Krisen bergen die Möglichkeit, dass neue Wege beschritten werden können. So wie jetzt in der Corona-Pandemie, wo die Chance besteht, Schule besser zu machen. In einer Runde des Radiosenders Bayern2 diskutierten darüber Schülervertreter Moritz Meusel, Pädagogik-Professor Klaus Zierer und Steffi Kreuzinger von der Initiative „Bildung anders machen“ zusammen mit BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.
Für Fleischmann ist klar: „Die Rahmenbedingung für beste Bildung sind derzeit nicht gegeben.“ Gründe dafür: Lehrermangel, ein starres Schulsystem und ein gesellschaftliche Erwartungshaltung, die Leistung als oberste Prio setzt.
Pandemie hat Spuren bei den Schülerinnen und Schülern hinterlassen
Nach den Sommerferien sei laut Fleischmann für Lehrkräfte vor allem eines wichtig gewesen: alle Kinder im Präsenzunterricht zu sehen. Lehrkräfte mussten dann aber erkennen, dass sie immer noch einen großen Anteil ihrer Zeit für die Umsetzung von Gesundheitsmaßnahmen, wie etwa die Durchführung von Pooltests, einsetzen mussten.
Dies sei bitter für viele Lehrkräfte, weil sie sehen, dass die Pandemie große Auswirkungen auf die unterschiedlichen Lernstände und psychischen Verfassungen der Kinder hatte.
Zeit der Lehrkräfte reicht hinten und vorne nicht
„Ist denn ein super Abi die benchmark dafür, dass man es gut durch die Pandemie geschafft hat?“, stellt Fleischmann die rhetorische Frage und spielt damit auf die Äußerung des Ministerpräsidenten an, der meinte, dass man super durch die Pandemie gekommen sei, weil der Abischnitt so gut gewesen sei.
Lehrerinnen und Lehrer kommen an ihre Grenzen in der Pandemie, weiß Fleischmann: Sie sehen, dass Kinder mit (psychischen) Problemen kämpfen und ihre Zeit und Kraft im Schulalltag für diese Kinder gar nicht ausreicht. Gleichzeitig werde Leistungsdruck ausgeübt von oberster politischer Stelle. Was zur Folge habe, dass Lehrkräfte zwischen diesem Anspruch und der Fürsorge zu den Kindern hin- und hergerissen sind.
Fleischmann appelliert, dass nun hinsichtlich des Einsatzes digitaler Tools Geduld gefragt sei. Lehrerinnen und Lehrer wollten digitale Medien gern sinnvoll im Unterricht einsetzen. Jetzt gerade müsse sich erstmal wieder alles „einruckeln“.
Bereit machen für phänomenologisches, fächerübergreifendes Lernen!
Auf das Schlagwort „Lehrpläne entrümpeln“ reagiert die BLLV-Präsidentin ablehnend. Schließlich seien die Lehrpläne bereits kompetenzoriert aufgebaut und Lehrkräfte hätten theoretisch die Chance, Stoff individuell auszuwählen. Es bestehe aber noch kein common sense darüber, was aber denn Auftrag von Schule im 21. Jahrhundert sei.
Ihre Antwort: Adieu Frontalunterricht; vorbei die Zeiten, wo einfach nur Auswendiggelerntes abgespult wird. Stattdessen: Ganzheitliches, digitales, kollaboratives Lernen und vor allem phänomenologisches Lernen. Fächerübergreifend, projektorientiert.
>> Zum kompletten Interview auf br.de