Wie lange dauern "LdE"-Projekte?
Ein kurzes Projekt sollte nicht unter sechs Wochen angesetzt sein, damit sich die Arbeitsweise entfalten kann. Es gibt aber auch Projekte, die sich über ein ganzes Schuljahr erstrecken. Ganz wichtig: Es muss dabei nicht jeden Tag an dem Projekt gearbeitet werden!
Eine wichtige Information: Schließlich ist die To-Do-Liste von Lehrkräften immer schon ganz schön lang!
Genau, deshalb betonen wir in unserer Beratung auch immer, dass LdE kein „Add-on“ ist, sondern eine Alternative für Lehrkräfte, ihren Unterrichtsstoff umzusetzen. Es bietet zudem ideale Möglichkeiten, fächerübergreifend zu arbeiten. So werden verschiedene Aufgaben im Projekt verteilt: in Deutsch wird etwa ein Brief entworfen, in Mathe eine notwendige Berechnung erstellt, in Informatik eine Präsentation gestaltet.
Was zeichnet LdE besonders aus?
Durch LdE findet ein vertieftes Lernen statt, weil es Inhalte aus den Schulfächern mit aktuellen Themen und einem direkten Lebensweltbezug außerhalb der Schule verbindet. Das macht Schüler*innen die Relevanz von Schulstoff plausibel und schärft zugleich ein Bewusstsein für gesellschaftliche Problemstellungen. Zugleich profitieren Kinder besonders vom Zuwachs an Alltagskompetenzen, Selbstwirksamkeitsüberzeugung und Persönlichkeitsbildung. Auch ganz wichtig: LdE orientiert sich an einem realen Bedarf.
Was meinen Sie genau mit "realem Bedarf"?
Das heißt, dass die Schüler*innen sich einem echten Problem in ihrem gesellschaftlichen Nahfeld zuwenden. Sie arbeiten nicht für die Schublade, eine Schulaufgabe oder ein Planspiel. Sie lernen, dass sie die Berechtigung haben und auch aufgefordert sind, ihre Perspektive auf die Fragen der Zeit einzubringen, dass ihre Ideen gefragt sind, dass sie zur Erreichung ihrer Ziele mit außerschulischen Partnern kooperieren können und dass ihr Handeln tatsächlich einen Unterschied macht.
Was ist das Ziel von LdE?
Übergeordnetes Ziel ist es, dass sich Schüler*innen mit ihrem Projekt in die Gemeinschaft einbringen und ein Verantwortungsgefühl für gesellschaftliche Aufgaben entwickeln. Dabei ist echte Partizipation unerlässlich, - sie sollen möglichst viel an Inhalt und Vorgehensweise mitbestimmen dürfen, damit der Prozess der Aneignung nachhaltig ist. Die Lehrkraft umreißt, welche Vorgaben es im Lehrplan gibt, in welchem Themenbereich sie also gemeinsam ein Projekt entwickeln können. Es ist immer wieder beeindruckend, wieviel Schüler*innen dabei fachlich profitieren. Beispielsweise hat eine Lehrerin ein Projekt über einen Shakespeare-Platz gemacht und war danach völlig begeistert, wie sich Englischkenntnisse und Motivation dadurch verbessert hatten.
Welche Fähigkeiten erwerben Schüler*innen durch die Projektarbeit?
Projektmanagementskills werden trainiert, genauso wie die Team- und Empathiefähigkeit. Spannend zu beobachten ist, dass manche Kinder in der Projektarbeit plötzlich ganz verwandelt sind: Stille Kinder treten plötzlich mehr in Erscheinung und blühen auf. Außerdem können Kinder auf einmal mit Fähigkeiten glänzen, die in der Schule vielleicht nie zum Vorschein kommen oder nicht gewürdigt werden: Herkunftssprachen zum Beispiel sind Stärken, die in vielen Projektbereichen sehr gewinnbringend sind. Auch die Anerkennung der Öffentlichkeit oder Medienberichte über das Projekt wirken sich positiv auf das Selbstbild der Schüler*innen aus und zeigen ihnen, dass sie mit ihrem Einsatz gesehen und gehört werden.
Wie haben Sie die Schüler*innen bei den Projekten erlebt?
Entgegen vieler Vorurteile und egal in welcher Altersklasse: Schüler*innen haben immer für irgendetwas Interesse und oft ganz tolle Ideen! Manche Schüler*innen sind zu Beginn noch etwas verhalten oder passiv, weil sie es gewohnt sind, dass ihnen ständig jemand sagt, was sie zu tun haben. Ihre Initiative muss manchmal aktiviert werden und natürlich braucht es je nach Alter und Schulform unterschiedlich viel pädagogische Unterstützung. Aber wenn Schüler*innen merken, dass hier auch ihre Interessen und Fragen, ihre Talente und Stärken gefordert sind, führt das zu hoher Identifikation mit der Aufgabe.
Was entgegnen Sie Lehrkräften, die sagen, dass sie Projektarbeit bereits machen und deshalb LdE überflüssig für sie ist?
Viele Lehrkräfte machen ja auch wirklich tolle Projekte und darin möchten wir sie auch bestärken. Durch den partizipativen Ansatz und die anderen wissenschaftsbasierten Qualitätskriterien unterscheidet sich LdE dann doch; es verleiht den Schüler*innen selbst eine starke Stimme in Schule und Gesellschaft und lässt sie als bewusste Mitgestalter*innen ihrer Umgebung tiefgreifende demokratische Erfahrungen machen.
Wenn sich ein/e Lehrer*in für LdE interessiert: Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Interessierte Lehrkräfte können das nächstgelegene Kompetenzzentrum (https://www.servicelearning.de/praxis/netzwerk-lernen-durch-engagement/bayern) kontaktieren und sich dort informieren. So findet man LdE-Schulberater*innen in der Nähe, die Auskünfte dazu geben können. Außerdem können sie sich auf der Website der Stiftung Lernen durch Engagement umschauen, die das Format stetig weiterentwickelt und wissenschaftlich begleitet. Dort gibt es gratis Online-Kurse zur Einführung in die Methode (https://www.servicelearning.de/selbstlernkurse) und einen umfangreichen, kostenlosen Materialpool (https://www.servicelearning.de/paedagogische-materialien)