Mit der für „Bayern 3“ üblichen Leichtfüßigkeit kommt die Radiomeldung am Samstag morgen daher: In Landshut sei heute eine große Veranstaltung zum Christopher Street Day mit rund tausend Teilnehmenden geplant. Deren Ziel sei es, die „Vielfalt zu feiern“. Wenn das nur so einfach wäre mit der Vielfalt, denke ich mir …
Die intensive Arbeit an unserem Heftthema der letzten Ausgabe im Jahr 2024 hat mir klargemacht: Wo Menschen in ihren „Blasen“ sind, wie in Landshut an diesem Tag, da mag das Feiern gelingen. Wo höchst unterschiedliche, widerstreitende Facetten einer Vielfalt aber aufeinandertreffen, wird sie zur Zerreißprobe einer Gesellschaft. Das zeigt sich Tag für Tag an Arbeitsplätzen, in Schulen, auf Straßen, in Talkshows oder Parteien und in Verbänden wie dem BLLV. Da entstehen „Triggerpunkte“, wie Prof. Dr. Steffen Mau und seine Co-Autoren es in einer vielbeachteten soziologischen Analyse nennen. In unserem Essay (S. 24) lesen Sie die konkretisierten Kerngedanken aus dem Buch. Spoiler: Eine einfache Lösung bekommen Sie hier nicht. Und auch aus den berührenden Gesprächen im anschließenden Feature (S. 28) sowie im Interview mit Sandra Schäfer, der Leiterin des Referats „Gleichberechtigt!“ (S. 36), wird der banale und doch so herausfordernde Weg deutlich: Wir müssen wohl mehr aufeinander zugehen und einander zuhören.
Dass Ihnen das jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit mit Ihrer Familie, Freunden und mit Fremden gelingt, wünsche ich Ihnen von Herzen. Feiern Sie das Fest, und vielleicht auch ein bisschen die Vielfalt dahinter – auch Jesus hatte Migrationsgeschichte.
Steve Bauer, Chefredakteur