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Söder benennt Lehrermangel, jetzt müssen Lösungen her!

Schluss mit dem Theater: Wie der BLLV forderte, hat Ministerpräsident Söder eingeräumt, dass Lehrermangel herrscht. Nun muss das Problem aber auch angegangen werden, fordert BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Während der Kultusminister sich bisher davor drückt, hat es der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in seiner Regierungserklärung unumwunden zugegeben: „Ich möchte die Lehrer und Lehrerinnen des Landes in Schutz nehmen. Sie sind sehr belastet, weil sie zu wenige sind. Wir hatten schon Lehrermangel vor Corona!“

Söders Ankündigung, deshalb die Mehrbelastung von Schulleitungen in Corona-Zeiten mit erhöhten Prämien zu würdigen, wie das der BLLV vehement gefordert hatte, ist natürlich zu begrüßen. Doch in der Analyse des Lehrermangels und was daraus folgt, machte es sich der Ministerpräsident ein wenig zu einfach, was auch die Opposition im Landtag mit kritischen Zwischenrufen quittierte. Söder wörtlich: "Dies ist weder die Schuld der Lehrer, noch des Landtages und der Staatsregierung. Denn die Stellen sind zur Verfügung gestellt, es fehlen aber die Personen, die es machen können."

Das Scheinargument der „vorhandenen Stellen“

Dabei steht doch gerade die Staatsregierung, genauer das Kultusministerium als oberster Dienstherr, in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass genügend Lehrkräfte da sind, um dem verfassungsgemäßen Bildungsauftrag professionell nachzukommen. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann stellte auf einer Pressekonferenz Anfang Oktober klar: „Es fehlt eklatant an Lehrerinnen und Lehrern. Dieser Mangel schlägt jetzt voll durch! Schuld daran ist ein jahrelanges Versagen der politisch Verantwortlichen bei der Personalplanung.“

Zu oft benutzen die Verantwortlichen aber den rhetorischen Trick, von genügend bereitgestellten Stellen zu schwadronieren, für die es aber gar keine Kandidaten gibt. Dabei hat eben die Regierung das Mandat, den Lehrberuf attraktiver zu gestalten, leistungsgerecht zu entlohnen und außerdem die Lehrerbildung endlich so flexibel zu reformieren, dass der sogenannte „Schweinezyklus“, durch den Bedarf und Bewerber nie synchronisiert werden, durchbrochen wird. Dafür fordert  BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann einen Lehrergipfel – „insbesondere, um zukünftige personelle Lücken unter Lehrern zu vermeiden“, sagt sie im Gespräch mit infranken.de.

Sonderleistungen im Notbetrieb?

Entsprechend zwiespältig ist auch die Ankündigung von Markus Söder zu sehen, Corona-Prämien bei Lehrkräften, anders als bei Schulleitungen, an besonderes Engagement im Bereich digitaler Unterricht zu knüpfen. Denn der Lehrermangel ist eben so dramatisch, dass bereits die Herausforderungen des Präsenzunterrichts unter Pandemiebedingungen enorm sind. „Wir haben noch nie so einen Notbetrieb erlebt wie jetzt“, stellt Simone Fleischmann klar.

Natürlich ist es schön, wenn besonderer Einsatz für digitales Lernen gewürdigt wird. Doch momentan sind alle Lehrkräfte enormem Druck ausgesetzt und es ist sowohl für die Kolleginnen und Kollegen, die im System mit höchstem Einsatz den Betrieb aufrechterhalten, wie auch für die dringend benötigten Nachwuchslehrkräfte eine schwierige Botschaft, wenn eine enorme Arbeitslast nicht per se gewürdigt wird, sondern an zusätzliche Leistungen geknüpft, die für viele Kolleginnen und Kollegen derzeit schlicht unrealistisch sind.

„Ich erwarte im Moment von der Staatsregierung einfach nur Ehrlichkeit und das Eingeständnis, dass wir im Augenblick keinen Regelbetrieb an den Schulen haben", fordert Schulleiter und BLLV-Vizepräsident Tomi Neckov daher. Das würde auch manche Wogen im Konflikt mit Eltern glätten: "Die denken, dass sie einen Anspruch haben auf normalen Unterricht, der eben nicht stattfinden kann."

Lehrermangel: „Dauerschleife der Planlosigkeit und Handlungslosigkeit“

Für Simone Fleischmann ist klar: Die Corona-Krise lässt Missstände deutlich zu Tage treten, die es bereits seit Langem gibt. Doch die Verantwortlichen spielen weiter „Nichts hören, nichts sehen“, kritisiert sie: "Schulverwaltung und Politik wollen weiter irgendwie diesen Schein wahren, und anstatt das Problem ehrlich zu benennen und anzugehen, eiern sie rum", so Fleischmann gegenüber infranken.de.

Probleme angehen, das heißt für den BLLV eben eine nachhaltige Personalplanung, zu der das BLLV-Modell der flexiblen Lehrerbildung entscheidend beitragen kann. Das heißt, eine gleichwertige Besoldung aller Lehrämter, um dem akuten Mangel an Grund-, Mittel- und Förderschulen entgegenzutreten. Das heißt ein Bekenntnis zu ganzheitlicher Bildung unter den entsprechenden Rahmenbedingungen, damit Kinder und Jugendliche für das vorbereitet werden können, was sie in ihrem Leben wirklich brauchen – wie beispielsweise auch den Umgang mit einer weltweiten Pandemie zu erlernen mit den einhergehenden Verunsicherungen im persönlichen wie in allen gesellschaftlichen Bereichen. Auf einem Lehrergipfel bringt der BLLV seine Expertise in diesen Bereichen gerne ein, und das tut akut Not: „Die Politik muss die Dauerschleife der Planlosigkeit und Handlungslosigkeit endlich durchbrechen – denn jetzt zählt nur noch das, was wirklich vor Ort ankommt“, sagt Simone Fleischmann.

» Artikel auf infranken.de „Söder weist Schuld von sich“
 

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