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Kritik an Leopoldina-Gutachten Startseite

Schulöffnung: Falsche Hoffnungen, fehlende Praxisnähe, offene Fragen

„Das kann kaum erfüllt werden und weckt falsche Hoffnungen.“ Der Vorsitzende des BLLV-Dachverbands VBE, Udo Beckmann, kritisiert Einschätzungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zur Öffnung von Schulen.

Bundekanzlerin Angela Merkel hatte mehrfach betont, dass sie die Einschätzungen der Experten der Leopoldina zu einer wichtigen Grundlage beim weiteren Vorgehen in Sachen Corona machen will – insbesondere bei der Frage, welche Institutionen wann wieder geöffnet werden sollen. Doch deren Einlassungen zum Thema Öffnung von Schulen stoßen unter Bildungsexperten auf Kritik.

Udo Beckmann, der Vorsitzende des BLLV-Dachverbands VBE, stellt klar: „Das, was jetzt zum Teil an Bedingungen formuliert wurde, kann kaum erfüllt werden und weckt falsche Hoffnungen. Das muss alles ganz dringend auf die praktische Umsetzung geprüft werden.“

Geduld ist gefragt, Gesundheit hat Vorrang

Die zuständige Arbeitsgruppe der Leopoldina hatte beispielsweise recht vage formuliert, dass eine schrittweise  Öffnung „unter Einhaltung der Vorgaben  zu Hygiene, Abstand, Mund-Nasen-Schutz, Testung“ stattfinden müsse. Udo Beckmann rechnet vor, dass dazu deutschlandweit für 10,7 Millionen Kinder und Jugendliche Masken benötigt würden. Und selbst wenn die Beschaffung gelänge: „Wie soll 10-Jährigen (welche die Arbeitsgruppe ja als erstes wieder in der Schule sehen würde) vermittelt werden, diese den ganzen Tag zu tragen, nicht daran anzufassen, keine Scherze damit zu machen?“ Auch die vorgeschlagene Teilung von Klassen sei wegen räumlicher Gegebenheiten gerade an kleinen Schulen niemals umsetzbar, zudem fehle Personal, da auch viele Lehrerinnen und Lehrer zu den Corona-Risikogruppen gehörten.

Das sieht auch BLLV-Präsidentin und stellvertretende VBE-Vorsitzende Simone Fleischmann so: „Sicherheitsmaßnahmen müssen zu 100% vorhanden sein, bevor die Schulen starten“, stellt sie in der heutigen Pressemitteilung des BLLV klar und fordert von der Politik „Verlässlichkeit, Nachhaltigkeit und Planbarkeit“. Schutz und Hygienemaßnahmen dürfe nicht in der Verantwortung der Schulen liegen, das müsse die Staatsregierung ansagen, sagte sie im Gespräch mit BILD-TV. „Es kann jetzt nicht sein, dass Schulleiter Masken besorgen.“ Zudem brauche es einen klaren Verhaltenskodex,  der mit Schülerinnen und Schülern altersgerecht eingeübt werde.“

Gleiche Chancen für Kinder der Krise

Den Wunsch, mit Öffnung der Schulen könne unmittelbar zum „Normalbetrieb“ und Regelunterricht zurückgekehrt werden erteilt Udo Beckmann eine klare Absage: „Es wird zuerst darum gehen müssen, sensibel für die Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen in den letzten Wochen zu sein und sich Zeit für den Austausch zu nehmen“, mahnt er.

Simone Fleischmann kritisiert darüber hinaus, dass die Frage nach der Öffnung der Schulen oft lediglich vor der Frage nach Abschlüssen, Übergängen und Bewertungen diskutiert werde. „Wir müssen erstmal sehen, was dieses Schuljahr noch hergibt“, bremst sie die Erwartungen gegenüber BILD-TV. „Es geht doch nicht nur um Prüfungen, Noten und Leistung“, sagt sie unter Verweis auf die Extremsituationen die Schülerinnen und Schüler in der Coronakrise zu bewältigen haben. Hier müsse von den Experten vor Ort an den einzelnen Schulen je nach den dortigen Gegebenheiten entschieden werden, wann es wieder Noten und Zeugnisse geben könne, welche Inhalte noch vermittelbar seien und wie es nächstes Schuljahr weitergehe. „Dieser Schülerjahrgang, der jetzt in die Schule geht, darf keinen Nachteil haben, das muss fair sein für alle“, stellt sie klar.

Von der Politik fordert sie eine schlüssige Gesamtstrategie, die Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer nicht zu „Versuchskaninchen“ macht. Die Öffnung der Schulen brauche im Vorfeld die Zeit für Gesundheit und die Zeit für Bildung, die der BLLV als Kernforderung stellt.


» die Pressemitteilung des VBE im Wortlaut
 

Weitere Informationen

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Pressemitteilung des BLLV: „Zeit für Bildung – Zeit für Gesundheit“

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