Im BR-Podcast "Kaffee, extra schwarz" sprechen der Autor Ahmad Mansour und der Journalist Oliver Mayer-Rüth regelmäßig über aktuelle und oft kritische Themen: Polarisierung, Kriminalität, Krieg, Migration, Leistungsbereitschaft, Bildung. Der Podcast ist unter anderem in der ARD Audiothek verfügbar. Die beiden Mooderatoren haben laut ARD dabei einen “besonderen Blick” auf Deutschland, “geprägt von einem Lebensabschnitt in Israel, einem gemeinsamen Filmprojekt und der Haltung mittelalter weißer Männer. Sie analysieren, streiten, sticheln, provozieren. Mit Haltung, mit allem und scharf.”
Am 31. Dezember ging es ihnen um die Kinder- und Jugendkriminalität in Deutschland, die deutlich zunehme: “Polizisten, Lehrer und Experten sind besorgt. Was sind die Ursachen und was kann man gegen die alarmierende Entwicklung tun?”, war die Frage, der sich die beiden zum Jahresende stellten. Ihr Ausgangspunkt: Insbesondere seit 2015/2016 haben sowohl Diebstähle als auch Gewaltverbrechen unter Kindern und Jugendlichen stark zugenommen.
Schulschließungen und familiäre Missstände
Die Moderatoren betonen die Rolle emotionaler Verwahrlosung und Empathiedefizite, die sie als Folge gesellschaftlicher und familiärer Missstände sehen. Besonders spannend: Der Podcast verweist dabei insbesondere auf die Auswirkungen der Schulschließungen während der Corona-Pandemie, gegen deren Auswirkungen die Politik im Nachgang zu wenig unternommen habe. Besonders die Isolation und der erhöhte Medienkonsum während der Pandemie hätten die psychische Gesundheit der Kinder belastet und zu einem enormen Anstieg im Konsum digitaler Medien geführt, der negative Auswirkungen auf die Kinder hatte – insbesondere in einem Umfeld, in dem Eltern oft überfordert waren. Vor allem die sozialen Medien verstärkten dabei aggressives Verhalten, das oft durch patriarchalische Strukturen in vielen Familien angelegt sei.
Die Moderatoren sind sich einig: Die gesellschaftlichen und familiären Strukturen müssten verbessert werden, durch Maßnahmen wie eine “umfassendere soziale Infrastruktur”. Dabei finden die Moderatoren auch lobende Worte für gute Initiativen wie das Projekt “Kurve kriegen” zur Kriminalprävention. Das Projekt richtet sich an Jugendliche, die durch wiederholte Auffälligkeiten wie Diebstahl und Gewalt auffallen. Es kombiniert polizeiliche und pädagogische Ansätze und reklamiert für sich eine Rückfallquote von nur 1,3 Prozent.
Gute Schulbildung und soziale Integration als Schlüssel
Natürlich kommen die beiden Moderatoren auch nicht am Thema Bildung vorbei. Ihre Diskussion über das Bildungssystem in Deutschland verdeutlicht, wie entscheidend eine gute Schulbildung und soziale Integration für die Prävention von Jugendkriminalität sind. Ahmad Mansour hebt hervor, dass die sozialen und beruflichen Chancen von Kindern stark von ihrer sozialen Herkunft und ihrem Wohnort abhängen. Stichpunkt: Bildungs- und Chancengerechtigkeit. Auch das Thema der Chancen und der Herausforderungen der Migration bleibt dabei nicht außen vor. Denn Ahmad Mansour betont, dass Migration natürlich beides birgt: Chancen für die Vielfalt in Deutschland oder den Arbeitsmarkt. Aber dass sie auch Herausforderungen mit sich bringt, beispielsweise bei kulturellen Unterschieden und Sprachbarrieren.
An dieser Stelle verweist Oliver Mayer-Rüth auch auf sein Gespräch mit BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, die auch mit Ahmed Mansour bekannt ist. Dabei greift er insbesondere die regelmäßigen forsa-Studien zum Thema Gewalt gegen Lehrkräfte auf, die der BLLV gemeinsam mit seinem Dachverband VBE veröffentlicht. In den letzten Umfragen wurde “festgestellt, dass die Gewalt gegen Lehrkräfte, und zwar nicht nur die verbale Gewalt, sondern auch die physische Gewalt, deutlich zugenommen hat”, wie er richtig berichtet. Besonders beeindruckt zeigte sich Mayer-Rüth von Fleischmanns Schilderung, wie respektlos sich manche Eltern inwischen benehmen, beispielsweise wenn sie in Klassenzimmer gehen und die Lehrkräfte vor den Kindern anschreien, weil eine Note nicht gepasst hat oder es andere kleine Probleme gibt. Dass dann auch die Schülerinnen und Schüler respektlose und übergriffige Verhaltensweisen an den Tag lagen, kann auch aus der Sicht des Moderators nicht mehr verwundern. Im Gespräch verwies die BLLV-Präsidentin aber auch auf die Herausforderungen, denen die Kinder und Jugendlichen gegenüberstehen. Dass die gewaltbereiten Kinder eben Kinder sind, die einfach Probleme zu Hause haben und selbst Gewalt erleben. Und dass natürlich auch Migration eine Herausforderung ist, beispielsweise für junge Männer in der Pubertät, die vielleicht Gewalt erlebt haben und vor kulturellen oder sprachlichen Herausforderungen stehen und denen Perspektiven fehlen.
Ahmad Mansours Appell an die Politik: Probleme offen ansprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen, um eine bessere Zukunft für die Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu schaffen.