Von Leseübungen für Kleine und den großen Dingen des Lebens
Im Mai hat das Forum Lesen Buchtipps für alle Altersklassen - vom Kinderbuch für Leseanfänger bis zum Jugendroman:
Leselöwen 1. Klasse: Ein spannender Fall für die Polizei
Von Amelie Benn
- Mit Illustrationen von Dominic Rupp
- Verlag: Loewe
- ISBN: 978-3-74332-1436-1
- Preis: 9,95 Euro
- Seiten: 44
- Altersempfehlung: ab 6 Jahren
Milans Papa ist Polizist. Der Junge darf seinen Vater auf die Polizeiwache begleiten und aufgrund seiner genauen Beobachtungsgabe gelingt es Milan, einen Diebstahl aufzuklären.
Dieses Kinderbuch ist sowohl inhaltlich als auch aufgrund seines gut konzipierten Lesekonzepts eine wunderbare Lektüre zum Lesen lernen und üben.
Inhalt:
Milan will wie sein Papa Polizist werden. Dieser erzählt seinem Sohn von seinem neusten Fall. Im Kaufhaus Klemm wurde einer Frau ihr Armband gestohlen. Gemeinsam sehen sich die beiden auf der Polizeistation das Überwachungsvideo aus dem Kaufhaus an und Milan entdeckt den relevanten Hinweis. Es fand gar kein Diebstahl statt, die Frau hatte sich getäuscht und trug überhaupt kein Armband. Daheim findet sie es aufgrund des Anrufes der Polizei.
Bewertung:
Inhaltlich enthält das Kinderbuch, das sich an Leseanfänger richtet, eine spannende Geschichte, die sich für Jungen und Mädchen gleichermaßen eignet. Die Schriftart, die Schriftgröße, meist kurze Sätze und ein einfacher Wortschatz erleichtern das Lesen. Darüber hinaus sind die Silben in zwei Farben gedruckt, was das Erlesen mehrsilbiger Wörter vereinfacht. Der knappe Text und die vielen großformatigen, witzigen Illustrationen haben einen hohen Aufforderungscharakter für Leseneulinge.
Am Ende eines jeden Kapitels finden sich kindgemäße, abwechslungsreiche Fragen, die das sinnverstehende Lesen auf eine motivierende Art und Weise überprüfen. Die richtigen Antworten sind ebenfalls hier zu finden. Um den Wortschatz der Kinder zu erweitern, gibt es am Ende des Kinderbuches Erklärungen zu einigen relevanten Wörtern sowie ein letztes Rätsel. Mit dem richtigen Lösungswort können Kinder nun weitere Spiele und Rätsel online besuchen.
Der Bienenbaum
Von Andrea Liebers
- Mit Illustrationen von Susanne Göhlich
- Verlag: Peter Hammer
- ISBN: 978-3-779-50701-7
- Preis: 12,00 Euro
- Seiten: 32
- Altersempfehlung: ab 6 Jahren
Der neu in die Klasse gekommene Albert wird von seinen Mitschülern aufgrund seiner ungewöhnlichen Kleidung ausgegrenzt. Als ein Bienenschwarm im Pausenhof auftaucht, reagiert Albert ruhig und besonnen. Durch sein Wissen und sein Verhalten imponiert er allen. Plötzlich wollen alle seine Freunde sein.
Dieses Kinderbuch thematisiert Inhalte wie Vorurteile, Ausgrenzung, Freundschaft und Toleranz. Außerdem vermittelt es dem Leser viele Sachinformationen über Bienen.
Inhalt:
Albert ist neu in die dritte Klasse gekommen. Da er immer einen komischen Hut und langärmlige Kleidung trägt, finden ihn seine Mitschüler „doof“ und grenzen ihn aus. Als die Klasse Sport im Pausenhof hat, findet sich zunächst niemand, der mit Albert ein Zweierteam bilden möchte. Schließlich entschließt sich Finn, mit ihm ein Team zu bilden.
Plötzlich taucht im Pausenhof ein riesiger Bienenschwarm auf und lässt sich im Baum nieder. Alle geraten in Panik. Nur Albert bleibt ganz ruhig. Er kennt sich mit Bienen aus, denn sein Vater ist Bienenbeauftragter. Souverän erklärt er den anderen die Bienen und ihr Verhalten. Als sein Vater kommt, hilft ihm Albert bei seiner Arbeit, die Bienen umzusiedeln. Die Klasse ist sehr beeindruckt von Alberts Wissen und Tun. Nun wollen alle seine Freunde sein, er ist jetzt ein äußerst gern gesehenes Mitglied der Klassengemeinschaft.
