Sorgearbeit ist das Fundament unserer Gesellschaft – doch sie bleibt unsichtbar, ungleich verteilt und oft unbezahlt. Frauen leisten nicht nur privat 52,4 Prozent mehr Care-Arbeit als Männer, sondern sind auch im beruflichen Bereich überproportional in Sorgeberufen tätig. In Kitas, Grundschulen und Pflegeeinrichtungen übernehmen sie über 80 Prozent der Arbeit. Besonders in Familien mit kleinen Kindern zeigt sich das Ungleichgewicht drastisch: Der Gender Care Gap steigt hier auf 110 Prozent – Frauen leisten täglich 2,5 Stunden mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer.
Diese strukturelle Schieflage hat direkte wirtschaftliche Folgen. Wer mehr Care-Arbeit übernimmt, hat weniger Zeit für Erwerbsarbeit, steigt seltener auf und erhält im Durchschnitt ein geringeres Einkommen. Der Gender Pay Gap in Deutschland stagniert seit Jahren bei 16 Prozent – drei Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt. Der Equal Pay Day am 7. März zeigt symbolisch, dass Frauen rechnerisch bis zu diesem Tag unbezahlt arbeiten, während Männer bereits ab dem 1. Januar verdienen.
Bayern muss hier Vorreiter sein
Als BLLV-Referat „Gleichberechtigt!“ fordern wir eine echte gesellschaftliche Anerkennung von Care-Arbeit. Bayern hat die Chance, hier Vorreiter zu sein – durch bessere Rahmenbedingungen für eine partnerschaftliche Verteilung von Sorgearbeit, den Ausbau hochwertiger und flächendeckender Betreuungsangebote sowie eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung dieser essenziellen Arbeit.
Gerade Lehrkräfte haben eine besondere Verantwortung. Sie prägen mit ihrem Vorbild die Werte der kommenden Generationen. Schule darf nicht nur Leistung und wirtschaftlichen Erfolg in den Mittelpunkt stellen, sondern muss vermitteln: Care-Arbeit ist keine Nebensache, sondern ein Grundpfeiler des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Wir müssen jungen Menschen zeigen, dass Fürsorge, Beziehungsgestaltung und soziale Verantwortung nicht nur essenziell, sondern auch gleichberechtigt verteilbar sind – unabhängig vom Geschlecht.
Wenn Bayern wirklich Gleichberechtigung will, muss es über Lohnfragen hinausdenken. Es braucht eine gesellschaftliche und politische Neuausrichtung: weg von der Unsichtbarkeit der Care-Arbeit, hin zu echter Wertschätzung und fairer Verteilung. Sorgearbeit darf nicht länger eine versteckte, unbezahlte Zusatzleistung von Frauen sein – sie ist eine Aufgabe, die uns alle betrifft.

Kommentar des BLLV-Referats „Gleichberechtigt!“
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Sorgearbeit wertschätzen – Gerechtigkeit statt Unsichtbarkeit
Care-Arbeit ist ein Grundpfeiler des gesellschaftlichen Zusammenhalts. BLLV-Expertin Sandra Schäfer findet, Schulen sollten vorleben, dass Fürsorge, Beziehungsgestaltung und soziale Verantwortung essenziell und gleichberechtigt verteilbar sind.