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Richtung stimmt, Tempo fehlt Startseite
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Neue Corona-Beschlüsse: Personelle Unterstützung und Schritte für mehr Gesundheitsschutz

Mehr Teamlehrkräfte, neue „Schulassistenz“, gemeinsamer Religionsunterricht, CO2-Ampeln und klare Maskenpflicht: Das sind die neuen Corona-Maßnahmen der Staatsregierung für Schulen. Vor Ort bedeutet das teils Entlastung, aber auch viel Organisation.

Wenn die Staatsregierung der Devise von Ministerpräsident Markus Söder „Schule so lange wie möglich offen halten“ weiter folgt, dann muss in Sachen Gesundheitsschutz einiges passieren – das hat der BLLV vielfach eingefordert! Im Anschluss an die gestrige Kabinettssitzung hat Kultusminister Piazolo neue Beschlüsse zum Umgang mit Corona an den Schulen verkündet. Sie sollen etwas personelle Entlastung bringen und mehr Gesundheitsschutz.

Die Umsetzung ist dabei mitunter für die Schulleitungen und Lehrkräfte, von denen in der Krise ohnehin ein hohes Maß an Flexibilität und Agilität gefordert ist, organisatorisch aufwändig. Und beim Gesundheitsschutz ist mehr Tempo angezeigt!

Gesundheitsschutz duldet keinen Aufschub

Technisch sind CO2-Ampeln für alle Klassenzimmer geplant, mobile Luftreiniger aber nur dort, wo Stoß- und Querlüften nicht möglich ist. Kultusminister Piazolo appellierte an die Kommunen, die für den Erwerb zuständig sind, die Geräte auch zu beschaffen und sicherte zu, dass die dafür veranschlagten 37 Millionen Euro aufgestockt werden, wenn dies bei der Erstattung der Investitionen der Kommunen im März notwendig werde.

Das alles müsse aber angesichts der aktuellen Infektionszahlen schneller gehen als bisher, betonte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann gegenüber dem Münchner Merkur: " Mich ärgert, dass die Umsetzung so lange dauert!" Die Staatsregierung müsse alle technischen Möglichkeiten, die den Gesundheitsschutz aller an Schule Beteiligten verbessern, JETZT in die Schulen bringen.

Unterricht erneut umorganisieren um Gruppenmischung zu reduzieren

Ein wichtiger Aspekt des Infektionsschutzes und der Vermeidung weitreichender Quarantäneanordnungen ist das Prinzip, die Gruppendurchmischung an Schulen möglichst zu vermeiden. Dies gestaltet sich ohnehin schwierig, je nach räumlicher Situation und Schülerzahl der Schule in unterschiedlichem Maß. Allen gemein ist die Problematik des Religionsunterrichts, der nach Konfession und Weltanschauung getrennt stattfinden musste.

Diese Vorgabe hat die Staatsregierung nun vorübergehend ausgesetzt und den Schulen verschiedene Modelle zur Auswahl gestellt, in denen der Klassenverbund erhalten bleibt: Unterricht kann mit wechselnden Lehrkräften entweder konfessionsübergreifend stattfinden oder zusätzlich weltanschaulich gemeinsam unter Einbeziehung von Ethik-Lehrern oder mit Stillarbeit der jeweils anderen Gruppen, die dann lediglich mitbeaufsichtigt werden.

Das Ganze ist ein Angebot, „kein Muss“, sagte Kultusminister Michael Piazolo. Die Krux aus Sicht der Schulen, die selbst entscheiden, welches Modell sie fahren wollen: Sie brauchen auf jeden Fall die Zustimmung aller Eltern – ein erheblicher organisatorischer Aufwand, auch im Einbeziehen der Kirchen und dem Moderieren etwaiger Widerstände. Die Bedeutung des Religions- und Werteunterrichts ist dabei aus Sicht des BLLV gerade in Krisenzeiten hoch, weil er Schülerinnen und Schüler in besonderer Weise Sicherheit, Halt und Orientierung geben kann.

„Teamlehrkräfte“ und „Schulassistenzen“ sollen Löcher stopfen

Dass die Staatsregierung beschlossen hat, die Schulen auch personell zu unterstützen, ist prinzipiell zu begrüßen. Denn schließlich herrschte besonders an Grund-, Mittel- und Förderschulen schon vor Corona Lehrermangel, der nun an vielen Schulen durch den zusätzlichen Aufwand für Corona-Maßnahmen bei gleichzeitigem Ausfall von Lehrkräften, die zu Risikogruppen zählen oder in Quarantäne mussten, zu dramatischen Zuständen führt. „Zwei Krisen prallen aufeinander“, stellte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann mehrfach klar und machte den Notbetrieb an Bayerns Schulen öffentlich.

Kultusminister Piazolo kündigte nun an, die Zahl der Teamlehrkräfte aufzustocken. Deren Einsatz sieht der BLLV insofern kritisch, weil es eben, anders als der Begriff suggeriert, keine Lehrkräfte im Sinne der pädagogischen Professionalität sind, die der BLLV an Schulen für dringend angezeigt hält.

Des Weiteren will Piazolo sogenannte „Schulassistenzen“ bereitstellen, die beispielsweise Aufsichten und Notbetreuung übernehmen können oder technisch unterstützen sollen. Zwar fordert der BLLV schon seit Langem, dass Lehrkräfte an Schulen durch Multiprofessionalität unterstützt werden müssen – bestenfalls im sozialpädagogischen, interkulturellen oder psychologischen Bereich, aber durchaus auch bei den nun geplanten Aufgaben. Doch mit den nun dafür veranschlagten 20 Millionen Euro lässt sich der akute Personalmangel an den Schulen bayernweit sicher bei Weitem nicht beheben.

Ungesund: Wir bräuchten zwei, haben aber nicht mal einen Lehrer pro Klasse

Wenn die Staatsregierung aus dem Modus des kurzfristigen Löcher Stopfens herauskommen will, dann muss sie, statt auf Sicht zu fahren,  jetzt endlich die Weichen für eine angemessene Personalversorgung an Grund-, Mittel- und Förderschulen stellen. Dafür braucht es, neben einer flexiblen Lehrerbildung, vor allem das Ende der Ungleichbezahlung gegenüber anderen Lehrämtern: Die Eingangsbesoldung muss auf A13 angeglichen werden, wie das in vielen anderen Bundesländern längst üblich ist und kürzlich auch von der stellvertretenden Vorsitzenden des Bildungsausschusses, Eva Gottstein, gefordert wurde. „Alle Lehrer sind Lehrer und alle Lehrer verdienen das Gleiche“, stellt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann klar.

Wäre nämlich die Personalversorgung gegeben, die der BLLV einfordert, um den heutigen Herausforderungen an Schulen mit zeitgemäßen pädagogischen Konzepten zu begegnen, dann könnte man nun unter Corona-Bedingungen Teamteaching und Multiprofessionalität zeitweise aussetzen, um Klassen zu teilen, ohne in den Distanzunterricht gehen zu müssen. Damit wäre die beste aller Infektionsschutzmaßnahmen gewährleistet: Abstand!

So aber sieht die Staatsregierung nun als einziges Mittel, das gestern ebenfalls beschlossen wurde, die einheitliche und weitgehend ausnahmslose Maskenpflicht.
 

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