Bewertung:
In diesem dritten Band um Finn und seine Klasse geht es um einen Neuen, der aufgrund seines ungewöhnlichen Aussehens von der Klassengemeinschaft ausgegrenzt wird. Vorurteile bestimmen das Verhalten seiner Mitschüler. Nur Finn springt über seinen Schatten und steht zu ihm. Schnell jedoch schlägt die Stimmung um, als Albert gelassen in einer Situation reagiert, in der alle anderen überfordert sind. Nun klärt sich auch seine ungewöhnliche Kleidung auf, die er trägt, um sich gefahrlos um Bienen kümmern zu können.
In einem zweiten „Erzählstrang“ erfährt der Leser viel Sachwissen über Bienen, ihr Verhalten und ihren Nutzen. Da diese Informationen von Albert gegeben werden, sind die Erklärungen kindgemäß und haben keinerlei belehrenden Charakter. Die letzten beiden Seiten des Buches fassen einige wichtige Fakten über Bienen zusammen. Diese sind ebenfalls gut verständlich und informativ geschrieben. Die fein gezeichneten Illustrationen veranschaulichen witzig die Geschichte. Für fortgeschrittene Leseanfänger ist das vom Umfang her überschaubare Kinderbuch wunderbar geeignet.
Die gigantischen Dinge des Lebens
Von Susan Nielsen
- Verlag: Urachhaus
- Seiten: 277
- ISBN: 978-3-8251-5304-5
- Preis: 18,00 Euro
- Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Wilbur hat kein Vertrauen in sich selbst und bemüht sich deshalb, in seiner Schule möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Erst als er sich verliebt, versucht er, dies mit Hilfe seiner Freunde zu ändern.
Ein wunderbar geschriebener Jugendroman über einen sympathischen Jungen, der lernt, sich anzunehmen und sich nicht von anderen definieren zu lassen. Viele wichtige Themen wie erste Liebe, Akzeptanz anderer oder Mobbing werden hier aufgegriffen.
Inhalt:
Wilbur ist ein hilfsbereiter, liebenswerter und sensibler Junge, dessen Eltern zwei Frauen sind. In der Schule wird der Junge jahrelang von Tyler, einem Mitschüler, gemobbt. Sein bester Freund ist der über 80-jährige Sal. Auch in dem gleichaltrigen Alex findet er einen Freund. Als dieser jedoch mit Fab zusammenkommt, fühlt er sich verlassen. Wilburs Strategie ist, sich klein und unsichtbar zu machen, möglichst nicht aufzufallen. Als er sich in die französische Austauschschülerin Charlotte verliebt, sieht er für sich keine Chance, da auch Tyler sie „anmacht“.
Nun beginnen seine Freunde mit ihrem Programm, damit er an Selbstbewusstsein gewinnt und ein „cooler“ Typ wird. Sport, ein positives Mantra, ein neuer Style, sie lassen sich eine Menge einfallen und unterstützen ihn in jeglicher Hinsicht. Und ihres Tipps zeigen Wirkung. Wilbur steht mehr und mehr für sich ein. In Paris hat er eine unvergleichlich schöne Zeit, er springt am Ende über seinen Schatten und singt sein vertontes Gedicht für Charlotte. Diese möchte ihn jedoch weiterhin als Freund behalten, da sie ihn nicht liebt. Wilbur weiß jetzt aber, dass er sich nicht über andere definieren muss. Er steht zu sich und Tylers Mobbingversuche laufen nun ins Leere.
Bewertung:
Wilbur ist ein hochempfindsamer, durch und durch sympathischer Protagonist, der von seinen beiden Müttern abgöttisch geliebt wird. Allerdings hat er kein Selbstwertgefühl und fühlt sich als Versager. Wehrlos ist er Mobbingangriffen ausgesetzt und lässt sich auch vom Arbeitgeber seines Nebenjobs gnadenlos ausnutzen. Als Wilbur sich verliebt, arbeitet er mit Hilfe seiner Freunde an sich. Sowohl seine innere Einstellung sich selbst gegenüber ist hier ein wichtiger Punkt als auch sein Äußeres, welches sich verändert.
Andere Themen wie gleichgeschlechtliche Liebe beinhaltet diese Geschichte ebenfalls. So hat Wilbur zwei Mütter und sein bester Freund ist schwul. Ebenso spielen erste Liebe, Geldprobleme oder die Akzeptanz des Todes eine Rolle in diesem tiefgründigen und dennoch lustigen Buch. Der Autorin gelingt es, wichtige und essenzielle Probleme, mit denen Jugendliche zu kämpfen haben, authentisch und amüsant zu erzählen.