Die Folgen der pandemiebedingten Schulschließungen sind enorm: sowohl inhaltlich vom Lernstoff her, wie auch persönlich für die betroffenen Kinder und Jugendlichen, die psychisch und sozial stark belastet wurden. „Mit den Folgen der Schulschließungen haben die Pädagogen in den nächsten Jahren immens zu kämpfen“, stellt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann daher in der Print-Ausgabe des Münchner Merkur vom 1.7.2022 klar.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hatte mit Hinweis auf Studien über Lernrückstände bei Kindern und Jugendlichen die Maxime ausgegeben: „Es darf keine flächendeckenden Schulschließungen mehr geben.“ Dem schließt sich auch Simone Fleischmann an: „Keiner will das mehr.“
Hygienmaßnahmen endlich auf gleiches hohes Niveau bringen
Stark-Watzinger sieht dabei die Schließungen auch im Rückblick kritisch: „Im Ergebnis waren die flächendeckenden Schulschließungen ein Fehler“, meint sie. Für BLLV-Präsidentin Fleischmann ist das eine offene Frage: „Ob wir es zu Beginn der Pandemie auch ohne Distanzunterricht geschafft hätten, weiß ich nicht.“ Mit Blick auf das unvorhersehbare Infektionsgeschehen und dem im Vergleich zu heute nur bruchstückhaften Wissen um gesundheitliche Auswirkungen und Risiken bei der weltweiten Ausbreitung des Virus sagt sie: „Im Nachhinein ist man immer schlauer.“
Simone Fleischmann richtet den Blick ohnehin lieber nach vorne – und der ist leider sorgenvoll: Zum einen gibt es immer noch enorme Unterschiede hinsichtlich der an Schulen möglichen Hygienemaßnahmen, Stichwort beispielsweise Luftfilter: „Aktuell ist da leider jede Schule anders ausgestattet", berichtet Fleischmann. Aus Sicht des BLLV müssen Politik und Schulverwaltung hier jetzt dringend aktiv werden.
Schon beim Regelbetrieb wird's kritisch...
Zum anderen fehlen fürs neue Schuljahr Lehrkräfte: „Der eklatante Lehrermangel treibt uns um“, sagt Simone Fleischmann dem Münchner Merkur und stellt klar: „Wir müssen alles zusammenkratzen, um das Angebot aufrechtzuerhalten.“
Dabei müsste das Angebot in diesen Zeiten eigentlich ein besonderes sein: Da sind eben die angesprochenen Lernrückstände und Erlebnisse während der Pandemie, die bei Kindern und Jugendlichen teils tiefe Spuren hinterlassen haben. Mehr individuelle Förderung und psychosoziale Begleitung wäre also eigentlich angezeigt – beides personalintensiv.
...dabei bräuchte es viel mehr
Doch die Experten dafür werden oft schon an anderen Stellen eingesetzt, um Löcher beim normalen Unterricht zu stopfen. Auch die aus der Ukraine geflüchteten Schülerinnen und Schüler brauchen besondere menschliche Zuwendung und Unterstützung beim Spracherwerb. „Es zerreißt uns das Herz, den Kindern nicht so gerecht werden zu können, wie sie es bräuchten, wie wir es können und wollen, weil wir dafür einfach zu wenige sind“, schildert Simone Fleischmann das Dilemma, dem sich Lehrkräfte täglich gegenüber sehen.
Der BLLV wird daher genau im Blick behalten, welche Angebote Lehrerinnen und Lehrer im neuen Schuljahr angesichts der dafür bereitgestellten Rahmenbedingungen an den Schulen in der Praxis noch vorhalten können – und was das für die Bildungsqualität in Bayern bedeutet.
Nach vorne schauen und handeln
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