Das zeigte die renommierte Bildungsforscherin Prof. Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung beim jüngsten Kamingespräch der BLLV-Akademie. Über Bildungspolitik und ihren Erfolg wird seit jeher emotional diskutiert, und ganz besonders über Inklusion. Allmendinger machte anhand diesem und anderer Themen deutlich, dass die in die Diskussion eingebrachten Argumente oft wenig mit der empirischen belegten Wirklichkeit zu tun haben. Das verdeutlichte sie in ihrem Vortrag in der vollbesetzen Empfangshalle der BLLV-Geschäftsstelle.
Inklusion: Möglich, wenn die Rahmenbedingungen stimmen
Inklusion kann nicht gelingen: Diese Behauptung widerlegen ihr zufolge Erfahrungen europäischer Nachbarn. Im Vergleich zu Staaten mit Parallelbeschulung (z.B. Niederlande, Schweiz) oder hybriden Systemen (Österreich, Großbritannien) schneiden komplett inklusive Systeme (Norwegen, Schweden) deutlich besser ab. Beeinträchtigte Kinder erwerben dort höhere Kompetenzen. Inklusive Schule ist somit nachweislich möglich. Allerdings muss diese auch finanziell entsprechend ausgestattet sein.
Gegliedertes Schulwesen versagt bei individueller Förderung
Oft wird argumentiert, dass in den leistungshomogenen Gruppen des gegliederten Schulwesens die Fähigkeiten des Einzelnen besser gefördert würden. Dies müsste ja bedeuten, dass deutsche Spitzenschüler im internationalen Vergleich ganz weit vorne liegen. Tatsächlich sind deutsche Schüler bei Vergleichstests in den zwei höchsten Kompetenzstufen weniger häufig vertreten als etwa finnische, französische, belgische oder irische Kinder und Jugendliche, die weit länger als hierzulande in einer Gemeinschaftsschule unterrichtet werden.
Bildung wird sozial vererbt
Bei der sozialen Selektivität des Bildungserfolgs schneidet Deutschland im internationalen wie europäischem Vergleich besonders schlecht ab. Besonders bezeichnend ist, dass in Deutschland die Anzahl der Bücher zuhause eine verlässliche Variable für den Bildungserfolg des Kindes ist.