Die Triebfeder und die Freude am Lehrerberuf sind für die meisten Lehrkräfte die Kinder! Und so schwierig sie manchmal sein mögen, was ihnen das Berufsleben häufig schwer macht, ist eine bestimmte Sorte Eltern. Der Umgang mit den Lehrkräften ist im allgemeinen rauer geworden. Entscheidungen, Verfügungen, Aufsichtspflichtverletzungen, Erziehungsmaßnahmen, Noten Zeugnisse und vieles mehr werden kritisch hinterfragt.
Von dieser bestimmten Sorte Eltern aber eben gerne auch mit freundlichen Grüßen vom Anwalt. Viele Lehrer müssen sich selbst mit vermeintlichen Banalitäten oft stundenlang auseinandersetzen, beispielsweise ob das Kind in der letzten Reihe oder neben einem schlechten Schüler sitzt, oder es geht um einen halben Punkt in einer Probearbeit. Dabei wird massiv Druck ausgeübt: „Wenn Sie meinen Forderungen nicht nachkommen, dann werden Sie schon sehen…!“
Natürlich zählen Schule und Lehrkräfte nicht mehr zu den unangefochtenen Autoritäten. Das ist richtig so und auch nachvollziehbar: Schule produziert Gewinner und Verlierer, es geht um Berechtigungen, um Selektion, da entscheiden zum Teil Hundertstelnoten. Angesichts dieses verfehlten Lern- und Leistungsbegriff sind Probleme programmiert. Die meisten Konflikte sind systemisch bedingt.
Die Rechtsabteilung des größten bayerischen Lehrerverbandes BLLV mit 60.000 Mitgliedern weiß hiervon ein Lied zu singen. Genügten vor 20 Jahren ein bis zwei Rechtsvertreter um die schulischen Rechtsprobleme von Lehrern zu lösen, so ist diese Abteilung heute die größte Abteilung des Lehrerverbandes und mit 17 Personen besetzt, davon sechs Volljuristen.
Die meisten einlaufenden Rechtsfälle sind durch Eltern initiiert, seien es Elternbeschwerden, Dienstaufsichtsbeschwerden, Strafanzeigen, Widersprüche und Klagen gegen Lehrer.
Mangelnde Wertschätzung lässt Lehrkräfte ausbrennen
Häufig erklären Lehrkräfte in der Rechtsberatung des BLLV: „Nicht die Schüler stressen mich, sondern die Eltern!“ Nicht nur das Vertrauensverhältnis zwischen Elternhaus und Lehrkräften leidet unter dieser streitbaren Überfürsorglichkeit. Auch das Verhältnis zum Kind wird beeinträchtigt, weil die Lehrkraft stark verunsichert ist. Die Beziehung leidet, dabei ist sie für die Erziehungsarbeit von größter Bedeutung.
Wie soll eine Lehrerin, die heute als eine „despotische Herrscherin, die pädagogisch völlig unqualifiziert ist“ bezeichnet worden ist, dem Kind morgen unbefangen gegenübertreten können? Was empfindet eine Lehrkraft, wenn die Mutter mit einem Anwalt in die Elternsprechstunde kommt? Diese offensichtliche mangelnde Wertschätzung empfinden viele Lehrkräfte als verletzend und belastend.
Kein Wunder, dass Lehrer an der Spitze der Burnout-Statistiken stehen. Fast jeder sechste Lehrer in Bayern muss aus gesundheitlichen, vor allem psychischen Gründen in den frühzeitigen Ruhestand versetzt werden. Die Schülerinnen und Schüler sind dabei der geringste Belastungsfaktor.
Man muss es deutlich sagen: In den meisten Fällen funktioniert der Dialog zwischen Erziehungsberechtigten und Lehrkraft zum Wohle des Kindes sehr gut. Es genügt aber ein überkritisches Elternpaar in der Klasse, das glaubt mit Hilfe eines Anwaltes das Kind auf das Gymnasium zu hieven, um die Lehrkraft total zu verunsichern.
Manche Eltern sind der irrigen Annahme, Schule sei ein Dienstleistungsunternehmen und Lehrkräfte ausschließlich Dienstleister. Es geht um Kinder, um Individuen. Umso wichtiger, dass sich alle einsetzen für ein vertrauensvolles und gedeihliches Zusammenwirken zwischen Elternhaus und Lehrkraft!.