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Neuer Radlführerschein für Kinder ab der 2. und 3. Klasse soll Kinder verkehrstüchtig machen

Viele Kinder in der Stadt können nicht oder nicht ausreichend gut Radfahren. Auch auf dem Land nehme die Zahl zu. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann begrüßt den neuen Radlführerschein, Schule alleine könne aber nicht für mehr Sicherheit auf dem Rad sorgen.

Die deutsche presseagentur (dpa) berichtet, dass es bei Fahrradprüfung in der 4. Klasse oft böse Überraschungen gibt: Manche Kinder könnten nicht Radfahren oder seien sehr unsicher. Ein neuer Radlführerschein ab diesem Schuljahr soll die Kinder nun besser darauf vorbereiten. Damit reagiere das Kultusministerium auf Rückmeldung der Polizeipräsidien, die feststellten, dass immer mehr Kinder Probleme hätten, auch wenn 90 Prozent der Viertklässlerinnen und Viertklässler die Prüfung bestehen würden.

Bereits in der 2. und 3. Klasse sollen die Kinder nach Angaben des Kultusministeriums mit speziellen Übungen in der Turnhalle, auf dem Sportplatz oder Pausenhof Gleichgewicht, Reaktion und Konzentration trainieren, um sicherer beim Radfahren zu werden. Details zum neuen Radlführerschein wollen Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am 23. Oktober bei einem Besuch einer Münchner Schule vorstellen. 

Laut dpa seien die Gründe für die Unsicherheit der Kinder vielseitig. Auffallend ist nach Angaben der Verkehrserzieher aus Mittelfranken, dass immer mehr Familien ihrem Kind das Fahrradfahren gar nicht beibringen. Die Jugendverkehrsschule in der 4. Klasse sei aber nicht dafür gedacht, dass Kinder das Fahren dort lernten. Es ginge darum, die Verkehrsregeln umsetzen zu können, um zum Beispiel auf der Straße sicher abbiegen zu können. 

Zu wenig Übung zu Hause

Dass mit den Motorik-Übungen in der 2. und 3. Klasse die Fahrradausbildung nach vorne verlagert werde, begrüßt die BLLV-Präsidentin Fleischmann grundsätzlich. Sie sieht aber vor allem die Eltern in der Pflicht mit ihren Kindern das Radfahren zu üben. In dem Zusammenhang sehe sie vor allem die Elterntaxis sehr kritisch: "Das Elterntaxi ist eigentlich kontraproduktiv zum Radlführerschein. ... Verkehrstüchtig werden Kinder, wenn sie den Schulweg alleine bewältigen."

Die Schule alleine könne aber nicht für mehr Sicherheit auf dem Fahrrad sorgen und, so Simone Fleischmann weiter: "Das ist etwas, was auch die Eltern zu Hause trainieren müssen."

Kommentar der BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann

"Sicherheit im Verkehr ist eines der wichtigsten Themen für unsere Kinder. Dabei ist aber nicht nur und auch nicht zuvorderst die Schule in der Pflicht. Die Eltern müssen einen wesentlichen Beitrag leisten. Ich sage das, weil wir auch über die Herausforderungen sprechen müssen. Die zusätzlichen Stunden in der zweiten und dritten Klasse können natürlich helfen und das ist positiv zu bewerten. Es bedeutet aber auch Mehraufwand für die Lehrkräfte – auch in der Vorbereitung.

Diese Zeit wird irgendwo anders fehlen und bringt zusätzliche Belastungen mit sich. Und das gerade zu einer Zeit, in der wir aktuell Deutsch und Mathe als Kernkompetenzen stärken sollen. Das ist genau das, was der BLLV immer fordert: Eine Bildungspolitik, die gemeinsam und im Dialog mit den Schulen, klare Prioritäten setzt und dazu auch die Ressourcen im Blick hat.

Dazu kommt: Die Radlprüfung in der vierten Klasse kollidiert oft mit dem Übertritt an die weiterführenden Schulen – also noch ein Mehraufwand für die Lehrkräfte, in der eh schon stressigsten Zeit und eine Herausforderung für viele Kinder. Schülerinnen und Schüler mit motorischen Defiziten und schlechten Ergebnissen bei der Radlprüfung sind dann oft stark frustriert und gerade zum Übertritt überfordert, was sich deutlich auf die Noten auswirken kann. Und ich habe es persönlich als Lehrerin erlebt, dass Kinder mit einem geringen Selbstwertgefühl, weil sie zum Beispiel schlechte Noten haben, dann auch das Radabzeichen nicht schaffen. Und zwar nicht weil sie schlecht sind, sondern weil der Druck immer Leistung zu bringen irgendwann zu viel wird."

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