Für BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ist die derzeitige arge Situation für Schulleitungen besonders bitter: Seit vielen Jahren fordert der BLLV bessere Arbeitsbedingungen für Schulleitungen. Aber die Politik blieb tatenlos. Und das rächt ich jetzt in der Pandemie doppelt: „Die Kollegen sind ausgebrannt und Leidtragende sind natürlich auch Schülerinnen und Schüler“, so Simone Fleischmann.
„ "Ich mache es für meine Kollegen – ich mache für unsere Kinder": Dieser Satz hält Schulleiterinnen und Schulleiter noch aufrecht“, bringt es BLLV-Vizepräsident Gerd Nitschke auf den Punkt. Beim BLLV ist er Ansprechpartner für Fragen rund um Dienstrecht und Besoldung und bekommt da seit Ausbruch der Corona-Pandemie immer mehr Anfragen von Schulleitungen, die Überlastungsanzeigen stellen oder Informationen zu Entpflichtungen wünschen.
65 Schulleitungen und Konrektoren in Bayern wollten sich in diesem Jahr entpflichten lassen (die aus persönlichen Gründen nicht mehr Schulleitung machen wollen, rausgerechnet). Vor der Pandemie waren es gerade mal eine Handvoll, weiß Nitschke.
Andrea Zran leitet eine Grundschule in Haar und berichtet in der BLLV-Pressekonferenz von Überlastung in physischer und psychischer Hinsicht: „Sieben Tage die Woche, rund um die Uhr bin ich für den Job da. Die Verwaltungsaufgaben werden immer mehr. Jetzt müssen wir zB auch 3G auf dem Schulgelände kontrollieren. Die Pädagogik und die Kinder kommen dabei zu kurz. Es wird schamlos ausgenutzt, dass wir uns so verpflichtet fühlen, uns gut um Kinder zu kümmern. Gleichzeitig werden wir von Eltern attackiert, die uns vorwerfen, zu wenig oder zu viel den Pandemievorschriften gerecht zu werden. Die große Welle des Burnouts wird kommen. Überhaupt nicht gewürdigt wird unser Engagement, Unterricht auf die digitale Ebene zu heben. Dabei haben wir da Enormes geleistet.“
Als Leiter einer Mittelschule in München fordert Bernd Wahl einen ehrlichen Umgang zwischen Kultusministerium, Schulen und Gesellschaft. „Wir müssen so tun, als wäre normaler Betrieb möglich. Es stimmt aber nicht: Wir übernehmen Arbeit, die ein Gesundheitsamt machen müsste bei der Kontaktverfolgung oder den Tests. Wir machen das. Aber wir wollen die Anerkennung seitens der Politik, dass das gerade Ausnahmezustand ist, nicht Normalbetrieb.“
Seine Kollegin Sabine Bösl leitet eine Grundschule in Holzkirchen kennt seinen Alltag nur zu gut: „Ich fühle mich völlig alleine, im Stich gelassen. Ich würde mir eine Politik wünschen, die uns öffentlich Rücken stärkt und nicht nur unter Druck setzt.“ Ganz besonders fordert sie seitens des Kultusministeriums bessere und schnelle Kommunikation und betont, dass sie gerne vor der Presse informiert werden würde und Vorlaufzeit braucht, um neue Anweisungen umzusetzen. „Freitagabend kommt das KMS und das soll dann am Montag umgesetzt sein. Dann muss man eben das Wochenende durcharbeiten. Das darf nicht Dauerzustand sein.“
Margit Nothaft-Buchner steht einer Grundschule in Weißenburg vor und moniert, wieviel Unterrichtszeit den Kindern durch Testungen genommen werden. Förderprogramme wie „Gemeinsam brücken bauen“ reichen nicht aus, um Defizite aufzuholen: „Wir brauchen dringend mehr Zeit für die Kinder.“
Iris Jamnitzky leitet ein Gymnasium in Ingolstadt moniert, dass seit Sommer gesellschaftlich ein Normalzustand erwartet werde und eine große Erwartungshaltung da sei. „Wir setzen alles um, was möglich ist, aber ich bezweifle stark, dass wir das körperlich und mental noch durchhalten. Wir müssen entweder Aufgaben reduzieren oder brauchen mehr Personal.“