran, dass er auf Dauer in diesen beiden Fächern Erfolg haben wird. Zusammen mit seinen Eltern entscheidet Jonas daher auf Empfehlung des Coaches, in der siebten Jahrgangsstufe keine Fachmodule in Latein und Mathematik zu besuchen, um keinen neuen Stoff in diesen Fächern lernen zu müssen:
Jonas besucht daher in der siebten Klasse in diesen beiden Fächern nicht den Fachunterricht der siebten Klasse, sondern ein jeweils zweistündiges „Brückenmodul“. In diesem Brückenmodul werden die Fachinhalte der vergangenen Jahre wiederholt. Daneben besucht er noch zwei doppelstündige Fördermodule zum Üben und Festigen. Ein zweistündiges Lernstudio kann er zum selbstständigen Arbeiten nutzen. Er schließt alle seine Fachmodule erfolgreich ab. Da er in Englisch eine Vier bekommen hat, beschließt nach Beratung durch seinen Coach, in der achten Jahrgangsstufe in Englisch auszusetzen. Er entscheidet sich für den sprachlichen Zweig, weil sein Vater gebürtiger Franzose ist und Jonas daher mit dieser Sprache schon etwas Erfahrung hat:
Anmerkung: Die Sachfächer werden getrennt unterrichtet, sollen aber in jedem Schuljahr für ein paar Wochen zu einem fachübergreifenden Projekt zusammengefasst werden.
Somit belegt Jonas in der achten Jahrgangsstufe ein Brückenmodul in Englisch. In Mathematik und Latein besucht er die Fachmodule der siebten Jahrgangsstufe, die er zufriedenstellend abschließt, in den anderen Fächern die Fachmodule der achten Klasse.
Da er sich bei einem zusätzlichen Jahr Zeit lassen kann, wählt er in der neunten Jahrgangsstufe ein Brückenmodul in Französisch. Daneben besucht er noch ein Fördermodul, um seine Kenntnisse zu sichern.
In der zehnten Klasse wählt er ein Brückenmodul in Physik, um hier den Anschluss nicht zu verlieren. In Religion setzt er aus. Hier muss er kein Brückenmodul wählen, da Religion kein Kernfach ist. Um weniger Fächer zu haben, wählt er anstelle des zehnten Fachmoduls in Deutsch auch ein Brückenmodul.
Die restlichen Fachmodule der zehnten Klasse nimmt Jonas dann in der elften Jahrgangsstufe. Dazu kann er noch ein zweistündiges Fördermodul wählen. Jonas beendet die elfte Klasse mit zufriedenstellenden Noten. Er schafft die Oberstufenreife und kann dann in die Qualifikationsphase des Gymnasiums eintreten.