Expertengremium moniert schlechte Prävention
Wenn einem alles dem Kopf zu wachsen scheint: Fast jede dritte Lehrkraft ist vom Burnout bedroht. Wissenschaftler fordern mehr Präventionsmaßnahmen.
Das aus namhaften Wissenschaftlern bestehende Expertengremium bescheinigt der Politik in seinem neuen Bericht zur Lehrergesundheit mangelndes Problembewusstsein und mangelndes Wissen zum Stand der Dinge. „Keine einzige Regierungspartei hat das Thema Burnout explizit auf die politische Agenda gesetzt“, sagte Prof. Bettina Hannover bei der Vorstellung im Dezember. Für einen geplanten Workshop mit Politikern und Vertretern der obersten Schulbehörden habe es keine einzige Anmeldung gegeben.
Jede dritte Lehrkraft ist burnout-gefährdet
Bereits im April 2014 hatte der Aktionsrat mehr Unterstützung für betroffene Pädagogen gefordert, allerdings ohne dass die Politik seither darauf reagiert hätte. Nach der damals veröffentlichten Studie haben sich die Fehlzeiten von Beschäftigen im Bildungsbereich aufgrund psychischer Probleme seit 2000 fast verdoppelt. Bis zu 30 Prozent seien als burnout-gefährdet einzustufen. Das entspricht rund 200.000 Menschen.
Wie die Fachleute betonen, könnte eine bessere Burnout-Prävention „einen signifikanten Beitrag zur Qualitätsverbesserung von Bildungseinrichtungen“ leisten, hängt doch der Lernerfolg der vielzitierten Hattie-Studie zufolge maßgeblich von der Lehrkraft ab. Die Kompetenz, effektives Klassenmanagement zu betreiben, sei bei chronisch überlasteten Lehrkräften jedoch nachweislich beeinträchtigt.
Der Aktionsrat Bildung stellt zwar fest, dass die Länder einiges zur Burnout-Prävention tun. Doch es handele sich dabei um eine Vielzahl unkoordinierter und unzusammenhängender Einzelmaßnahmen. Die Experten raten zu einem systematischen Gesundheitsmanagement, das einer laufenden Qualitätskontrolle unterliegt.
BLLV fordert systematische Burnout-Prävention
Das hatte der BLLV bereits 2013 in einer Petition an den Landtag gefordert. Darin mahnte der Verband an, einen arbeitsmedizinischen und schulpsychologischen Dienst speziell für Lehrkräfte einzurichten, regelmäßige psychosomatische Vorsorgeuntersuchungen, Anti-Stress-Seminare sowie Supervision im Kollegenkreis anzubieten. Der CSU-regierte Landtag lehnte die Petition ab und schloss sich der Stellungnahme des Kultusministeriums an.
Das hält die bereits bestehenden Schulungsmaßnahmen und Beratungsangebote für ausreichend. Zudem gebe es auch Gesundheitsbeauftragte. Das Kultusministerium empfahl, Beratung und Coaching sollten die an den Schulen tätigen Schulpsychologen übernehmen. Die sehen sich allerdings selbst überfordert, wie jüngst eine BLLV-Umfrage aufgezeigt hat. Neben Schülern und Eltern auch noch die eigenen Kolleginnen und Kolleginnen zu beraten, werden sie wohl kaum schaffen.