"Ministerpräsident Markus Söder will verpflichtende Sprachtests für zugewanderte Schüler einführen. Wer durchfällt, soll Deutschklassen oder die Vorschule besuchen. Die Lehrer und der zuständige Minister sind nicht überzeugt", so die Süddeutsche Zeitung. Eine Sozialpädagogin berichtet aus dem Vorkurs Deutsch, den sie an einer Grundschule im Norden Münchens leitet. Und sie erzählt, wie sie Kindergartenkinder, die nicht sicher deutsch sprechen, auf die Schule vorbereitet. Was aber besonders im Gedächtnis bleibt ist die Quintessenz dessen, was die engagierte Pädagogin schildert: "Heute sieht die Sozialpädagogin ihre Schützlinge als Erstklässler über den Pausenhof rennen: Sie haben sich super eingefunden."
Pro und Contra Sprachtests
Die CSU will laut Ministerpräsident Markus Söder verpflichtende Sprachtests einführen. Wenn die Tests große Defizite zeigen, müssten ältere Schülerinnen und Schüler in eine Sprachklasse wechseln, bevor sie den Regelunterricht besuchen dürften. Den Jüngerensoll ein verpflichtendes Vorschulkitajahr zu besserem Deutsch verhelfen - so die Pläne des Ministerpräsidenten. Kultusminister Piazolo konterte prompt und betonte, es gäbe bereits genügend Instrumente, um jedem Kind, das die Sprache nicht sicher beherrscht, ein passendes Angebot zu machen. Und noch etwas macht die Sache komplizierter: An Instrumenten fehlt es nicht, allerdings konnten diese zuletzt vielerorts wegen Lehrkräftemangels nicht zum Einsatz kommen.
Das betonte auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, die entsprechend zitiert wird: "Reihenweise" seien Vorkurse abgesagt worden, schlicht weil den Schulen die pädagogischen Fachkräfte fehlen. Anderswo stecke man viel zu viele Kinder in die Kurse. Diese waren ursprünglich mal als Kleingruppen von sechs bis acht Kindern konzipiert, die zu gleichen Teilen in den Kitas und in den Grundschulen unterrichtet werden sollten. Derzeit aber seien es häufig viel mehr. Und sie würden wie auch in der Grundschule im Norden von München kaum noch von ausgebildeten Lehrkräften betreut.
Integration, Schutz, Sprachbad
"Wir wollen die Integration, wollen alle Kinder mitnehmen", betonte die BLLV-Präsidentin. Sie hält deshalb wenig von Söders Vorschlag, die Kinder zunächst in Deutschklassen alleine zu beschulen. Aus pädagogischer Sicht sei das Sprachbad, bei dem zugewanderte Kinder von Anfang an mit Muttersprachlern zusammen lernen, richtig. Allerdings brauche es dafür ein professionelles Team aus Pädagogen und Schulpsychologen.
Gerade für geflüchtete Kinder, die aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen wurden und oft nicht einmal wissen, ob sie hier bleiben werden, könne Schule "ein heimatgebender Schonraum" sein, sagte Simone Fleischmann. Die Schule bräuchte aber mehr professionelles Personal, damit sie diese wichtige Aufgabe auch erfüllen könne. Dieses Problem werde der von Söder angekündigte Deutschtest natürlich nicht lösen können, eher schon Klassen mit mehreren Lehrkräften, die auf die unterschiedlichen Schüler einzeln eingehen. Die Konzepte gibt es, mancherorts werden sie auch gelebt. Die ganze Klasse kann dann die Vielfalt der Schülerschaft als Gewinn empfinden.
Weiter kämpfen für Integration
Natürlich kennt Simone Fleischmann die Situation an den Schulen: In den Grundschulen ist man oft schon froh, wenn die Klasse überhaupt eine feste Klassenleitung hat. Der Lehrkräftemangel bringt Schulen überall in Bayern in Not und zerstört manch innovatives Integrationskonzept. Die BLLV-Präsidentin weiß das und will trotzdem weiter für diese guten Modelle kämpfen. Sie will, dass Integration ab der ersten Klasse gelebt wird, dort wo die Generation von morgen heranwächst.