München - Schule kann Kinder und Jugendliche stark belasten und krank machen. „Unter Experten ist diese Erkenntnis unstrittig“, erklärt die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann, anlässlich des Welttages der Seelischen Gesundheit am 10. Oktober. „Psychische Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter nehmen zu, ihr Anteil liegt bei über 20%. Darauf müssen wir reagieren.“ Es gelte, die psychische Verfassung von Heranwachsenden, die Gefahren von Mobbing und Schulstress stärker in den Blick zu nehmen und Schulen so auszustatten, dass rechtzeitig und mit professioneller Unterstützung interveniert werden kann.
Grundsätzlich müssten Schulen zu Orten werden, in denen alle Beteiligten, insbesondere auch die Lehrerinnen und Lehrer, Bedingungen vorfinden, in denen sie bestmöglich arbeiten können. „Die Anzahl der Kolleginnen und Kollegen mit psychischen Erkrankungen ist ebenso besorgniserregend hoch. Das ist ein deutliches Signal dafür, dass die Arbeitsbelastung auf vielen Ebenen deutlich zugenommen hat. Insbesondere in Zeiten des Lehrermangels wächst der Druck auf das bestehende Personal“, stellt die BLLV-Präsidentin fest.
Empathie braucht Zeit
Viele Lehrerinnen und Lehrer überschreiten ihre Belastungsgrenze dauerhaft und werden krank. Gleichzeitig wachsen die Herausforderungen, die an Schulen gestellt werden. "Die Zeiten, in denen Lehrkräfte nur noch unterrichten, sind längst vorbei. Es gibt Kinder, die brauchen uns von der Spitze des Haares bis zum kleinen Zeh", so Fleischmann. Lehrerinnen und Lehrer würden diese vielfältigen Aufgaben gerne erfüllen, doch dafür bräuchten sie entsprechende Rahmenbedingungen und vor allem die dafür nötige Zeit.
„Wenn eine Lehrkraft spürt, dass es einem Kind nicht gut geht, weiß sie, dass hier eine grundlegende Analyse gefragt ist. Die Lehrerinnen und Lehrer stoßen hier aber an Grenzen, allein schon wegen der Klassengrößen. Bei 26 Kindern etwa, von denen jedes anders ist, etwas anderes braucht, ist es fraglich, inwieweit sie für jedes Kind in diese Analyse gehen kann“, so die BLLV-Präsidentin.
Profis zur Unterstützung
Daher bekräftigt der BLLV seine Forderung nach multiprofessionellen Teams im Unterricht und mehr Beratungslehrern, Schulpsychologen und Sozialarbeitern an Schulen.
Häufig würden Leistungsstress und sozialer Stress zusammenhängen. „Kinder, die in der Schule gemobbt oder ausgegrenzt werden, reagieren oft mit schlechten Leistungen, weil u.a. auch ihre Konzentrationsfähigkeit stark abnimmt“, so Fleischmann. Es gebe aber auch viele Kinder, die sich vom Lernpensum und vom Leistungsdruck überfordert fühlten.
Andrea Schwarz, BLLV-Pressereferentin M.A. Tel: 089/ 72 100 129, presse@bllv.de