Bild: BLLV-Abteilungsleiter für Schul- und Bildungspolitik: Fritz Schäffer.
Bild: BLLV-Abteilungsleiter für Schul- und Bildungspolitik: Fritz Schäffer.
Kommentar zum Wegfall der Berufseinstiegsbegleitung Startseite
Bildungsgerechtigkeit Mittelschule

Regierungsfraktionen lassen Mittelschule im Regen stehen

Der Bayerische Landtag hat mit Stimmen von CSU und Freien Wählern das Aus für die Berufseinstiegsbegleitung beschlossen. Die Unterstützung der Schwächsten beim schwierigen Übergang von Schule zu Arbeitsmarkt fällt künftig weg.

Täglich wird in den Medien diskutiert, dass durch Corona gerade Kinder aus sozial schwächeren Elternhäusern zu Verlierern werden. Und gerade diesen Schülerinnen und Schülern wird nun ein erfolgreiches Programm vorenthalten, dass ihnen bisher den Weg in die Arbeitswelt erleichtert hat: Die Berufsorientierung stellt eine wesentliche Säule der Mittelschule dar.

Man kann dieser Schulart nicht immer nur rhetorisch auf die Schulter klopfen, aber dann, wenn es darauf ankommt, kneifen. Die Mittelschule hat mit weiß Gott genug Problemen zu kämpfen, angefangen beim Lehrermangel bis hin zu der immer größeren Herausforderung, die Schülerinnen und Schüler zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Fatales Signal für die Bildungsgerechtigkeit

Dass dies immer noch trotz der widrigen Umstände gelingt, liegt vor allem an der engagierten Arbeit der dort unterrichtenden Lehrkräfte. Es kann nicht sein, dass nun ein wesentlicher Baustein der Berufsorientierung an den Mittelschulen sang- und klanglos aufgegeben wird. Dies wäre ein fatales Signal sowohl für die Bildungsgerechtigkeit in Bayern als auch für den Stellenwert der Mittelschule im gegliederten Schulwesen.

Damit ist nun klar, dass die Regierungsfraktionen zwar viele warme Worte für die Mittelschulen, die dort unterrichtenden Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler übrig haben, aber es leider immer dann an Unterstützung missen lassen, wenn es darum geht, diese warmen Worte mit konkreten Taten zu unterfüttern. Letztlich geht es um gerade mal sechs Millionen Euro, die im Haushalt hierfür bereitgestellt werden müssten. Angesichts des immensen Umfangs des Staatshaushalts ist nicht nachzuvollziehen, warum gerade hier der Rotstift angesetzt wird.

Wie soll es nun weitergehen?

Sollen die besonders unterstützungsbedürftige Schülerinnen und Schüler künftig ohne wertvolle individuelle Begleitung den Weg auf den Arbeitsmarkt alleine finden? Wer trägt eigentlich die Folgekosten, die für jeden und jede, die dann in der Arbeitslosigkeit enden, entstehen? Oder soll die bisher von professionell arbeitenden Sozialpädagogen geleistete Arbeit jetzt einfach so von den unterrichtenden Lehrkräften noch mit übernommen werden?

Dies wäre weder pädagogisch sinnvoll, noch angesichts des eklatanten Lehrermangels an den Mittelschulen praktisch umsetzbar. Die Belastung der Kolleginnen und Kollegen an den Mittelschulen liegt bereits heute an der Obergrenze. Wer hier noch etwas obendrauf sattelt, braucht sich nicht zu wundern, wenn sich immer weniger junge Menschen für das Studium dieses Lehramts entscheiden.

Es ist absurd: Einerseits greift man aufgrund des Lehrermangels notgedrungen auf Seiteneinsteiger ohne ausreichende Qualifikation zurück, die statt professionell ausgebildeter Lehrkräfte unterrichten sollen. Auf der anderen Seite werden mit diesem Beschluss professionell arbeitende externe Kräfte, die seit langem sehr gute Arbeit leisten, vor die Tür gesetzt. Sollen nun Lehrkräfte neben dem Unterricht auch noch die sozialpädagogischen Aufgaben entlassenen externen Personals übernehmen? Hält die Staatsregierung das für eine Strategie gegen den Lehrermangel?

CSU und Freie Wähler haben mit diesem Beschluss gezeigt, wieviel sie wirklich für die schwächsten Glieder der Gesellschaft übrig haben. Ein trauriger Tag für die Mittelschule!

Autor: Fritz Schäffer (BLLV-Abteilungsleiter für Schul- und Bildungspolitik)

-> Lesen Sie hier den Brief von Diana Stachowitz (SPD, Mitglied des Bayerischen Landtags) an den BLLV-Vizepräsidenten Gerd Nitschke, in dem sie an den BLLV appelliert, trotz des Aus für die Berufseinstiegsbegleitung weiterhin den Druck aufrechtzuerhalten.



Mehr zum Thema